Karriereleiter
Wir adaptieren die Wortwahl, danach dann die dazu passende Haltung und die wiederum ist prägend für unsere Wortwahl. Quelle: imago images

Innere Haltung: 5 Tipps, die sofort das Betriebsklima retten

Unsere Worte sind Ausdruck unserer Haltung. Aber welche Wörter wir hören und selber nutzen, prägt wiederum auch unsere Haltung. Wenn Sie sich im Team den Spaß erlauben, systematisch an Ihrem aktiven Firmen-Vokabular zu feilen, werden Sie alle zufriedener und erfolgreicher sein. So geht’s.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Unser Kolumnist Marcus Werner ist Fernsehmoderator und Buchautor und arbeitet als Berater für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.

Der perfekte Traumjob macht keinen Spaß mehr, wenn in der Firma die Kaffeemaschine kaputt ist.

Was ich damit sagen möchte: Es sind oft ganz basale Einflüsse auf unseren Arbeitsalltag, die über unsere Zufriedenheit entscheiden. Das Gute daran ist: Somit ist es oft ganz einfach, im Job glücklicher zu werden. Und dafür zu sorgen, dass die gesamte Belegschaft glücklicher ist.

Selbst runtergerockte Büros mit vergilbter Raufaser lassen sich mit ein paar preiswerten Hundewelpen-Postern zum Leben erwecken, wenn Sie wissen, was ich meine. Der Effekt: Selbst dem härtesten Verfechter von „ich bin hier schließlich nur zum Arbeiten“ geht dabei unweigerlich das Herz auf. Nennen Sie mir bitte eine Branche außer dem Box-Gewerbe, in der das nicht von Vorteil ist.

Und damit sind wir schon bei dem, auf das ich hinauswollte: Die innere Haltung und wie wir die sogar ganz ohne Tierbaby-Poster positiv beeinflussen können. Nämlich allein mit Worthygiene.

Denn so wie unsere Wortwahl Ausdruck unserer inneren Haltung ist, beeinflusst die Wortwahl auch unsere Haltung. Wir sind aber gleichzeitig auch soziale Wesen und intuitiv daran interessiert, uns dem Duktus der Gruppe anzupassen, in der wir uns bewegen, einfach, um uns besser zu integrieren. Um dazuzugehören. Und diese Verquickung ist nichts anderes als ein Teufelskreis: Wir adaptieren die Wortwahl, danach dann die dazu passende Haltung und die wiederum ist prägend für unsere Wortwahl.

Aber so kann es passieren, dass ein Team von sich selber unbemerkt in ein Firmen-Vokabular abdriftet, das nach und nach das Betriebsklima in den Abgrund zieht. Sammeln wir mal:

Frustventil auf – Stimmung vergiftet

„Das wird hier immer schlimmer!“
„Wann ist endlich Wochenende?“
„Nichts klappt hier.“
„Wir gehen gerade echt den Bach runter.“

Jetzt könnten wir einwenden: „Ja, meine Güte, solche Sprüche aus Frust sind doch einfach nur menschlich.“ Stimmt. Aber es ist eben auch einfach nur menschlich, dass andere sich davon beeindrucken und anstecken lassen. Ich habe das vor einigen Jahren mal in einer Konferenz erlebt. Da hat der Konferenzleiter die Runde eröffnet mit den Worten: „Ich! Hab! Kein! BOCK!“ Wer soll hier jetzt noch voller Freude gute Vorschläge einbringen? Die Runde war verstummt.

Kunde = Depp

Die Wortwahl spricht auch Bände über die Haltung etwa gegenüber Kollegen oder Kunden:

„Das ist doch nur für Kinder.“ Das habe ich mal von einem Redakteur gehört, der Kinderfernsehen macht. Und das zeigt: Er nimmt die Zielgruppe nicht für voll.

„Das kapieren die Kunden eh nicht.“ Dahinter steckt die Haltung: Es ist legitim, den Kunden etwas unterzujubeln.

„Der Chefin sagen wir einfach nichts davon.“ Hier wird nicht an einem Strang gezogen.

