Karriereleiter
Schlechte Stimmung im Job: So retten Sie das Betriebsklima Quelle: imago images

Mit dem „Übrigens“-Trick retten Sie das Betriebsklima

Der kann nicht mit der. Die kann nicht mit dem. Die Chefin ist so unnahbar. Der Kollege nervt, wenn er den Mund aufmacht. Und am Ende macht der ganze Job keinen Spaß mehr. Die Frustmuster auf der persönlichen Ebene können Sie aber leicht durchbrechen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Unser Kolumnist Marcus Werner ist Fernsehmoderator und Buchautor und arbeitet als Berater für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.

Mal angenommen, die Stimmung in Ihrer Firma ist schlecht und es hat nicht allein weltwirtschaftliche Gründe. Leute gehen einander aus dem Weg, in Konferenzen blicken alle auf runtergezogene Mundwinkel, gelacht wird nur über zynische „Es geht bergab“-Scherze und geredet wird nur über Projekte, Prozesse und Produkte. Weil man ist ja Profi. Das Ergebnis zählt und persönliche Befindlichkeiten sind offenbar nicht gefragt. Geredet wird bei Streits nicht miteinander, sondern lieber übereinander. Das einzig Private, das kursiert, sind Sprüche wie: „Wann ist bloß endlich Freitagabend?“

Irgendwann herrscht eine Stimmung von „Das ist hier halt so“. Das Team arbeitet im Augen-zu-und-durch-Modus. Weil es sich anfühlt, als sei der Zug abgefahren, wenn es darum geht, noch mal irgendwie von vorne anzufangen.

Das Gute ist: Der Team-Frust lässt sich aufbrechen. Und mal wieder ist alles eine Frage der Kommunikation. Nun mögen hier größere Konfliktmanagement-Seminare anstehen, vielleicht stellt sich raus: Da müssen Krisengespräche mit professionellen externen Konfliktmoderatoren geführt werden. Engagieren Sie gerne eine teure Unternehmensberatung und starten Sie ein Jahresprojekt.

Oder Sie fangen einfach mal mit dem an, was jeder von uns direkt selbst spontan beitragen kann zur Rettung des Betriebsklimas.

1. Ärger direkt ausräumen mit dem „Ach, übrigens“-Eisbrecher

Manchmal fängt schlechte Stimmung so harmlos an. Grüßt der Praktikant nicht, weil er stattdessen im Flur beim Vorbeilaufen aufs Smartphone starrt, gilt er als total verpeilt. Der Chef gilt in gleicher Situation als arrogant.

Solche Kleinigkeiten können einem trotz der geringen Tragweite im Arbeitsalltag trotzdem irgendwie die Laune versauen. Sprechen Sie es schnell an, hat es sich meistens schnell erledigt:

Zum Praktikanten: „Hee, du grüßt auch nicht jeden, was?“

Zum Chef: „Muss ich mir jetzt Sorgen machen?“

Meist löst diese unverkrampfte Art die Situation schnell in Wohlgefallen auf. Ich nenne das Ganze „Ach, übrigens“, weil so ganz beiläufig aufblubbernde Konflikte direkt gelöst werden können. Ich habe damit sensationelle Erfahrungen gemacht, weil die Beiläufigkeit alleine schon den Konflikt runterkocht, was ihn damit umso leichter lösbar macht:

„Ach, übrigens, ich hoffe, du hast das eben nicht falsch verstanden. Als ich während deiner  Präsentation eben so laut über deinen Versprecher gelacht habe, sollte das nicht auf deine Kosten sein. Ich fand den sehr charmant. Aber ich habe gemerkt, dass du das nicht so toll fandst.“

Selbst Hardcore-Themen, die seit Jahren wabern, lassen sich so aus der Welt schaffen.

Ein Beispiel aus eigenerer Erfahrung ist das von einem Kollegen aus der EDV, der selbst im Winter und vor allem im Sommer deutlich nach altem Schweiß gestunken hat. Er war am Ende für alle der, der halt immer stinkt. Weil der Kollege aber so ein netter Kerl war, wollte es ihm keiner sagen. Bis eines Tages eine Kollegin ihm im Hochsommer auf dem Heimweg im Bus sinngemäß zuraunte: „Übrigens: Ich möchte dich nicht kränken, aber weil ich dich mag, sag ich es dir: Du müffelst immer ziemlich. Man riecht das ja manchmal selbst nicht. Check doch mal dein Deo. Da ist Potenzial drin.“

Wie sie mir erzählte, war er zwar etwas peinlich berührt, aber dennoch von Herzen dankbar für den Tipp. Seitdem hat er immer frisch geduscht gerochen.

Mit „übrigens“ können Sie wunderbar den Ball flach halten: „Übrigens: Lass uns einander doch in Zukunft einfach mal häufiger anlächeln“ bis „übrigens: Ihr Hosenstall steht offen.“ Motto: Kein Ding, ich sag's nur. Nicht lange zögern, schnell unkompliziert ausräumen. Bevor dafür nach langer Zeit extra eine Friedensverhandlung angesetzt werden muss.

2. Machen Sie Krisen-Gespräche zur Routine

Meinungsunterschiede sind normal und oft sogar gewünscht. Kontroverse öffnet neue Blicke auf die Dinge. Schädlich wird Streit dann, wenn er das persönliche Verhältnis trübt. Wenn sich Sachdiskussionen verlagern auf die Ebenen, auf denen versteckte Abneigung und Vorwürfe herausgehört werden.

„Lass uns dem Kunden doch mal einen anderen Vorschlag machen, als den, den wir ihm seit Jahren vorschlagen. Ich entwickle da gerne mal was.“

„Wieso? Weil wir alle so langweilige Routiniers sind und du der Kreative mit dem Feuer in den Lenden?“

Der eine bietet Neues an, geht anderen aber mit seinem Sonderweg auf die Nerven. Solche Reibereien können sich über Jahre ziehen („Der Besserwisser mal wieder...“), wenn nicht einmal ein Krisen-Gespräch dazwischen gesetzt wird.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%