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Reden mit dem Teleprompter: Wie würden Sie es Freunden beim Abendessen erzählen?

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2. Freuen Sie sich auf das Satzende!

Es ist nicht ganz leicht, diesen Aspekt hier in einem Text zu beschreiben, weil Sie es nicht hören können. Aber in meinen Teleprompter-Coachings beschreibe ich es so:

Seit unserer Schulzeit haben wir es uns angewöhnt, die meiste Energie auf den Anfang eines Satzes zu legen. Und so lesen wir den Satz „Ich gehe ins Büro“ noch so, wie wir damals gelesen haben „Ich gehe auf den Spielplatz“. Der Satz beginnt voller Kraft oben und verliert Richtung Ende unten an Fahrt, wie ein Spielzeugauto, dass wir am Kofferraum anstoßen und das dann langsam kraftlos ausrollt.

Wenn wir unsere Texte aber so vom Prompter ablesen, dann haben wir eine Lesebuch-Leier drauf, die sofort entlarvt: Da entwickelt gerade keiner schöne Gedanken, sondern da will sich jemand gerade einfach nicht verlesen.

Heben Sie deshalb auch mal das Ende des Satzes hervor. Und denken Sie wieder an Ihre Freunde: „Wohin gehst du?“
„Ich gehe ins BüRO!“

Wie ein Spielzeugauto, dass am Ende auf einer Sprungschanze abhebt. Also:
(Ich möchte mich bei Ihnen) beDANKen.
(Wir haben viel zusammen) DURCHgemacht.
(Ihr könnt euch wirklich) GLÜCKlich schätzen.

Wenn Ihnen das schwerfällt, dann stellen Sie Sätze um. Statt: Und als nächstes möchte ich auf unsere Marketingstrategie eingehen sagen Sie: Und als nächstes möchte ich eingehen: auf unsere Marketing-Strategie.

Ja, auch das wäre Ihnen früher im Aufsatz rot angestrichen worden. Heute sammeln Sie damit Punkte.

Apropos Punkte:

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 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

3. Schreiben Sie Punkt statt Komma

Punkte sind fantastische Betonungs-Hilfen. Denn was sich kaum einer bewusst macht: Wenn wir reden, ziehen wir oftmals die Betonung mitten im Satz runter – an Stellen, an denen im Schriftdeutsch ein Komma steht. Das Blöde ist nur: Lesen wir ein Komma, trauen sich viele nicht, dort nach unten zu betonen. Und schwupp klingt es wieder abgelesen.

Beispiel: Wenn wir an unsere Zukunft denken, haben viele den Klimawandel, brennende Wälder und schmelzende Eisberge im Kopf. Aber es gibt noch Chancen, die wir nutzen sollten.

Um den Text locker vorzutragen, als kämen sie gerade als gute Idee aus Ihrem Kopf, schreiben Sie ihn um:
Wenn wir an unsere Zukunft denken. Da haben viele den Klimawandel im Kopf. Brennende Wälder. Und schmelzende Eisberge. Aber es gibt noch Chancen. Und die sollten wir nutzen.

Ein Gedanke nach dem anderen. Und: Punkt statt Komma. So kommen Sie mal runter. Und das klingt echt.

4. Trauen Sie sich Umgangssprache

Erfahrene Teleprompter-Redner beschränken sich entweder auf Stichworte (nächstes Thema: Oster-Kampagne) oder improvisieren trotz vollständiger Texte. Steht dort: Und als nächstes kommen wir zu unserer Osterkampagne, könnten Sie sagen:
So, und jetzt. Ach, da freue ich mich drauf. Jetzt kommen wir nämlich zu unserer Osterkampagne.

Wenn Sie sich bei Rotlicht nicht zutrauen, sich spontan vom Text zu lösen, dann improvisieren Sie vorab beim Üben. Und schreiben Sie es sich dann genau so auf, wie es aus Ihnen herausgesprudelt kam. Spontan und ungehobelt: So, und jetzt – Ach, auf diesen Punkt freue ich mich schon seit heute Morgen. Das wird gut. DENN: Jetzt wird es Frühling im Kopf. Es geht um Ostern.

Unterm Strich lautet die Aufgabe: Hauen Sie Kerben in den Text. Der gekonnte Teleprompter-Redner klingt, als hätte er noch nie etwas von einem Teleprompter gehört.

Mehr zum Thema: Präsentieren vor der Kamera wird zur Routine. Aber nicht alles, was Videokonferenz-Programme technisch bieten, dient dem obersten Ziel unserer Auftritte: das Publikum zu überzeugen. Erobern Sie sich die Bühne zurück.

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