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Eine Hand reckt ein Mikrofon in die Höhe Illustration Quelle: Fotolia

Präsentieren: So überzeugen Sie mit Ihrer Persönlichkeit

„Sei einfach du selbst.“ Das ist nicht nur ein Spruch, um Leuten mit Lampenfieber Mut zu machen. So überzeugen Sie auch andere leichter. Hier lernen Sie zu erkennen, wie Sie sind.

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Unser Kolumnist Marcus Werner ist Fernsehmoderator und Buchautor und arbeitet als Berater für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.

In unseren Schulen wird sehr viel darüber gelehrt, was richtig ist. Und alles, was nicht in die Kategorie „richtig“ fällt, muss dann eben falsch sein.

In vielen Bereichen macht das Sinn. 1 + 1 ist eben 2. Und sonst nichts. Und wer behauptet, ein Pflaumenbaum sei unter allen biologischen Gesichtspunkten betrachtet identisch mit einer Sattelrobbe, der hat Unrecht.

Aber schon im Deutschunterricht wird es schwierig. Mein Deutschlehrer in der Mittelstufe hat immer gesagt: „Eine Klammer hat in einem deutschen Schulaufsatz nichts zu suchen. Was in Klammern steht, das lese ich nicht.“

Noch als Romanautor musste ich lernen, diesen Blödsinn abzustreifen, um die Klammer als Stilmittel zu entdecken (und ich liebe die Klammern mittlerweile).

Was ich damit sagen will: Nicht in jeder Lebenslage sollten wir uns allein an dem orientieren, was andere für sich in die Kategorien richtig und falsch sortieren, auch wenn wir sie als Autoritäten in ihrem Fach respektieren.

Das gilt auch für die Frage „Wie präsentiere ich richtig?“ Trauen Sie sich, diese im Job oft so wichtige Frage wie folgt zu betonen:

Wie präsentiere ICH richtig?

Es liegt in der Natur der Sache, dass ich Ihnen mit diesem Text hier diese Frage nicht beantworten kann. Wir kennen einander ja nicht einmal persönlich. Aber hier kommen ein paar Tipps, wie Sie ganz einfach selber dahinter kommen.

Oberste Erkenntnis: Der Spruch „Sei einfach du selbst“ wird zwar oft verwendet im Sinne eines Mutmachers wie „Mach dir keinen Kopf, entspann dich“. Aber bei „Sei einfach du selbst“ geht es nicht nur darum, es sich leichter zu machen. Wenn Sie authentisch sind, dann überzeugen Sie besser. „Sei einfach du selbst“ hat also zwei angenehme Effekte. Es wirkt stressbefreiend und macht Sie erfolgreicher. Besser geht´s nicht.

Sie überzeugen also am leichtesten, wenn Sie so sind, wie Sie sind. Das bedeutet auch:

So gelingt der Auftritt im Meeting

Nicht kopieren!

Lassen Sie sich von der Art anderer Redner, von Trainern oder in Seminaren inspirieren. Probieren Sie neue Ideen in Ihren Vorträgen aus. Machen Sie Anderen auch mal gute Einfälle nach. Aber hüten Sie sich davor zu versuchen, Andere in ihrer Art eins zu eins zu imitieren! Das ist selbst für die begnadeten Schauspieler unter uns viel zu kompliziert, energieintensiv und vor allen: Sie haben es nicht nötig.

Wenn Sie jetzt von sich sagen, ich bin aber nicht gerade die größte Rampensau: Macht doch nix. In jedem Club gibt es jemanden, der besser tanzt als wir. Aber jetzt zu versuchen, seinen Tanzstil zu kopieren, würde uns wahrscheinlich sehr uncool und ungelenk erscheinen lassen. Tanzen wir aber ganz unbekümmert auf unsere eigene Weise, kommen wir am besten rüber. Bei Vorträgen auf der Bühne gilt das gleiche Prinzip.

Denn: Ihre Zuhörer möchten gerne erleben, wie SIE sind. Das ist einfach so. Und wie gewaltig wir mit unserer Persönlichkeit auf andere wirken, wird oft unterschätzt.

Ein Fernsehsender könnte Kochrezepte auf Texttafeln einblenden. Wir könnten sie dann abschreiben oder abfotografieren und dann danach kochen. Aber dennoch wollen wir das Gericht von einem Koch vorgeführt bekommen, dessen Persönlichkeit für uns greifbar ist, der vom Geschmack schwärmt, der mit seinen Gästen Witze macht, aus sich raus geht und etwas von sich erzählt. Menschen, deren Art und Charakter wir erkennen und begreifen, können wir besser einschätzen. Und dann vertrauen wir ihnen mehr. 

Und das gilt logischerweise auch für Ihr Publikum und sein Verhältnis zu Ihnen. Und Sie wollen es ja von sich und Ihrer Botschaft überzeugen!

Seien Sie echt. Denn das ist das Tolle: Ihr größtes Kapital ist das, was Ihnen ohnehin anhaftet: Ihre einzigartige Persönlichkeit.

Was für ein Bühnen-Mensch bin ich?

