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Im Mittelpunkt Ihres Vortrags sollten nicht Präsentationsfolien stehen, sondern das, was Sie sagen. Quelle: imago images

Mitreißend präsentieren: Es gibt nur zwei gute Folien

Die Powerpoint-Folie, auf der schon alles steht, ist eine dramaturgische Katastrophe. Trauen Sie sich, selbst im Beamer-Licht zu stehen. Nicht aus Eitelkeit. Sondern für maximale Überzeugungskraft. Es gilt die Drei-Sekunden-Regel.

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Die folgende Frage wird nicht alt: Warum stellen Sie sich vor andere Menschen und reden? Warum tun Sie sich diesen Stress an?

Die Antwort lautet: Weil nichts so sehr von Ihrem Anliegen überzeugt, wie Sie. Mit Ihren Argumenten und Ihrer Leidenschaft. Wir sprechen nicht umsonst vom Funken, der überspringt. Die Begeisterung überträgt sich am besten von Mensch zu Mensch.

Und das wollen wir ja. Wir wollen von unserem Anliegen überzeugen. Ginge das am besten, indem wir nette Worte wohlstrukturiert in eine E-Mail tippen, dann sollten wir das tun. Aber der beste Weg ist nun einmal der persönliche Vortrag. Deshalb tun Sie sich diesen Stress an. Und damit sich dieser Stress mit all der Vorbereitung und dem Lampenfieber auch wirklich lohnt, lohnt es sich auch, alles zu tun, was die Überzeugungskraft steigert. Und alles zu unterlassen, was sie schmälert. Die gute Nachricht ist: weniger ist beim Präsentieren mehr.

Und dieses Weniger bezieht sich auf Ihre Folien! Hach, wenn doch nur alle diese Erkenntnis in sich tragen würden, sie könnten sich so viel Mühe sparen. Mit all den aufwendigen Animationen, Textkästchen, Bulletpoints, Überschriften und Unterüberschriften, Logos, Pfeilen und Folienwechseleffekten.

Es kommt auf das an, was Sie erzählen. Eine Präsentation, die sich als gut lesbares Handout in eine E-Mail packen lässt, ist keine Präsentation, die Ihrer Überzeugungskraft dient, sondern ist eine hübsche Broschüre. Also, kümmern wir uns darum, Ihre Folien exakt auf Ihre Überzeugungskraft zuzuschneiden.

1. Es gibt zwei Typen guter Folien (90 Prozent gehören nicht dazu)

Wenn es darum geht, Sie mit Ihrer guten Botschaft ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen, dann darf eine Folie Ihre Zuhörer nicht von Ihnen ablenken. Leider tun dies aber gut 90 Prozent aller Folien. Vor allem, weil die Vortragenden den Zuhörern das gute Gefühl geben wollen: Da vorne auf der Folie steht alles. Das ist aber nicht das Ziel der Redner. Sie wollen ja in aller Regel kein gutes Gefühl dank Vollständigkeit erzeugen, sondern sie wollen mitreißen und so von der Botschaft überzeugen.

Wenn aber alles Mögliche auf der Folie steht, was die Zuhörenden erst einmal zur Kenntnis nehmen wollen, indem sie lesen, und der oder die Vortragende spricht parallel, dann erzeugt das einen verheerenden Halt-den-Mund-Effekt. Das Publikum wünscht sich Sie ruhig, um in Ruhe lesen zu können. Autsch!

Eine gute Folie soll also nicht einen Info-Overkill liefern (von dem der oder die Redende womöglich noch warnt und sagt: „Müssen Sie jetzt nicht alles lesen, ich schicke es Ihnen nachher noch per Mail“ – dann kommen aus Desinteresse die Handys mit Candy Crash unterm Tisch raus).

Faustregel

Braucht das Publikum länger als drei Sekunden,
um den Inhalt einer Folie aufzunehmen,
ist die Folie schlecht.

Denn wer Ihnen vier, fünf, zehn, zwanzig Sekunden nicht mehr zuhört, um stattdessen zu lesen, verliert Ihren roten Faden. Machen Sie den Test. Schalten Sie bei einer Netflix-Serie in einem zügig vorgetragenen Monolog für vier bis zehn Sekunden den Ton ab (das ist die Zeit, die man in der Regel mindestens braucht, um eine übliche Folie zu verstehen) und dann wieder an. Haben Sie dann noch das Gefühl, ohne Unsicherheiten folgen zu können? Stoßen Sie Ihr Publikum nicht von Ihnen weg. Halten Sie es mit knackigen Folien am Ball.

Eine gute Folie begleitet Sie:

a. indem sie eine Neugier erzeugt, die nur Sie befriedigen können

Beispiel: Auf der Folie steht

Und man fragt sich: Was soll das heißen: „24“? Alle hängen Ihnen jetzt an den Lippen, bis Sie das Publikum endlich erlösen: „Wir haben 24 Prozent mehr Umsatz gemacht.
Bäng!


b. indem die Folie unterstreicht, was Sie gerade vortragen

Sie sagen: „Wir sind ungeschlagene Marktführer“ und genau in dieser Sekunde (und erst dann, nicht vorher) erscheint ein Tortendiagramm mit Ihrem Marktanteil und denen der Konkurrenz. Ohne Firlefanz. Von mir aus Ihr Logo im größten Segment. Die Prozentzahlen können Sie sogar weglassen und einfach dazusagen. Dann sind Sie King oder Queen der Information und die Leute freuen sich auf das, was sie zum reduzierten Diagramm zu sagen haben, indem sie es mit Worten der Begeisterung mit Leben füllen. Das reißt mit!

