




Denn Mayer hatte gleich zwei Tabus gebrochen: Sie sprach sich als frischgebackene Mutter gegen familienfreundliche Arbeitsbedingungen aus. Und sie demontierte damit ein Stück weit das hippe StartUp-Image amerikanischer IT-Unternehmen, die eine Vorreiterrolle beim Wandel hin zu einer flexibleren Arbeitskultur einnehmen.
Das Thema Home Office liegt voll im Trend. Vor allem große Unternehmen wie Microsoft oder Coca Cola haben die Zeichen der Zeit erkannt und lassen ihre Mitarbeiter entscheiden, wann und wo sie arbeiten wollen. Die Abschaffung der Stechuhrpflicht soll die Eigenverantwortung stärken. So paradiesisch wie das im ersten Moment klingt, ist es aber in der Realtität dann doch oft nicht. So schränkt Coca-Cola-Personaldirektorin Nadine Ziese ein: "Nicht für jeden ist die Arbeit von zu Hause das Richtige: Zur Arbeit in einem Unternehmen gehört zum Beispiel auch der persönliche Austausch untereinander. Und jeder muss von Fall zu Fall entscheiden, ob er eine Aufgabe zu Hause erledigen kann oder ob Absprachen die Anwesenheit im Büro erfordern.
Tipps für den Umgang mit Heimarbeitern
Damit effizientes Arbeiten von zu Hause aus möglich ist, sollten bereits vorab klare Ziele und Ergebnisse bestimmt werden: Welche Aufgaben soll der Mitarbeiter bis zu welchem Termin zu hause erledigen?
Eindeutige Regelungen helfen bei der Steuerung von Gruppen, in denen Mitarbeiter sowohl im Büro als auch im Home Office arbeiten. Kommunizieren Sie die Regeln offen an alle Teammitglieder. So beugen Sie möglichen Vorurteilen gegenüber einer vermeintlichen Besserstellung eines Mitarbeiters vor.
Machen Sie Ihren Mitarbeitern deutlich, dass Home Office für gewisse Aufgaben und zu gewissen Zeiten möglich ist, aber keinesfalls eine regelmäßige Präsenz im Büro sowie Anwesenheit bei wichtigen Terminen oder bei Teambesprechungen ersetzen kann. Nicht für Heimarbeit geeignet sind alle Tätigkeiten, die eine ständige Abstimmung mit anderen Kollegen notwendig machen.
Heimarbeiter müssen voll arbeitsfähig und angebunden sein. Arbeitgeber sollten dafür die benötigten Laptops und elektronische Zugänge zur Verfügung stellen.
Das bestätigt auch die Studie „Recruiting Trends 2015“ und "Bewerbungspraxis 2015", die vom Center of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main gemeinsam mit dem Karriereportal Monster durchgeführt wurden. Von den befragten 1.000 Unternehmen bieten zur Zeit 47,0 Prozent ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, 54,5 Prozent wollen entsprechende Angebote in diese Richtung zukünftig ausweiten. Allerdings glauben auch Drei Viertel der Befragten, dass das Home Office die Zusammenarbeit mit Kollegen vor Herausforderungen stellt und weniger als drei von zehn antwortenden Unternehmen geben an, dass ihre Mitarbeiter im Home Office produktiver sind als im Büro.
Denn das Home-Office ist ein Arbeitsplatz mit Tücken. Eines seiner Hauptprobleme ist die Vermischung von beruflichen und privaten Belangen und die fehlende Abgrenzung voneinander: Die einen prokrastinieren ihre Arbeit mit Hausarbeit, bei anderen breitet sich das Office mehr und mehr über die ganze Wohnung aus. Wer also im Home-Office arbeitet, sollte sich in der Wohnung einen festen, abgegrenzten Arbeitsbereich schaffen. Akten, Unterlagen und Papiere sollten sich nur hier befinden und nirgendwo anders. Gleichzeitig muss man im Home-Office in Eigenregie darauf achten, Aufgaben zu erledigen. Das gelingt am besten, indem man Aufgaben fokussiert und Wichtiges zuerst erledigt, statt sich mit Twitter, Facebook, E-Mails, Telefonaten oder sonstigen Zerstreuungen abzulenken. Umgekehrt wacht aber auch niemand darüber, ob man regelmäßige Mahlzeiten einnimmt oder Pausen und Sport macht, um die Batterien wieder aufzuladen - anders als im Büro, wo einen die Kollegen auch mal mit ziehen.
Aber auch die Kommunikation ist ein häufig unterschätzter Aspekt im Home-Office: In unseren Köpfen sitzt tief, dass jemand, der zu Hause ist, ja frei haben muss. Hier muss der Home-Office-Arbeiter Freunden, Familie, Partner und Kindern klar machen, dass man nun bei der Arbeit ist und nicht gestört werden will. Dieses Nein-Sagen kann eine der härtesten Übungen im Home Office sein. Umgekehrt ist die Kommunikation mit Kollegen, allen modernen Kommunikationsmitteln zum Trotz, ungleich schwieriger: Man kann eben nicht mal schnell "rüber" gehen und eine Sache besprechen und Telefonate oder E-Mails erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen. Auch das zeigen die CHRIS-Studien: 53,2 Prozent der Befragten 7.000 Stellensuchenden sind der Meinung, dass durch Home-Office die Grenzen zwischen Arbeit und Familie verschwimmen. 43,8 Prozent geben, an, dass sich aufgrund von Home-Office die Anzahl an Kontakten verringert. Und 24,5 Prozent der Befragten fürchten sogar verringerte Karrierechancen durch das Ausüben von Home-Office.