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So retten Sie Ihre Präsentation bei Technik-Pannen

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Der große Auftritt

Dann der große Auftritt. Das Publikum ist vollzählig. Der Kollege vom technischen Support zuckt mit den Schultern. Die Leinwand leuchtet knallblau. Sonst nichts. Die Technik streikt tatsächlich. Und jetzt?

1. Bedenken Sie: Zumindest einige Leute auf den Stühlen vor Ihnen haben Sie während Ihrer Kabelfummel-Phase genau im Blick: Wie meistert der Präsentator oder die Präsentatorin da vorne gerade diesen Durchhänger? Zeigen Sie deshalb schon mit Ihrer Mimik: Sie lassen sich von einem Haufen Elektronik nicht die Show stehlen. Ein gemurmeltes „So ein verdammter Mist!“ lässt Sie genauso verzweifelt erscheinen, wie wenn Sie fast unmerklich den Kopf schütteln oder mit hängenden Schultern vor sich hin seufzen. Machen Sie sich oder anderen keine Vorwürfe (dafür ist später noch Zeit), sondern nehmen Sie die Herausforderung mit durchgedrücktem Kreuz an. Achten Sie auf die Stimmung bei Ihren Zuhörern. Stellen die Leute das allgemeine Smalltalk-Gemurmel untereinander ein und erwarten nun, dass Sie wirklich loslegen, ist es spätestens Zeit für Sie, die Reißleine zu ziehen. Im wahrsten Sinne. Trennen Sie den Laptop vom Beamer. Entweder ist die Gruppe klein genug, dass Sie die Show auch direkt am zum Publikum umgedrehten Laptop starten können (das geht vielleicht noch bei sechs Leuten), oder Sie klappen ihn beherzt zu und starten den einkalkulierten Freiflug.

2. Erklären Sie Ihrem Publikum, dass es nun eben auch so gehen muss und dass Sie versuchen werden, das Beste draus zu machen. Wenn Sie nicht gerade einleiten: „Ich habe keinen Adapter dabei, weil der mir zu teuer war“, dann wird auch jeder dafür Verständnis haben, dass die Technik streikt und dass es nun nicht so laufen wird, wie von Ihnen geplant. Nehmen Sie es mit einem Lächeln. Die Leute werden Sie für Ihre Gelassenheit bewundern.

3 Vorüberlegungen, bevor Sie eine Präsentation anfangen

3. Sagen Sie an kritischen Stellen dazu, wenn es nun wegen der fehlenden Visualisierung etwas schwieriger zu verstehen sein mag, und erlauben Sie Nachfragen. Zeigen Sie, dass Sie Spaß haben am Improvisieren. Und wecken Sie bei Ihrem Publikum auf diese Weise das Vergnügen, Ihnen gedanklich zu folgen.

4. Stellen des Vortrags, die von einem tollen Foto oder einer Grafik gelebt hätten, können Sie in bunten Farben schildern: „Hier wollte ich Ihnen eigentlich ein Bild zeigen von einer Familie, wie sie gemeinsam mit dem Hund auf dem Sofa herum kuschelt, als Beweis dafür, wie zufrieden alle mit dem Bausparvertrag sind, um den es gerade geht.“ Dann hat jeder dieses Bild von Geborgenheit und Glück im Kopf. Das ist mal originell eingefädelt.

5. Einige Aspekte lassen sich ohne Visualisierung wohlmöglich wirklich nicht gut vermitteln, etwa die Frage: „Wie sehen die mit unserer Werbung beklebten Busse und Bahnen denn nun tatsächlich aus?“ Lassen Sie diese Aspekte weg und versprechen Sie, alles Relevante nachzureichen. Ein Kompromiss, der Sie souverän wirken lässt.

6. Selbst bei größeren Gruppen haben Sie die Chance, einzelne Grafiken, Schaubilder oder Fotos, die einfach unentbehrlich sind, am Laptop zu zeigen. Gehen Sie mit dem Computer durch die Reihen. Vielleicht reicht ein erster Eindruck ja aus, vielleicht reicht es dem Publikum zu spüren: Da gibt es schon was zu zeigen. Vielleicht genügt einem Großteil des Publikums für das gute Gefühl, dass ein anderer Teil des Publikums etwas erkennen kann und zustimmend nickt.

Fragen Sie in die Runde: Finden Sie es gut, dass ich so durch die Reihe gehe, oder wollen Sie sich lieber bis zu den per E-Mail nachgelieferten Fotos gedulden?

Alles dramaturgisch nicht gerade so, wie geplant. Was aber nicht heißt, dass man Ihnen nicht dennoch an den Lippen klebt. Vielleicht sogar mehr, als mit Folien an der Wand. Und wohlmöglich folgt einem solchen technischen GAU ja sogar die Erkenntnis: Ohne Folien geht es auch.

Es ist zwar schöner, wenn man vorher weiß, was auf einen zukommt. Aber es ist auch schön zu wissen, dass man von einer Superpanne sogar noch profitieren kann.

Wenn es am Ende von Seiten Ihres Publikums nämlich heißt: „Hier und da sind mir Aspekte zwar nicht so ganz klar geworden. Aber eins habe ich verstanden: Mit Ihnen kann man in Krisenzeiten gut zusammenarbeiten.“

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