Aber wie sind wir denn? Wie sind Sie auf der Bühne? Dahinter zu kommen, ist oft ein langer Prozess. Finden Sie Ihren eigenen Stil. Ich würde es so machen:

Fragen Sie sich: Was für ein Bühnen-Mensch bin ich?

- Bringen Sie die Leute gerne zum Lachen, können Sie sogar mitreißend über sich selber lachen, oder ist Ihnen die Sache dafür einfach immer zu ernst?

- Sind Sie eher der schnörkellose Faktenlieferant oder das energiegeladene Zirkuspferd?

- Genießen Sie es, als der Experte im Mittelpunkt zu stehen, oder könnten Sie gut darauf verzichten und fühlen sich am Schreibtisch wohler?

- Füllen Sie gerne die ganze Bühne aus oder bleiben Sie lieber in Ihrem lieb gewonnenen Quadratmeter?

- Improvisieren Sie gerne oder gehen Sie lieber am roten Faden entlang?

Fragen Sie sich: Wobei fühle ich mich wohl? Damit Sie ganz entspannt authentisch sein können. Und zwängen Sie sich nicht in eine fremde Rolle. Den meisten von uns merkt man das an. Und dann droht im schlimmsten Falle Fremdscham-Alarm.

Die gute Nachricht ist: Auch der introvertierte Redner kann auf seine eigene Weise überzeugen, wenn das Publikum ihn als einen Menschen kennenlernt, der seine Schüchternheit im Sinne der Sache überwindet, die ihm so sehr am Herzen liegen. Wenn das rüber kommt, wirkt das sympathisch und überzeugend. Sie müssen das eben nur durchblicken lassen.

Lassen Sie Ihre Persönlichkeit gekonnt aufblitzen.

Dazu müssen Sie kein geborener Entertainer sein. Tragen Sie Ihr Thema nicht einfach nur vor. Zeigen Sie Ihrem Publikum, was Sie von der Sache halten.

Natürlich muss der Inhalt Ihres Vortrags Hand und Fuß haben. Das ist klar. Aber zeigen Sie zusätzlich: Was begeistert Sie selbst an der Sache? Wie sehr quälen Sie Bedenken, sollten Sie sich mit Ihrer Position nicht durchsetzen? Seien Sie das Gesicht zum Thema.

Erzählen Sie von kleinen Erlebnissen bei der Arbeit oder aus Ihrem Alltag. („Als wir das erkannt haben, haben wir erstmal eine Flasche Sekt aufgemacht.“)

Erzeugen Sie Bilder in den Köpfen der Anderen durch plastische Schilderungen. („Ich habe das Brettspiel mit meiner Frau und den Kindern im Urlaub gespielt. Die Regentage waren so die beste Ferienzeit.“) Das muss ja alles nicht wie ein Geistesblitz wirken. Es muss nur ehrlich und echt sein. Das dürfen Sie auch gut vorbereiten, wenn Sie nicht so der spontane Typ sind.

Fragen Sie sich: Was beherrsche ich gut außer der Sache, zu der ich gerade rede?

Können Sie gut Witze erzählen, Dialekte imitieren, toll fotografieren, einen Cartoon auf die Flipchart-Tafel malen? Nicht an jeder Stelle passt sowas in jeden Vortrag. Aber denken Sie so etwas immer mit. Vielleicht gibt es in einer von fünf Präsentationen ja genau den einen Moment, wo Sie dieses eine Talent unterbringen können, um die Herzen der Menschen zu erobern.

Holen Sie Feedback ein.

Seien Sie offen für Kritik.

Denn bekanntlich ist die Eigenwahrnehmung und die Wahrnehmung durch die Anderen im Leben oft nicht deckungsgleich. Vielleicht finden Sie es total genial, Ihre Rede mit selbst erdachten Gags zu spicken. Aber Vertraute sagen Ihnen: „Fand ich nicht so lustig. Das passte irgendwie nicht.“

Oder Sie wollen sachlich prägnant auftreten und bekommen den Hinweis: „Sie machen einen so bierernsten Eindruck. Sind Sie nicht gut drauf?“

Oder Sie erzählen gerne mal eine Anekdote und spüren: Die Leute gucken nicht Sie an, sondern gelangweilt aus dem Fenster.

Alles kein Weltuntergang. Das bedeutet nicht, dass Sie mit Ihrer Persönlichkeit nicht gut rüber kommen, sondern dass Sie an der Dosierung und Feinjustierung Ihrer Ideen arbeiten sollten.

Hören Sie nie auf zu lernen.

Redner mit langjähriger Erfahrung sind am ehesten die, die mittlerweile die Ruhe weg haben und sich die Zeit nehmen, „Eigenes“ einfließen zu lassen. Die verstanden haben, dass dies die Rede nicht künstlich in die Länge zieht und vom Eigentlichen ablenkt, sondern eines der wertvollsten Mittel ist, um von den Inhalten zu überzeugen.

Um so weit zu kommen, muss man erstmal einige gute Erfahrungen gemacht haben.

Viel Spaß beim Sie-Selbst-Sein.

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