
Wer als Frau Karriere machen will, findet im Buchhandel derzeit ein reichhaltiges Angebot an gut gemeinten Ratgebern. Die einen Autoren wollen weiblichen Nachwuchskräften "Spiele mit der Macht" oder "Erfolgsrituale für Business-Hexen" beibringen. Andere propagieren das "Arroganz-Prinzip", die "Venus-Strategie" oder wenden sich an "Macho-Mamas". Und wieder andere glauben: "Fleißige Frauen arbeiten, schlaue steigen auf."
So kurios manche Bücher auf den ersten Blick daherkommen - hinter allen steckt ein ernst zu nehmendes Anliegen, das im Kern auf die immer gleichen Fragen hinausläuft: Wie schaffen es Frauen an die Spitze von Unternehmen? Und welche Spielregeln müssen sie beim Aufstieg durch die Führungsetagen beachten?
Ob Frauenquote, Ausbau der Kindergartenplätze oder Einführung der Elternzeit: Über mögliche Antworten diskutieren Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft schon seit einigen Jahren. Über das Problem sind sie sich weitgehend einig, über die Lösung hingegen nicht.
Erst Anfang Mai traf sich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit etwa 100 Spitzenmanagerinnen und appellierte an die Unternehmen, Frauen in Führungspositionen stärker zu fördern. Wenige Wochen zuvor hatte Facebook-Topmanagerin Sheryl Sandberg in Deutschland ihr Buch "Lean in" beworben und ihre Kolleginnen mantraartig dazu aufgerufen, an sich zu glauben und Stereotype zu bekämpfen. Leider ist die Realität komplizierter als solche Kalenderweisheiten.
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Klar ist: Der Anteil weiblicher Führungskräfte soll steigen. Lediglich 11,1 Prozent aller Vorstands- und Aufsichtsratsposten der 160 börsennotierten Unternehmen in Deutschland werden aktuell von Frauen besetzt.
Das sind zwar immerhin etwa doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren. Doch Monika Schulz-Strelow, Präsidentin der Organisation Frauen in die Aufsichtsräte, hält das lediglich für eine Verbesserung in "homöopathischen Dosen".
Prominente Personalien aus den Unternehmen bestätigen ihre Zweifel. Erst Ende Mai wurde bekannt, dass die SAP-Personalchefin Luisa Delgado, ihr Amt bereits wieder verlässt - das sie erst im vergangenen September angetreten hatte. Offenbar hat der Softwarekonzern bei der Besetzung kein allzu glückliches Händchen: Delgados Vorgängerin Angelika Dammann verließ den Posten im August 2011, auch sie hatte ihr Amt nur gut ein Jahr inne.
Viele Gründe
Die Gründe für die männerdominierten Chefetagen sind so vielschichtig wie eine Zwiebel. Die einen schieben das Missverhältnis auf die fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie und verlangen von der Politik, die Rahmenbedingungen für die Balance zwischen Kind und Karriere zu verbessern.
Die anderen appellieren an Frauen, bereits im Studium häufiger wirtschaftsnahe oder ingenieurwissenschaftliche Fachrichtungen zu wählen - beide sind derzeit fest in männlicher Hand. Wieder andere fordern ein Umdenken von den Personalverantwortlichen und verlangen von ihnen, dass sie bei neuen Stellenbesetzungen vor allem weibliche Kandidaten berücksichtigen sollen.