Als ich nach dem Abi eine Weile als Verkäufer in der Spielwarenabteilung eines Warenhauses gejobbt habe, mussten wir immer eine halbe Stunde vor Ladenöffnung antreten. Bis dann eine Weile später die ersten Kunden die Rolltreppe heraufkamen. Kommentar eines Kollegen: „Oh Gott, Achtung. Idioteninvasion!“

Es ist offensichtlich, dass solche Einstellungen nicht zu besseren Produkten, höherwertigem Service oder mehr Lebensqualität bei der Arbeit führen. Aber dennoch stecken viele in einer solchen Despektierlichkeits-Falle. Weil es alle so halten.

Kritikkultur: vernichten oder helfen?

„Das ist unter unserem Niveau.“
„Da hat es mich echt geschüttelt.“
„Das war ein echter Tiefpunkt.“

Wollen wir uns durch unsere Kritik selbst auf den Sockel heben, indem wir suggerieren: „Mir wäre das nicht passiert. Das ist nicht meine Welt“? Oder geht es darum, dazu beizutragen, dass es künftig besser gelingt? Auch der Stil, wie wir Kritik üben, prägt das Betriebsklima und stellt Weichen für Erfolg.

So. Nach all den unangenehmen Beispielen dürstet es Sie hoffentlich nach Antworten, wie wir aus solch einer deprimierenden Stimmung entkommen können.

Mein Rat: Arbeiten Sie mit der Fünffach-Strategie.

Denn wie schon erwähnt: Bei den einen wird die innere Haltung die Ausdrucksweise geprägt haben, bei den anderen die adaptierte Ausdrucksweise ihre innere Haltung. Arbeiten Sie im Team also am sogenannten Mindset, sprich der inneren Haltung. Und feilen Sie außerdem an der Worthygiene.

Tipp 1: Innere Haltung definieren

Wenn Ihnen auffällt, dass meckern, nölen, abkotzen, quengeln oder wie immer Sie es nennen wollen, mittlerweile stilprägend für die Kommunikation im Team geworden ist, dann fangen Sie an, die destruktiven Routinen auf deren Gehalt hin abzuklopfen. Fragen Sie die Kollegen, aber auch sich selber: Was ist dran? „Was wird hier immer schlimmer?“ – „Was genau klappt deiner Meinung nach nicht?“
Auf diese Weise wird sich zeigen, was nur so aus Ärger daher gesagt wurde und was Ausdruck ernster Bedenken ist. Und es fällt einem dann auch leichter auf, wenn man zum Meckern um des Meckerns Willen neigt.

Tipp 2: Innere Haltung neu ausrichten

Ganz nach dem Motto „Love it, change it or leave it“ sollte sich jede und jeder im Team klarmachen: Keiner ist gezwungen, dem Ganzen beizuwohnen. Wenn du deine Arbeit nicht magst, verändere sie zu deinen Gunsten und/oder im Sinne des Teams. Wenn das nicht geht und du weiter drunter leidest, dann kündige. Wenn du das nicht willst, dann arrangiere dich zumindest entspannt mit deinem Job. Es ist deine eigene Entscheidung.
Also: Wir sind nicht Opfer irgendeines bösen Arbeits-Gottes. Wir machen all das aus freien Stücken.
Gehen Sie es durch: Sind unsere Kunden leicht hinters Licht zu führen oder respektable Partner? Ist Kollege XY Feind, den es zu besiegen gilt, oder einfach ein schwieriger Charakter, der das Salz in der Suppe des Joblebens ist? Sind die Inhalte oder Produkte, die Sie in Ihrer Firma produzieren absoluter Schrott oder einfach noch nicht auf dem Niveau, das Sie mittelfristig erreichen wollen?

Tipp 3: Kommunikationsziel: besser werden

Warum reden wir in der Teeküche oder beim Kaffee auf die Hand nach der Kantine miteinander? Nicht selten lautet die klammheimliche Antwort: Gemeinsam Frust ablassen. Das schweißt zusammen. Dieser Frust lässt sich aber sogar in positive Energie verwandeln. Mit dem gemeinsamen Ziel: besser werden.
Wenn Sie das im Team vereinbaren, wird es anders laufen. Weil Auswege bereits mitgedacht werden. Aus „Es nervt, dass in der Video-Konferenz immer Daniela bestimmt, wer wie lange reden darf“, wird: „Wie können wir künftig die Redezeit fairer und trotzdem effizient aufteilen?“
Wenn Sie dann abmachen, dass bei Rückfällen ins Destruktive sofort ein vereinbartes gut gemeintes Zeichen gegeben werden darf („Mecker-Alarm, Stefan. Achtung.“), dann ist ein offensives Umschwenken mit Spaß möglich. Und das macht wirklich Spaß!

