Das zeigt schon, dass man mit Verbissenheit nicht weiter kommt: Denn für ein gutes Gespräch muss eben auch die zwischenmenschliche Chemie stimmen. Dafür kann man natürlich im Vorfeld die Privatsphäre seines Netzwerkpartners in Spe beleuchten. Manchmal hat man aber auch einfach Pech - und trifft etwa auf einen Gesprächsschwamm, der jeden Gesprächsbeginn wie ein emotionaler Schwamm aufsaugt. Und dann?
Einen passenden Tipp hat die Management-Trainerin Cornelia Topf: Für den Einstieg ins Gespräch eigneten sich am besten Fragen, weil sie Interesse signalisierten. Die helfen selbst bei Menschen, die wie ein Schwamm jeden Gesprächsansatz aufsaugen und einfach nicht antworten. Auf die Art der Frage kommt es an. Eher schlecht sind geschlossene Fragen wie „Finden Sie die Veranstaltung nicht auch sehr spannend?“ "Was kann man darauf schon antworten? Eigentlich nur Ja oder Nein – und in beiden Fällen ist das Gespräch beendet, bevor es begonnen hat", sagt Topf. Um eine längere Antwort zu erhalten, ist es sinnvoller offene Fragen zu stellen, die mit "wie", "warum", "weshalb", "wofür", "wozu" oder „Was halten Sie davon?" beginnen.
Vermieden werden sollte hingegen, was die Management-Trainerin als Quasselreflex bezeichnet: "Je unsicherer viele Menschen sind, desto mehr reden sie, desto stärker fallen sie anderen auf die Nerven und erreichen genau das Gegenteil von dem, was sie erreichen wollen. Ein guter Small Talk besteht darin, dass Sie zuhören und Ihr Gegenüber redet. Niemand mag Oberlehrer und Vielredner."
Also gut, wir haben es verstanden: Ein bisschen hemmungslos sein, aber beim Verkaufen nur nicht zu dick auftragen, sich immer schön für den anderen interessieren - ein Hoch auf den, der eine solche Geduld mitbringt, während die meisten Menschen eigentlich nur ihr eigenes Ding im Kopf haben.
Spezielle Situationen erfordern passende Kontakte
Und was passiert eigentlich mit den ganzen Visitenkarten, die man auf Veranstaltungen brav gesammelt hat und von denen man hinterher in der Regel nicht mehr weiß, mit wem man eigentlich alles gesprochen hat? Wer gut ist, hat deshalb auf seiner Visitenkarte noch sein eigenes Foto - wirkt ziemlich eitel, ist aber ungeheuer praktisch, weil es dann hinterher viel leichter fällt, einem Namen auch ein Gesprächsthema zuzuordnen. Allen anderen helfen Google und die sozialen Netzwerke.
Tipps für den gelungenen Smalltalk
Zum Smalltalk gehört auch eine entsprechende Körperhaltung: Es geht um eine nette, harmlose Plauderei, also beginnen Sie diese mit einem netten Lächeln. Und verschränken Sie die Arme nicht vor der Brust und verstecken Sie Ihre Hände nicht hinter dem Rücken oder in den Hosentaschen.
Smalltalk betreiben wir meist mit Menschen, die wir nicht besonders gut kennen. Deshalb ist es wichtig, einen angenehmen Gesprächsabstand einzuhalten. Wer seinem Gegenüber zu dicht auf die Pelle rückt, darf sich nicht wundern, wenn er sich unbeliebt macht.
Am liebsten smalltalken die Deutschen über ihren Urlaub, Ärger mit Handwerkern, ihre Hobbies, Berufliches oder die Gesundheit.
Vermeiden Sie die Themen Politik, Religion, Geld und private Probleme: Solche Themen sind nur für den Freundes- oder Verwandtenkreis bestimmt. Für eine unverbindliche Plauderei mit Fremden eignen sie sich nicht.
Auch wenn es sich um Ihren absoluten Lieblingswitz handelt, beginnen Sie ein Gespräch bitte nicht mit: „Kennen Sie den?...“ Niemand hat etwas gegen humorvolle Bemerkungen und Schlagfertigkeit, aber Sprücheklopfer und Witzbolde kommen einfach nicht gut an.
Bringen Sie Ihr Gegenüber dazu, etwas zu erzählen. Wer geschlossene Fragen stellt, auf die der Gesprächspartner nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten kann, schafft keine angenehme Gesprächsatmosphäre. Versuchen Sie es lieber mit einer Frage wie „Woher kennen Sie den Gastgeber?“
Achten Sie darauf, neutrale Fragen zu stellen und freundlich zu bleiben. Wer fragt: „Finden Sie Fußball auch so doof?“ wird es sich mit einem eingefleischten Fan verscherzen. Dann lieber fragen, was das Gegenüber beruflich macht. Zur Not reden Sie über das Wetter, das geht immer.
Damit sich wirklich ein nettes Gespräch ergibt, müssen Sie natürlich nicht nur Fragen stellen, sondern auch zuhören. Schenken Sie Ihrem Gegenüber also die volle Aufmerksamkeit, auch wenn Sie sich über belanglose Themen unterhalten. Sonst verliert er schnell die Lust am Gespräch mit Ihnen.
Auch wenn Lästern im Freundeskreis Spaß macht, beim Smalltalk sollten Sie es sich sparen. Es fällt nur negativ auf Sie zurück. Zuhörer übertragen jene Eigenschaften, die Person A einer Person B andichtet, unbewusst und automatisch auf Person A. Ebenfalls verzichten sollten Sie auf prahlerische Redebeiträge nach dem Motto „Mein Haus, mein Auto, meine Yacht“.
Aber, Hand aufs Herz, die meisten Visitenkarten werden irgendwo abgelegt und nie wieder angeschaut. Und ähnlich verhält es sich auch mit vielen Gesprächen, die man so führt: Aus den Augen, aus dem Sinn. Weil das menschliche Gehirn eben nur eine bestimmte Menge an Informationen verarbeiten kann.
Dementsprechend führt es nur in seltenen Fällen zum Erfolg, wild drauflos Kontakte zu sammeln. Denn gutes Networking bedeutet nicht, so viele Kontakte wie möglich zu haben, sondern in speziellen Situationen die genau passenden Kontakte. Die wollen wie jede menschliche Beziehung gepflegt werden, ein ständiges Geben und Nehmen. Und nur weil man den Politiker X oder den von und zu Y kennt, heißt das noch lange nicht, dass man davon auch einen Vorteil hat.
Genau da zeigt sich die Crux am Networking: Man weiß im Voraus nie, welcher Kontakt sich irgendwann einmal als hilfreich herausstellt. Das ist schlicht unvorhersehbar und insofern auch nicht planbar. Ein wahrer Networkingskünstler ist daher der, der es schafft, möglichst viele Bälle in der Luft zu halten, dabei stets geduldig, sich aber dennoch nie ausnutzen lässt. Eine kaum erreichbare Gratwanderung.
Die Autorin betreibt das Blog "Berufebilder". Sie können auch über Twitter mit ihr in Kontakt treten.