Karriereleiter
Quelle: imago images

Im Video-Meeting und sogar im Fernsehen: Machen Sie den Kamera-Grinse-Test

Sie müssen nicht Fernsehmoderator oder -moderatorin sein, um vor der Kamera sympathisch und selbstbewusst zu wirken. Mit den folgenden Tipps zum Blickkontakt, dem Lächeln und der Handposition klappt es sofort besser.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Im Durchschnitt verbringen wir alle mehr Zeit vor der Kamera als noch vor ein paar Jahren. Zum einen, weil die Technik große Fortschritte gemacht hat und mittlerweile in Smartphones Kameras eingebaut sind, mit denen sogar Fernsehsender in HD-Qualität Nachrichtenfilme produzieren. Das reicht allemal für die Videokonferenz.

Zum anderen – Sie wissen schon: die Pandemie. Die hat uns aber nicht nur zu hunderttausenden in tägliche Videocalls getrieben. Messen sind reihenweise ausgefallen, Firmen präsentieren ihre neuen Produkte nun vor der Kamera. Teilweise in richtig hochwertig inszenierten Produktshows vor riesigen LED-Leinwänden im Stil von Apple, wenn das neue iPhone kommt.

Und plötzlich stehen viele von uns im Rampenlicht, die bisher Kontaktpflege und Kommunikation vor allem über Telefongespräche betrieben haben. Und in vielen Fällen wird das auch nach der Pandemie so bleiben. Vor der Cam ist die neue Dienstreise.

Und dass plötzlich auch mal ein Fernsehinterview oder ein O-Ton für ein Online-Format eines Zeitungsverlags anstehen kann, das merken nicht nur die Virologinnen und Impfstoffentwickler, die bislang eher im kleinen Kreise vor Leuten geredet haben und nun plötzlich Millionen von Zuschauern haben. Lehrervertreter, Gastronomen, Pflege-Beauftragte, Arbeitnehmervertreter in der Fleischindustrie – sie alle bekommen nun ein Forum vor der Kamera.

Viele können sich also schon einmal dran gewöhnen: Ein Teil unseres Berufes ist die Arbeit vor der Cam. Es lohnt sich also, den Auftritt souverän zu beherrschen. Hier ein paar Tipps fürs Interview und für die Video-Konferenz:

1. Wo soll ich hingucken?

Im Videocall mit Kolleginnen und Kollegen hat es sich ja bei vielen von uns schon eingespielt. Da guckt man auf seinen Monitor in die Gesichter der anderen. Und währenddessen nimmt einen die Cam vom Rand des Bildschirms auf – sei es die Cam im Telefon oder die Webcam auf dem Computermonitor. Selbst wenn wir reden, gucken wir auf die anderen, um deren Reaktionen mitzubekommen. Der Effekt: Man guckt aus Sicht des Publikums ein wenig schräg aus der Wäsche. Das ist für die alltäglichen Abstimmungsprozesse sicherlich eine gute Routine.

Sollten Sie allerdings einen Wortbeitrag planen, bei denen Sie Ihre Zuschauer schlagkräftig überzeugen wollen, dann nehmen Sie sich vor: Gucken Sie souverän in die Kamera!
Das Gefühl, von Ihnen angeguckt zu werden, lässt Sie ganz nah an die Anderen heranrücken. Keiner kann sich von dem Gefühl freimachen, gerade direkt angesprochen zu werden. Ihr Publikum guckt Ihnen nicht mehr nur dabei zu, wie sie gerade in Ihrem Büro etwas erzählen, sondern wird zum direkten Ansprechpartner. Das verbindet. Und es hilft Ihnen, die anderen zu überzeugen. Nicht umsonst gucken wir Fernsehmoderatoren direkt in die Kamera, auch wenn natürlich jeder weiß, dass wir die Zuschauer nicht sehen können. Würden wir im Studio herum gucken (wo es mehr zu sehen gäbe als ein schwarzes Loch in einem Kameraobjektiv), es würde irgendwie unverbindlich wirken. Deshalb der Blick ins Gesicht der Betrachter.