Tipp 4: Radikale Worthygiene

Ein Geschäftspartner von mir verwendet niemals Kraftausdrücke. Das hält der so konsequent durch, dass es mir aufgefallen ist, ohne dass er mir von seinem Vorhaben erzählt hat. Ich höre es einfach. Er klingt entspannt, fair, freundlich. Weil seine Wortwahl seine innere Haltung prägt. Er ruht irgendwie in sich. Das hat mich dazu inspiriert, das auch auszuprobieren. Kein „So eine Scheiße!“ mehr, kein „fuck“, kein „verdammt“ mehr. Das gelingt mir allerdings bei Weitem nicht immer. Aber es wirkt aufrüttelnd, es zu versuchen.

Definieren Sie im Team Formulierungen, die Sie als destruktiv empfinden. Ich kenne es etwa aus der Redaktions-Kritik-Runde beim Fernsehen. Es ist schön für die Macher zu erfahren, wenn ihre Arbeit als das Highlight der Sendung wahrgenommen wurde. Ein Lowlight aber zu definieren, ist ein Moment der Angst für alle davor, wen es nun treffen könnte. Und zu wissen: „Meine Arbeit wurde als die schlechteste bewertet“, ist entmutigend und hilft nicht weiter. Deshalb werden Lowlights nicht benannt. Lowlight steht auf dem Index. Trotzdem können Schwächen angesprochen werden – aber eben nicht durch das Verteilen von Negativpreisen.

Sammeln Sie: Welche Stichworte fallen dem Team negativ auf? Welche Floskeln sollten einfach aus Rücksicht aufs Klima systematisch vermieden werden? Und dann stellen Sie ein Hygieneschwein auf. 1 Euro für jedes Scheiße, Schrott, Das ist doch lächerlich, Bullshit usw.

Tipp 5: Positiv reden

Manchmal bleibt gefühlt keine Zeit für Wertschätzung. Das ist dann aber schlecht. Denn mit so wenigen Sekunden etwa des Lobes lassen sich Wochen guter Laune erzeugen. Wenige liebe Worte können aus verunsicherten Leuten im Team Überflieger machen.

Das interessiert WiWo-Leser heute besonders

Geldanlage Das Russland-Risiko: Diese deutschen Aktien leiden besonders unter dem Ukraine-Krieg

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine belastet die Börsen. Welche deutschen Aktien besonders betroffen sind, zeigt unsere Analyse.

Krisenversicherung Warum Anleger spätestens jetzt Gold kaufen sollten

Der Krieg in der Ukraine und die Abkopplung Russlands von der Weltwirtschaft sind extreme Inflationsbeschleuniger. Mit Gold wollen Anleger sich davor schützen – und einer neuerlichen Euro-Krise entgehen.

Flüssigerdgas Diese LNG-Aktien bieten die besten Rendite-Chancen

Mit verflüssigtem Erdgas aus den USA und Katar will die Bundesregierung die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland mindern. Über Nacht wird das nicht klappen. Doch LNG-Aktien bieten nun gute Chancen.

 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

Deshalb:

  • Sagen Sie erst, was Sie gut finden, bevor Sie sagen, was aus Ihrer Sicht besser geht.
  • Loben Sie einfach mal so zwischendurch beim Vorbeigehen.
  • Unterstreichen Sie, wie gut Ihnen selber das Lob der anderen tut.

Auf diese Weise helfen Sie mit, einen wichtigen Kulturwandel im Team voranzutreiben. Und achten Sie auf sich selber: Es ist faszinierend zu erleben, wie neue Rhetorik die innere Haltung aufleben lässt – und umgekehrt die innere Haltung die eigene Rhetorik. Viel Erfolg!

Mehr zum Thema: Je seltener Mitarbeiter sich begegnen, desto schwerer haben es Gerüchte. Was zunächst positiv wirkt, wäre der Verlust einer bedeutenden Kulturtechnik. Warum Klatsch und Tratsch so wichtig sind.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%