Karriere-Ausblick 2022 Welche Branchen die besten Job-Chancen bieten

In welcher Branche finde ich 2022 die besten Job-Chancen? Quelle: imago images

Welche Bereiche gut zahlen, welche schwächeln und welche ein gutes Sprungbrett sind, analysieren die Berater der Strategieberatung Advyce. Elf Branchen im Überblick.

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Automobilindustrie

Gehaltsspanne

Absolventen: 40.000 bis 75.000 Euro
Führungskräfte, circa 45 Jahre alt: 90.000 bis 150.000 Euro

Lage der Branche
Der deutliche Abschwung aus dem Jahr 2019 wurde durch die Covid-19-Pandemie immens verschärft. Die anstehende Erholung in 2020 wurde durch den Chipmangel ab der zweiten Jahreshälfte 2020 deutlich ausgebremst. Der Materialmangel hat sich 2021 auf zahlreiche Materialgruppen ausgeweitet. Für 2022 rechnet man nur mit leichtem Wachstum.
Zudem steht die Branche vor gewaltigen Umstrukturierungen: Die Umstellung auf die Produktion von Fahrzeugen mit hybridem und vollelektrischem Antrieb sowie die immer weiter steigende Ausstattung mit Assistenzsystemen, digitaler Einbindung und neue Mobilitätskonzepte fordern neue Fähigkeiten und Kompetenzen. 

Chancen und Risiken
Die Einstiegschancen sind in den klassischen Feldern der Fahrzeugtechnik - Fahrzeugbau, Maschinenbau - eher mäßig, wogegen für die Zukunftsfelder E-Mobility, Assistenzsystem, Softwareentwicklung oder Elektronikentwicklung händeringend gute Absolventen und noch mehr erfahrene Experten gesucht werden.


Banken und Finanzdienstleister

Gehaltsspanne

Einsteiger: 40.000 – 100.000 Euro

Management circa 45 Jahre alt: zwischen 150.000 und 300.000 Euro

Lage der Branche

Bislang sind die Finanzdienstleiser gut durch die Pandemie gekommen. Die staatlichen Hilfsprogramme haben viele ihrer Kunden vorerst stabilisiert und Kreditausfälle minimiert. Die Pandemie hat die Transformation der Branche, also die Digitalisierung, beschleunigt. Die Gewinner der Branche sind derzeit Zahlungsdienstleister, also Bezahldienste wie Paypal oder Klarna. Stark gewachsen sind die Online-Broker. 

Die Investment-Banken profitieren von der Transformationen in anderen Branchen und der Schockstarre der Kapitalmärkte nach dem Corona-Einbruch. Die klassischen Banken reduzieren weiterhin massiv ihr Filialnetz. Währenddessen betreten neue Spieler, die sogenannten Neobanken und FinTechs das Feld oder bauen das bestehende Produktportfolio aus. Auch die großen Tech Konzerne wie Apple sind in den Markt eingestiegen. Die Börsenkurse der Universalbanken wie Deutsche Bank oder Commerzbank sind angezogen und liegen über dem deutschen Leitindex Dax.

Chancen und Risiken

Finanzdienstleistungen sind als Berufsfeld hoch interessant, gerade weil sich die Branche so verändert. Welche Dienstleister morgen den Ton angeben werden, lässt sich nicht absehen. Die jüngsten Risikofinanzierungen, beispielsweise bei N26 oder Trade Republic, zeigen aber die großen Hoffnungen der Finanzinvestoren.

Diese Dynamik im Markt bringt auch ein breiteres Spektrum an Anforderungsprofilen für Berufseinsteiger und Professionals mit sich, wodurch sich neue Möglichkeiten, auch für Quereinsteiger, ergeben.


Energie

Gehaltsspanne

Einsteiger: 43.000 Euro (Master), 62.000 Euro (Promotion)

Management etwa 45 Jahre alt: 80.000 bis 100.000 Euro für Teamleiter, 120.000 – 140.000 Euro für Abteilungsleiter

Lage der Branche

Das Jahr 2021 ist geprägt von Preissteigerungen in der Energieversorgung bei allen Energieträgern. Zudem kam es zu vermehrten Insolvenzen, insbesondere bei den günstigen Anbietern wie gas.de.

Der Strommix in den ersten neun Monaten des Jahres konnte zu 43 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Das ist ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2020, als der Wert auf bisherigem Rekordniveau von 48 Prozent lag.  Den größten Rückgang gab es bei der Stromerzeugung aus Windenergie. 