2. Es kann nicht zu wenig auf der Folie stehen

Ich kenne die Bedenken aus meinen Coachings: „Aber lohnt sich eine Folie mit so wenig Inhalt überhaupt?“

Eine aufgeräumte, in drei Sekunden erfassbare Folie wird mitunter als Platzverschwendung empfunden. Doch Sie lassen diese fast leere Seite ja nicht in einer Auflage von 100.000 drucken und verschicken Sie dann einzeln per Einschreiben.

„Aber ist das dann nicht mehr Show als Inhalt?“

Antwort: Ja.

Denn den wertvollen Inhalt liefern ja Sie mündlich. Sie – das Kompetenzzentrum. Sie sind es, die oder der den Leuten beindruckende Fakten und entzückende Bilder in den Kopf zaubert. Die Folie hilft Ihnen dabei. Und wenn Sie finden, dass Sie fürs Beeindrucken und Entzücken diese eine Folie nicht brauchen, dann räumen Sie diese Folie komplett leer. Lassen Sie den Beamter weiß auf Sie leuchten. Oder wenn Sie online präsentieren: Fügen Sie eine komplett schwarze Folie ein. Das sieht dann umrahmt von der schwarzen Oberfläche des Konferenzsystems so aus, als wäre die Präsi abgeschaltet – ohne, dass Sie die Bildschirmteilung zurücknehmen müssen.

Der Effekt: Alle gucken auf das, was sich noch bewegt. Und das sind Sie. Keine falsche Bescheidenheit. Es geht ums Überzeugen.

3. Wimmel-Folie unumgänglich? Es gibt eine Lösung

Manchmal geht es in einer Präsentation zumindest zeitweilig darum, komplizierte Sachverhalte zu erläutern, die in komplizierten Schaubildern dargestellt sind. Wenn wir ehrlich sind, wäre es sinnvoller, das Publikum hier das sorgsame Studium einschlägiger Fachliteratur nahezulegen, aber im Arbeitsalltag kommt man manchmal nicht darum herum, Folien des Grauens „mitzunehmen“ und den Leuten vorzusetzen. Lautet Ihre Aufgabe, den Zitronensäurezyklus aus der Biochemie zu erläutern, dann ist Ihnen nicht geholfen, wenn Sie dafür allein das Foto einer Zitrone auf den Monitor werfen.

Machen Sie sich den Bruch im Vortrag selbstbewusst klar. Sie sind hier jetzt nicht mehr in der Rolle des oder der mitreißenden Redenden. Jetzt sind Sie Erklärer, Lehrerin oder Vorleser. Hangeln Sie sich Punkt für Punkt durch die komplizierte Materie. Und nutzen Sie Methoden zur Entschlackung:

– Zoomen Sie an die entsprechenden Stellen heran, um das Publikum vom Rest des Ganzen zu entlasten.

– Lassen Sie die in der Sekunde irrelevanten Bereiche optisch verblassen.

– Weisen Sie gegebenenfalls darauf hin, dass es dem Publikum nicht hilft, selbständig die gesamte Materie an Ihnen als Redner vorbei aufsaugen zu wollen.

Solche Wimmel-Folien-Brüche sind typisch, wenn etwa der Chef der Deutschen Bahn zunächst das Große und Ganze in Mut machenden Sätzen erläutert, um den Aufbruch in die Zukunft auszurufen (und dabei vielleicht ein paar aufmunternde Bilder vom neuen ICE präsentiert, wie der gerade über Brücken rauscht, die über saftig grüne Wiesen führen, auf denen bunte Schmetterlinge in der Sonne flattern), um dann detailreich auf einer Streckennetzkarte zu erklären, wo die Großbaustellen der nächsten zehn Jahre liegen werden. Ein Bruch, den Führungskräfte aus den Topetagen gerne umgehen, indem sie Dinge sagen wie: „Aber bei den Details kennt sich Kollegin XY aus dem Fachressort viel besser aus. Bitte schön!“ (Applaus).

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Fazit: Die inhaltlichen Filetstücke gehören in Ihren Mund.

Eine Folie kann wunderbar neugierig machen auf das, was Sie zu sagen haben. Und sie kann perfekt untermalen, was Sie gerade ausführen. Was übrigens gar nicht immer nötig ist. Wenn Sie Ihrem Publikum etwa eine schöne Phantasie in den Kopf malen wollen (wie die besagte ICE-Idylle mit den Schmetterlingen), geht das oft viel besser in Worten – ohne ein Foto oder Filmchen davon.

Und: Eine gute Folie darf nicht ablenken und sie darf nichts vorweg nehmen. Das haben Sie nicht nötig. Gönnen Sie Ihrem Publikum: Sie. Mit Ihrer Leidenschaft im Sinne der Sache.

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