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Schlagfertigkeit im Job: ein paar Tipps und eine Warnung Quelle: imago images

Schlagfertigkeit im Job: Wichtige Tipps und eine Warnung

Schlagfertig zu antworten, ist eine Frage Ihrer inneren Haltung, der Übung und, ja, auch der guten Vorbereitung. Aber Achtung: Ihre Schlagfertigkeit kann für Sie auch nach hinten losgehen.

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„Wenn ich dein Chef wäre, ich würde dich sofort feuern.“

„Wenn du mein Chef wärst, hätte ich schon gekündigt.“

Jeder von uns kennt das Gefühl: Verdammt, wäre mir diese Antwort doch schon direkt im Büro und nicht erst zu Hause eingefallen. Motto: Gib mir ein paar Minuten, ich entwickle bis dahin einen spontanen Konter.

Schlagfertigkeit ist die Kunst, in einem unangenehmen Gespräch spontan, treffend und originell zu kontern, um dem anderen den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Aber wie kommt es, dass einige Kollegen etwa provokante Bemerkungen mit einer bewundernswerten Leichtigkeit treffsicher parieren, und damit souverän und selbstbewusst wirken, während andere regelmäßig betreten zu Boden schauen und nach Worten suchen, was sie schwach und schüchtern erscheinen lässt?

Die beste Nachricht: Es hat nicht nur mit unserem IQ zu tun (dann wären wir hier fertig), sondern mit der inneren Einstellung, Übung und Vorbereitung.

Innere Einstellung: Trauen Sie sich Abwehr mit frechem Humor

Auf schnippisch formulierte Kritik reagieren wir intuitiv schnell mit Rechtfertigungen und bringen uns damit in die Defensive. Beispiel: Vor versammelter Mannschaft sagt Teamleiterin Eva zu Beginn der Frühkonferenz: „Juhu! Stefan ist heute ja auch mal pünktlich.“

Was würden wir als Stefan jetzt spontan antworten? Vielleicht: „Naja, aber in den vergangenen Wochen war ich doch nur dreimal zu spät und das lag nicht an mir. Der Bus kam immer zu spät.“

Das ist aber überhaupt nicht schlagfertig. Und wir wären sofort in der Defensive gefangen.

Um den Rechtfertigungsreflex zu durchbrechen (nämlich die im Lob ironisch formulierten Vorwürfe freizulegen und darauf sachlich zu reagieren), verändern Sie Ihre innere Haltung. Hin zu mehr Rotz und Humor. Bloß nicht provokante Scherze mit ernsten Argumenten widersprechen. Spielen Sie das Spiel spontan mit und setzen Sie einen drauf:

„Juhu! Stefan ist heute ja auch mal pünktlich.“

„Ja, sorry, ich habe heute versehentlich einen früheren Bus genommen.“

Oder:

„Ich weiß auch nicht, aber ich konnte heute nach dem Wecker einfach nicht mehr einschlafen.“

Oder:

„Ja, und ich hoffe sehr, dass ich die zusätzlich investierte Zeit hier nicht bereue.“

Jeder weiß, dass Sie es ironisch meinen. So wie Eva ihr freudiges Lob auch. Die Fähigkeit zur Schlagfertigkeit beginnt mit der inneren Bereitschaft, es witzig anzugehen und sich selber nicht so ernst zu nehmen. Das lässt Sie extrem souverän wirken. Im konkreten Beispiel können Sie es sich sogar leisten, Ihrer Kritikerin Eva recht zu geben: Ja, heute ist ein Ausnahmetag. Denn Sie überhöhen es ja ironisch. Trauen Sie sich!