Chancen und Risiken

Mit dem Amtsantritt der neuen Bundesregierung wird eine Beschleunigung der Transformation von Deutschlands Wirtschaft hin zur Klimaneutralität angestrebt. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird einen zusätzlichen Schub bekommen. Der Ausbau von neuen Energieträgern auf Basis erneuerbarer Energien wie elektrolytisch erzeugter Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe bieten Chancen für Experten auf diesen Gebieten. 


Gesundheitswesen/Pharma

Gehaltsspanne

Einsteiger: 45.000 bis 55.000 Euro (Private Anbieter)

Management etwa 45 Jahre alt: 90.000 bis 110.000 Euro für Teamleiter, 120.000 – 140.000 Euro für Abteilungsleiter (betrifft private Anbieter)

Lage der Branche

Beschleunigt durch die Pandemie befinden sich alle Pfeiler des Gesundheitswesens im Wandel. Auch 2022 wird durch die Bekämpfung der Corona-Pandemie gekennzeichnet sein. Daraus resultieren vor allem Fragen zu Versorgungssicherheit und Optimierung der Produktion für die Pharma- und Biotechunternehmen. Die Herausforderungen im pflegenden Pfeiler des Gesundheitswesens sind Personalengpässe. Diese verschärfen sich zum einen durch die generalistische Pflegeausbildung, die es examinierten Fachkräften ermöglicht, in der Alten- und Krankenpflege zu arbeiten. Somit wandern viele Fachkräfte in die besser bezahlte Krankenpflege. Zum anderen haben viele Fachkräfte unter dem Eindruck der Corona-Pandemie die Branche verlassen.

Um Abhilfe zu schaffen, hat der Gesetzgeber Mitte 2021 die Angleichung der Gehälter an tarifliche Standards geregelt. Alle Pflegeanbieter sollen ab September 2022 die Gehälter an einen geltenden Tarifvertrag anlehnen, um Ihre Leitungen weiter mit den Pflegekassen abrechnen zu können.

Im Pflegemarkt kaufen private Anbieter weiter kleine und mittlere Pflegeanbieter auf - insbesondere in der ambulanten Versorgung. Finanzinvestoren werden vermutlich weiter insbesondere in der hoch spezialisierter ambulanten Intensivpflege einsteigen.

Chancen und Risiken

Nach Bewältigung der kurzfristigen Herausforderungen der Pandemie bleibt die Personalgewinnung eine der größten Herausforderungen. Neben der Vergütung sind planbare Arbeitseinsätze und die Konstanz im Team entscheidend, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter und damit die Qualität der Pflege und die Kundenzufriedenheit abzusichern.

Die Pflege-Angebote werden sich verlagern aus dem stationären Bereich heraus weiter in die häusliche Pflege und die ambulante Versorgung. Insbesondere in der häuslichen Pflege wird Smart-Home-Technologie zur Erleichterung des Alltags, aber auch zur Prävention und Unfallvermeidung verstärkt Einzug halten. Deshalb hat das mittlere Management in der Operative, aber auch in den Zentralfunktionen eine zentrale strukturierende und gestaltende Rolle, sei es für die Umsetzung von Vergütungsstrukturen und die Ausarbeitung passender Arbeitszeitmodelle oder aber für die Entwicklung neuer Dienstleistungen zur Erschließung komplementärer Angebote in der häuslichen Pflege.


Handel

Gehaltsspanne

Einsteiger: 40.000 Euro (Master), 55.000 Euro (Promotion)

Management circa 45 Jahre alt: 70.000 bis 100.000 Euro für Teamleiter, 100.000 bis 120.000 Euro für Abteilungsleiter

Lage der Branche

Im Einzelhandel in Deutschland arbeiten etwa drei Millionen Menschen, ungefähr ein Viertel davon sind geringfügig Beschäftigte. Die Branche befindet sich in einem strukturellen Konsolidierungsprozess: Waren- und Kaufhäuser verlieren immer mehr an Bedeutung, Filialisten oder Betriebe, die zu einem Verbund oder einer Dachgesellschaft gehören prägen das Stadtbild.

Der Boom des E-Commerce ist der einschneidende Trend im Handel in den vergangenen Jahren und hat auch im Jahr 2021 weiter zugenommen, vor allem auf Kosten der stationären Anbieter. Diese versuchen, Anschluss an den lukrativen Online-Handel zu finden: 2019 machten Online-Umsätze bereits rund 13 Prozent des Gesamtumsatzes der stationären Einzelhändler aus. Die wichtigsten Warengruppen im interaktiven Handel sind Bekleidung und Elektroartikel. Beim Online-Handel mit Lebensmitteln und sonstigen Konsumgütern des täglichen Bedarfs liegt großes Entwicklungspotential.