Aber natürlich brauchen Sie nicht zu starren. Überlegen Sie, wie Sie auch bei einer persönlichen Begegnung reden würden: Manchmal entwickelt man einen Gedanken und lässt dabei die Blicke versonnen im Raum herumwandern. Aber wenn knackige Thesen kommen, wir am schwärmen sind oder den Anderen auf unsere Position einschwören wollen, dann suchen wir Augenkontakt. Und das entspricht dem Moment, bei dem wir tief in die Kamera gucken sollten. Auch wenn sich das komisch anfühlt. Denn da ist ja nichts. Aber es wirkt.

Wenn Sie sich beim direkten Blick in die Kamera noch unwohl fühlen, dann kleben Sie sich doch einen kleinen aufmunternden Smiley direkt neben Ihr Objektiv und schauen Sie beim Sprechen auf den. Die fünf Millimeter Versatz fallen nicht auf.

Aber wie ist es beim Fernsehen? Bei Interview-Schalten aus einem dieser Außenstudios mit schöner Stadtkulisse im Hintergrund direkt zur Moderatorin oder zum Moderator ins Hauptstudio sind solche Smileys vor Ort meist nicht zur Hand. Dafür sehen Sie dort mitunter den Fragesteller auf einem Monitor etwa direkt unter der Kamera oder sogar direkt davor, nämlich auf dem Teleprompter-Monitor, der vor das Objektiv gespiegelt wird. Das macht es einfacher, denn dann betrachten Sie einen Gesprächspartner.
Wenn das nicht so ist, haben Sie auch dort wieder ein schwarzes Loch, dann aber in groß. Hier gilt: durchhalten. Wer daneben starrt, wirkt fahrig und unsicher. Wenn Sie Gedanken entwickeln und nachdenken, dürfen auch mal die Blicke schweifen, ansonsten: Gucken Sie in die Kamera.

Ganz anders ist es hingegen, wenn Ihnen der Interviewer direkt gegenüber steht, um Ihr Statement einzuholen, das dann in einen Film reingeschnitten wird. Oder wenn Sie die Gelegenheit haben, Ihre Position als Gast direkt im Fernsehstudio zu vertreten. Schauen Sie dann nicht in die Kamera. Was von Ihnen als besonders zuschauernah gemeint sein könnte, wirkt eher aufmüpfig und zu gewollt. Denn Ihr Gesprächspartner steht ja nicht am anderen Ende der Leitung, wo die Zuschauer sind, sondern steht vor Ihnen. Lassen Sie ihn dort nicht links liegen.

2. Wohin mit den Händen?

Wer am Schreibtisch sitzt und vor der Kamera spricht, stellt sich diese Frage selten. Die Hände liegen dann einfach entspannt auf dem Tisch und werden von Fall zu Fall intuitiv zum Gestikulieren angehoben.

Wer aber stehend vor der Kamera redet, hat oft das Gefühl: Meine Arme stören. Legen Sie Ihre Hände am besten locker auf der Höhe Ihrer Gürtelschnalle ineinander. Dort fallen sie wirklich nicht auf. Und wenn Sie sie zum Gestikulieren brauchen, sind sie schnell zur Stelle. Überprüfen Sie das vor dem Spiegel. Es wirkt einfach souverän. Und souverän ist überzeugend.

3. Lachen ins schwarze Objektiv: Machen Sie den Grinse-Test.

Am Anfang kommt es einem künstlich vor, in die Kamera zu lachen. Einfach weil es neu ist. Aber klar ist auch: Wir lachen im Leben nicht nur, wenn etwas witzig ist. Sondern Lachen und Lächeln ist auch eine soziale Geste. Wenn wir im Aufzug oder auf dem Flur Kolleginnen oder Kollegen begegnen, dann lächeln wir freundlich. Selbst dann, wenn wir sie kaum kennen. Nicht, weil deren Anblick einfach zu komisch ist, sondern um zu signalisieren: Ich bin dir wohl gesonnen und bin an einem friedlichen Umgang mit dir interessiert. Ähnliches gilt, wenn wir etwas beim Kellner bestellen oder der Zugbegleiterin begegnen. Im Zweifel lächeln wir.

