Unser Kolumnist Marcus Werner ist Fernsehmoderator und Buchautor und arbeitet als Berater für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.
Ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich sage: Wenn das Mikrofon ausfällt, kommt es allein auf den Redner an. Aber dazu gleich genauer.
Vorab die Feststellung: Genauso wichtig wie die gute inhaltliche Vorbereitung ist die Vorbereitung der Technik. Mit dem Unterschied, dass Sie auf die technische Ausstattung nicht immer ausreichend Einfluss haben.
Planen Sie eine Präsentation vor größerem Publikum mit Ihnen als Gast in fremdem Hause oder Saal, sollten Sie sich gut mit dem Gastgeber abstimmen etwa zu Beamer-Anschluss, dem Weg auf die Bühne (Sitzen Sie in der ersten Reihe und gehen von dort hoch oder kommen Sie von hinten?) oder eben auch zum Mikro.
Mit einem am Revers angesteckten Mikro etwa versteht man Sie – anders als mit dem Headset – nicht optimal, wenn Sie den Kopf weit zur Seite drehen, etwa zur Flipchart oder so. Die Handkeule ist das Mikro der Wahl, wenn Sie vorhaben, auch mal zwischen die Stuhlreihen ins Publikum zu gehen und dort Bemerkungen einzufangen; bei großem Publikum wären Assistenten mit einem Extramikro gut, die für Sie durch die Reihen gehen.
Doch selbst bei schriftlicher Abstimmung vorab habe ich es schon erlebt, dass es dann vor Ort hieß: „Ach, einen HDMI-Anschluss brauchen Sie? Das hat mir keiner gesagt.“ Oder: „Wir haben jetzt doch keine Handmikros. Nur ein Headset. Ich hoffe, das ist ok für Sie.“
Wären wir ein weltberühmter Popstar, würde es unserer Karriere vielleicht nicht schaden, wenn dann wir zum Veranstalter sagen: „In der Garderobe fehlen die acht langstieligen weißen Lilien; mein Auftritt ist gecancelt. Auf Nimmerwiedersehen.“
Aber in der Regel wäre es schon sehr schade, wenn wegen ein paar technischer Mankos Ihr von Ihnen so sorgfältig vorbereitete Auftritt einfach so ins Wasser fiele.
Zehn Tipps für die perfekte Rede
Wenn Sie vollkommen auf die Situation und den Inhalt Ihrer Rede fokussiert sind, können Sie Ihr Gegenüber am besten fesseln. Sind Sie nicht bei der Sache, bemerkt das Ihr Publikum zumindest unbewusste und schweift ebenfalls ab.
Am besten ist es natürlich frei zu sprechen. Wenn das nicht geht, schreiben Sie sich Stichwörter auf. Ein ausformulierter Text ist unübersichtlich und verführt zu monotonem Ablesen.
Schon beim Betreten des Raumes oder auf dem Weg zum Rednerpult müssen Sie voll konzentriert sein und Ihre Sprechhaltung einnehmen. Die Zuhörer nehmen Sie schon wahr, bevor Sie die Bühne betreten.
Damit die Distanz zwischen Ihnen und Ihren Zuhörern nicht zu groß wird, sprechen Sie sie direkt an und beziehen Sie sie so in den Vortrag mit ein.
Bei einem Fragezeichen muss die Stimme oben bleiben. Bei einem Punkt muss die Stimme gesenkt werden. Pausen am Satzende oder zur Abgrenzung zweier Gedanken im gleichen Satz sind meist sinnvoll.
Wer zu schnell spricht, hängt seine Zuhörer ab. Deshalb sinnvolle Pausen setzen, deutlich betonen und nicht durch den Text hasten.
Ihre Gesten müssen das Gesagte unterstreichen und gezielt eingesetzt werden. Zu viel Bewegung kann vom Inhalt ablenken und wirkt hektisch. Symmetrische Gesten und eine geschlossene Körperhaltung, zum Beispiel verschränkte Arme, kommen beim Zuhörer nicht gut an.
„Meiner Meinung nach“, „äh“ oder „übrigens“ sind Floskeln, die Sie nicht brauchen und den Zuhörer nerven. Überlegen Sie, was Sie stattdessen sagen können, damit Sie diese Lückenfüller nicht brauchen.
Wählen Sie Ihre Formulierungen so, dass Sie den Inhalt glaubwürdig vertreten können. Neutrale Ausdrücke können dabei helfen, wenn eigenes Empfinden und Firmenpolitik auseinander fallen.
Sich über Nervosität zu ärgern oder sie verdrängen zu wollen, macht es meist noch schlimmer. Nehmen Sie ihre Nervosität hin. Häufig erhöht sie sogar die Konzentration.
Deshalb gilt: Bei technischen Problemen schnell das Heft in die Hand nehmen und mit dem eigenen Improvisationstalent punkten.
Ein paar fehlende bunte Whiteboard-Marker lassen sich da noch einfach verkraften und selbst der ausgefallene Beamer, wenn Sie nämlich bilderreich erzählen, was Sie eigentlich auf Ihren Folien zeigen wollten. Aber der Super-GAU ist es, wenn man Sie nicht hören kann. Ein Redner, den man nicht hört, hätte genauso gut im Bett liegenbleiben können.
Denn nichts zieht besser als Sie mit Ihrer Persönlichkeit. Deshalb sind Sie ja angetreten. Und nun das: Das Mikro rauscht, die Lautsprecher dröhnen, ständig gibt es lange Aussetzer oder die Tonanlage lässt sich nicht einmal einschalten – kurz: Sie sind von Ihrem Publikum nicht zu verstehen.
Was jetzt? Mir ist das vor einigen Jahren auf einem Open-Air-Event in Berlin in der Nähe des Hauptbahnhofs passiert. Ich war Moderator einer Veranstaltung zum Thema Bildung in der Kita. Vor Ort Politiker, Bildungsexperten, Kita-Mitarbeiter, Eltern, Presse und viele, viele Kinder. Und dass das Mikrofon nicht funktionierte, wurde mir (trotz Vorab-Soundcheck, wenn ich mich recht erinnere) klar, als ich hineinsprach. Angestarrt von hunderten Augen. Kein Mucks aus den Boxen. Hinter uns donnerten die S-Bahnen durch. Wildes Armwinken und Handzeichen zwischen Tontechnikern an ihrem Pult und den Veranstaltern: irgendwas mit Sicherungen durchgebrannt. Das totale Desaster drohte. Meine Ansprechpartnerin kam eilig zu mir gewetzt: „Wir müssen leider alles abblasen. Es tut mir so leid. Aber wir schicken die Leute jetzt ans Büffet und dann nach Hause.“
Ich dachte kurz nach: Nein!