Während der Corona-Pandemie hat der Einzelhandel durch viele Geschäftsschließungen sehr gelitten, ohne die damit einhergehenden Verluste durch E-Commerce-Umsätze kompensieren zu können. Ausnahmen galten zunächst nur für systemrelevante Zweige wie den Lebensmittelhandel und Tankstellen.


Chancen und Risiken

Der Digitalisierungsgrad im Handel wird sich 2022 weiter erhöhen. Hatte sich das Konsumverhalten der Verbraucher in den vergangen Jahren bereits zunehmend verändert, so hat die Pandemie auf diesen Trend noch mal wie ein Booster gewirkt. Wegen dieser Entwicklung stehen der Einzelhandel, Städte und Kommunen vor großen Herausforderungen. Zwar verbinden Verbraucher mit dem Handel in den Innenstädten, in den Quartieren und Malls Lebensqualität, Wohnortattraktivität und Heimatgefühl und haben grundsätzlich ein ausgeprägtes Interesse daran, Innenstädte als Orte der Begegnung und des gesellschaftlichen Austauschs zu erhalten. 
Sowohl der Einzelhandel als auch der Geschäftskundenbereich müssen Online- und Offline-Business so integrieren, dass die Kundenzufriedenheit hoch ist, gleichzeitig aber die Kosten gering bleiben, so dass nicht nur der Umsatz, sondern auch der Gewinn steigt.

Der Handel wird den Kundennutzen und vor allem die Covenience-Orientierung der Kunden immer stärker in den Fokus der eigenen Ausrichtung nehmen müssen, um die Transformation erfolgreich zu gestalten und am Markt zu bestehen.


Immobilienwirtschaft

Gehaltsspanne

Einsteiger (Akademiker): 40.000 bis 44.000 Euro. Je größer das Unternehmen, umso höher das Gehalt.

Management circa 45 Jahre alt: 90.000 bis 120.000 Euro.

Lage der Branche

Der Boom in der Immobilienwirtschaft wird sich auch 2022 fortsetzen wegen der dauerhaft niedrigen Zinsen und anhaltend hoher Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum. Anders als bei Gewerbeimmobilien: Büros werden wegen Corona und Arbeit im Homeoffice weniger genutzt. Firmen verringern ihre Büroflächen, hybride Arbeitsmodelle werden wohl auch in Zukunft den Bedarf an Gewerbeimmobilien sinken lassen.
Derzeit leidet auch der Hotelimmobilienbereich sehr, da neue Mutationen des Corona-Virus eine Planung über wenige Wochen hinaus unmöglich machen. 

Zudem wird der direktive Eingriff der Politik in die Mietpreisgestaltung bis 2025 - Stichwort: „Mietpreisbremse in Metropolregionen“ - wird weiterhin nationale wie internationale Investoren dauerhaft abschrecken. Der Megatrend Nachhaltigkeit erfasst auch die Immobilienbranche, erste Unternehmen verfassen entsprechende Gutachten und verpflichten sich zur Klimaneutralität gemäß dem neuen deutschen Klimaschutzgesetz.

Chancen und Risiken

Die Debatte über eine Enteignung der großen Wohnungsgesellschaften und das hiermit verbundene schlechte Image als Abzocker, Umweltsünder und rücksichtsloser Gewinnmaximierer zu Lasten der Mieter sind große Herausforderungen in der aktuell öffentlich geführten Diskussion. Durch die Verschmelzung der Konzerne Deutsche Wohnen und Vonovia haben sich diese Kritiken wegen ihrer Größe noch verstärkt. Hier muss die Wohnungswirtschaft mit Aufklärung, Transparenz, aber eben auch guten Konzepten für nachhaltigen, bezahlbaren und sicheren Wohnraum gegenwirken.

Hinzu kommen stark gestiegene Energiepreise, die nicht nur für Mieter und Eigentümer eine Herausforderung sind, sondern die ein Umdenken der Immobilienunternehmen erfordern. Energieeffizienz, nachhaltiges Bauen und energetische Sanierung sind somit zukünftig Kompetenzen der Wohnungswirtschaft.

Für Berufseinsteiger, die gerne eine Branche im Umbruch mitgestalten, ist jetzt ein guter Zeitpunkt einzusteigen. Die großen Arbeitgeber in der Immobilienwirtschaft bieten attraktive Einstiegs- und Aufstiegschancen. Das Top-Management ist international ausgebildet, kapitalmarkt-affin und baut in den Stäben Nachwuchskräfte auf, die sich mit mannigfaltigen Aufgabenstellungen rasch entwickeln können. Die Arbeitszeiten sind vergleichsweise moderat, die Sozialleistungen sind überwiegend gut.

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