Karriereleiter

Die perfekte E-Mail in Zeiten von WhatsApp

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Ein ;-) bewahrt Sie vor Missverständnissen

Neulich erreichte mich eine E-Mail, adressiert allein an eine Kollegin und mich. Mit der Anrede: „Liebe Kolleg*innen“. Obwohl dort alle wissen, dass wir beide uns als Mann und Frau empfinden. Das * wirkte daher übervorsichtig und arg unpersönlich.

Übrigens: Spätestens nach zweimaligem Hin- und Herschreiben können Sie die Anrede nach Gefühl meist ganz weglassen. Hier schlägt der WhatsApp-Stil den alten Geschäftsbrief auf Papier. Zugunsten eines knackigen Dialogs.
„Hallo Leon Stark, das PDF ist angekommen. Vielen Dank. Wann würde Ihnen denn ein Telefontermin dazu passen?“
„Ich habe mal meinen Kalender gefragt: Was halten Sie von Do, 11 Uhr 30?“
„Passt. Bis dahin. Ich freue mich drauf.“

2. Emoticons auch in der E-Mail erlaubt? :-)

Die Antwort ist kurz und lautet: ja. Weil sie eine unglaubliche Wirkung entfalten. Ein freundliches Lächeln wirkt nun einmal nett, egal wie man zu solchen Zeichen steht. :-) ohne viele Worte. Das Emoticon ist so gesehen eine Revolution in der schriftlichen Kommunikation per Tastatur.

Es mag typisch deutsch sein, dass im Land der Dichter und Denker der Ausdruck von Gefühlen per Zeichensetzung statt in schönen Worten auf Widerstand stößt. Trotzdem ist ein :-) ein Lächeln. Wer kann da wirklich böse sein?
Anders als bei WhatsApp sollten Sie aber besser keine ganzen Comic-Geschichten über kunterbunte Emojis erzählen (zumal Delfine, Hot Dogs und Weihnachtsbäume keine Gefühlssymbole sind und außerdem nicht bei jedem technisch einwandfrei angezeigt werden). Das wirkt schnell albern. Beschränken Sie sich auf die wesentlichen Gefühlsausdrücke, etwa auf diese hier:

:-) fröhlich
;-) ironisch
:-D lachend

Nutzen Sie sie fein dosiert und nur dann, wenn Sie unsicher sind, ob Ihre Worte ohne Emoticons falsch verstanden werden könnten, weil man Ihre Gefühlsregung dazu nicht klar deuten kann.
„Wie schnell doch die Zeit vergeht. Nun warte ich tatsächlich schon seit drei Monaten auf Ihre Antwort“. Gerade Ironie wird oftmals unironisch aufgefasst. Das löst schnell schlechte Laune aus. Ein ;-) bewahrt Sie vor Missverständnissen.


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Lol (laughing out loud) und Rofl (rolling on the floor laughing) haben hierzulande übrigens bei vielen ihren Ruf als peinlicher Nerdsprech weg. Also besser nicht.

3. Die Ausdrucksweise: Klassisch druckreif oder wie man halt so spricht?

„Durch mein Praktikum, welches mich in den Umgang mit Organisationsarbeiten einführte, habe ich bereits einen besseren Einblick in Bürotätigkeiten erlangt.“
Solche Bewerbungstexte schreiben noch heute Abgänger vom Gymnasium, die sagen: „Das habe ich so gelernt.“ Weil gestelzt und verschwurbelt angeblich gebildet klingt. Der Effekt: Der Empfänger kann den Menschen hinter den Zeilen nicht erfühlen. Die Persönlichkeit ist wie abgeschaltet.

Es kostet aber auch viele Erfahrene noch einiges an Überwindung, lockerer zu formulieren: „Während meines Praktikums habe ich schon ein bisschen gelernt, wie man Projekte selbst organisiert. Deshalb weiß ich jetzt: Die Arbeit im Büro macht mir einfach Spaß.“

Mit Texten, die leicht verdaulich sind, erreichen Sie den Leser. Leicht heißt aber nicht schnodderig und ungeschliffen wie unter Freunden auf WhatsApp. Bis heute gilt: Rechtschreibfehler sind in E-Mails verboten. Anders als bei WhatsApp, wo Orthografie-Murks mitunter zur Überwindung alter Schultraumata locker flockig drin gelassen wird. In der E-Mail gelten sie hingegen nicht unbedingt gleich als Beweis für eine Lernschwäche oder geringe Bildung, aber auf jeden Fall für Gleichgültigkeit und Schlampigkeit. Auch wenn Sie es selbst nicht so eng sehen: Wer weiß schon, wie es der Empfänger sieht?

Beim Ausdruck aber hat sich was getan. Früher galt als Richtschnur: Hat der Absender die Konventionen drauf? Heute gilt: Zeigt der Absender zwischen den Zeilen gekonnt Persönlichkeit? Verstecken Sie sich also nicht hinter gestanzten Sätzen. Wenn Ihnen das gelingt, ohne selbstdarstellerisch zu wirken, liest man Ihre E-Mails gerne. Und das ist ja der halbe Weg zum Ziel.

Mehr zum Thema: Homeoffice-Knigge: So gelingt die Kommunikation mit Kollegen von Zuhause

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