Karriereleiter

Englisch im Job: Reden Sie Bullshit, aber reden Sie!

Seite 2/2

„Do you need fire?“ - Warum denn nicht?

Wenn Sie einen Raucher, der nach seinem Feuerzeug kramt, fragen: „Do you need fire?“, dann wird der sicherlich nicht denken: Idiot, das heißt: You wanna use my lighter? Sondern er wird sich über den Deutschen oder die Deutsche freuen, die mitgedacht hat und Hilfe anbietet.

Selbst wenn Sie auch beim dritten Treffen noch sagen „nice to meet you“, dann wird man Sie wahrscheinlich nicht für dement halten (Nice to meet you sagt man dem Wörterbuch nach nur beim ersten Kennenlernen, bei den folgenden Treffen: Nice to see you), sondern sich im Zweifel gar nichts Abfälliges dabei denken. Keine zusätzliche Angst also vor oft ohnehin schon stressigen Begrüßungssituationen.

Eine Grenze des Drauflos gibt es allerdings doch: Wenn Sie mit Ihrer persönlichen Englischversion Missverständnisse auslösen, die Ihnen schaden.

Eine lange Anreise zur Arbeit kostet Zeit, Nerven und schadet der Gesundheit. Jetzt kommt eine Studie zu dem Schluss: Das Pendeln kann sich auch negativ auf den Job auswirken.
von Lin Freitag

Bsp: Die Zeitangabe „half nine“ bedeutet „halb zehn“ (also neun und eine halbe Stunde), nicht halb neun. Wüssten Sie das nicht, stünden Sie eine Stunde herum, wie bestellt und nicht abgeholt. Aber besser das als zu spät. Ich war mal zwölf Stunden zu früh in Sydney am Flughafen, weil ich vergessen hatte, bei der Angabe der Abflugzeit auf am/pm zu achten. Das passiert einem eben nur einmal. Das sollte Sie nicht davor abschrecken, Fünfe auch mal gerade sein zu lassen. Just let a five be even sometimes.

Das Risiko, dass Ihre Unbekümmertheit beim Englischsprechen Sie auch mal auf die Nase wirft, darf Sie nicht davon abhalten, in jeder beliebigen Diskussion unter Kollegen beim Wein nach Feierabend Ihre allseits geschätzte Meinung in den Ring zu werfen.

Ich würde es so machen: Haben Sie Spaß dran, sich zu verbessern, aber haben Sie keine Angst vor Fehlern. Googlen Sie nach den Denglisch-Klassikern (Der Beamer ist im Englischen the projector usw.) lesen Sie sich durch, vor welchen „Fallstricken“ da so gewarnt wird. Da sind erhellende Sachen dabei. Aber seien Sie gewarnt: Selbst Absender wie Spiegel Online bieten manchmal deutsche Besserwisserei am Sinnvollen vorbei. Dort heißt es etwa: Auf die Abschiedsfloskel „Take care!“, solle man niemals „You too!“ antworten, sondern „And you“.

What? Ich habe das einem Freund aus Los Angeles geschrieben. Seine WhatsApp-Antwort: Niemand sagt „and you!“ LOL

Sie sehen: Mit halbgarem Englisch kann man immerhin EU-Kommissar oder Kolumnist bei Spiegel Online und der WirtschaftsWoche werden. Entscheiden Sie selber, ob Sie das motiviert.

Aber atmen wir entspannt durch: Unsere angeblichen Fehler entwickeln das internationale Englisch nur weiter zur wahren Weltsprache. Auf Ihre Ideen wäre vielleicht sonst niemand jemals gekommen. Und für unsere Partner in der Geschäftswelt ist es doch entspannend zu sehen, dass wir Deutsche eine Sache mal nicht so verbissen perfektionistisch angehen. Wenn dann mal jemand über unsere Wortwahl schmunzelt, verbuchen wir es als Herzpunkte.

Cheers! Prost? Na gut.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%