Schwarzen Löchern in Kameraobjektiven gegenüber haben wir dieses Signal der Zuneigung nicht nötig. Sie anzulächeln macht so gesehen keinen Sinn. Aber es sehen uns ja andere Leute dabei zu. Und auf die kommt es an. Und denen gegenüber macht das Lächeln natürlich Sinn: als einnehmende Geste, die Sympathie erzeugt. Stellen Sie sich im Zweifel das Publikum vor – in einer Mischung aus Menschen, die ihm entsprechen dürfte. Und stellen Sie es sich als Ihnen zugeneigt und gut gelaunt vor. Warum auch nicht? Das macht es leichter.

Das interessiert WiWo-Leser heute besonders

Geldanlage Das Russland-Risiko: Diese deutschen Aktien leiden besonders unter dem Ukraine-Krieg

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine belastet die Börsen. Welche deutschen Aktien besonders betroffen sind, zeigt unsere Analyse.

Krisenversicherung Warum Anleger spätestens jetzt Gold kaufen sollten

Der Krieg in der Ukraine und die Abkopplung Russlands von der Weltwirtschaft sind extreme Inflationsbeschleuniger. Mit Gold wollen Anleger sich davor schützen – und einer neuerlichen Euro-Krise entgehen.

Flüssigerdgas Diese LNG-Aktien bieten die besten Rendite-Chancen

Mit verflüssigtem Erdgas aus den USA und Katar will die Bundesregierung die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland mindern. Über Nacht wird das nicht klappen. Doch LNG-Aktien bieten nun gute Chancen.

 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

Sie werden sich anfangs übrigens darüber wundern, wie wenig Sie lächeln, wenn Sie in die Kamera lächeln. Testen Sie das mal: Lächeln Sie in einer Intensität in ihr Smartphone, von der Sie glauben: Das wirkt jetzt richtig fröhlich, begeistert und mitteilungsbedürftig. Und machen Sie ein Video davon. Und dann grinsen und feixen Sie mal so sehr, dass Sie glauben: Das muss jetzt einfach viel zu übertrieben wirken. Dann wissen Sie, wie Ihre obere Grenze aussieht. Und nach der Erfahrung aus meinen Kamera-Coachings weiß ich: Viele meiner Teilnehmer merken dann erst: Joa, das war vielleicht etwas zu viel, aber so affig übertrieben, wie gedacht, ist es gar nicht.

Mit diesem Grinse-Test lernen Sie Ihren ganz persönlichen Bereich zwischen sanftem Lächeln und extremem Grienen kennen. Achten Sie dabei auch darauf, wie sich Ihr Gesicht dabei jeweils anfühlt. So lernen Sie einzuschätzen, wie stark Sie gerade lächeln, wenn Sie es in die Kamera tun. Das hilft Ihnen bei den ersten Malen vor der Cam, bis Sie die Lächle-Souveränität erlernt haben, die Sie bei persönlichen Begegnungen als soziales Zeichen seit Jahrzehnten routiniert beherrschen.

Und als letztes vergessen wir nicht: Es ist doch ein erhebendes Gefühl, dass wir dank der Technik praktisch auf der ganzen Welt mit Menschen sprechen können – fast so, als würden wir Sie im Konferenzraum treffen. Mit dem einzigen Unterschied, dass wir jetzt auch mal in schwarze Löcher blicken. Es ist eben gesünder. Und praktischer.

Mehr zum Thema: Souverän streiten in der Videokonferenz

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%