Taktik, Übung und Erfahrung

Angst ablegen: Schlagfertigkeit mit Freunden üben

Es macht Sinn, sich verschiedene Taktiken einzuprägen. Und in gespielten Diskussionen mit Freunden zu trainieren. Mit viel Übung und Erfahrung spielen die Kategorien dann irgendwann keine Rolle mehr. Am Anfang ist es aber hilfreich zu wissen: Es gibt verschiedene Gruppen von Kontern. Die erste kennen wir schon:

a. Zustimmen

Stefan kann es sich dank seiner Ironie leisten, Eva zuzustimmen. Damit ist sie entwaffnet.

b. Für sich umdeuten

So wandeln Sie Kritisches in Ihren Vorteil. Bekommen Sie vor versammelter Mannschaft zu hören: „Irgendwie hat mich deine Präsentation am Anfang irritiert. Ich hatte ehrlich gesagt was anderes erwartet“, machen Sie Kritik zum Lob: „Wunderbar. Irritieren statt Erwartbares liefern. Das schafft Aufmerksamkeit! So wollte ich es.“ Der Andere muss sich nun erst einmal aus der drögen Spießer-Ecke befreien. Im Zweifel lässt er es sein und verstummt.

c. Ironische Komplimente verteilen

„Laaaangweilig!“ - „Stimmt alles nicht!“

Wie bekommen Sie destruktive Einwürfe während eines Ihrer Vorträge mit Schlagfertigkeit in den Griff? Zeigen Sie den Störern, wer das Heft in der Hand hat, und bleiben Sie trotzdem sympathisch. Kontern Sie mit ironischen Komplimenten.

„Laaaaangweilig!“

„Ich danke Ihnen für Ihre konstruktive Kritik. Schreibe ich mir direkt auf. Man lernt ja nie aus.“

„Stimmt alles nicht!“

„Sie halten mich für einen Lügner? Dann freue ich mich umso mehr, dass Sie noch hier sind und zuhören.“

Im Idealfall haben Sie dann sogar die Lacher auf Ihrer Seite.

d. Die Retourkutsche

Dazu passt am Besten das Beispiel vom Beginn (Ich würde dich feuern. - Ich würde kündigen.)

Der Klassiker des britischen Premierministers Winston Churchill diente dem Beispiel als Vorbild. Einst sagte eine Frau zu ihm:

„Wenn ich Ihre Frau wäre, würde ich Ihnen Gift in den Tee mischen.“

Churchill: „Wenn Sie meine Frau wären, würde ich ihn trinken.“

Der ersten Beleidigung folgt die stärkere. Weil der Sinn aber vom Hörer zu Ende gedacht werden muss (lieber sterben, als mit dieser Person zusammen zu leben), steht der Spaß am Konter im Vordergrund. Rechnen Sie aber damit, dass beim Gegenüber das Bedürfnis steigt, in Kürze erneut auszuteilen.

e. Die Gegenfrage

Die Gegenfrage sorgt immer für Dialoge auf Augenhöhe. Der Angreifer muss seine eigene Art gegen sich selber ertragen können. Und denken Sie dran: immer einen draufsetzen. Es ist ja nur ein Witz.

„Sag mal, was macht dein Friseur eigentlich beruflich?“

„Haare schneiden. Und deiner? Haben sie ihn schon festgenommen?“

„Du siehst heute vielleicht aus. Hast du gestern Abend gesoffen?“

„Nein. Und du so? Siehst aus, als hättest du deinen Pegel seit Tagen nicht erreicht.“

Kontern mit Witz und Mut

Vorbereitung: Prägen Sie sich Sprüche ein

Sprüche parat legen - das klingt uncool. Für Ungeübte, die gerne schlagfertiger werden wollen, ist das aber eine gute Grundlage.

Das können Standard-Sprüche sein, die in bestimmten Situationen immer funktionieren, etwa, wenn jemand Ihnen zu verstehen gibt, dass er Sie für begriffsstutzig hält.

Beispiel: „Das habe ich Ihnen jetzt aber schon zweimal erklärt.“

Meine absolute Lieblingsantwort: „Ja, wissen Sie, Sie haben es bei mir mit einem sehr dummen Menschen zu tun.“

Diese ironische Selbstbekenntnis ist zum einen an ausgestrahltem Selbstbewusstsein kaum zu toppen. Zum anderen: Ihr Gegenüber kann kaum anders, als sich zu erklären. „Das habe ich so nicht gemeint.“ 1 zu 0 für Sie.

Es gibt Grundlagen-Sätze (Kommunikationscoach Matthias Pöhm nennt sie Triggersätze), die uns dabei helfen, mit dem guten Gefühl von Selbstbewusstsein in Gespräche zu gehen, weil sie so reduziert sind, dass sie immer passen und einen aus kniffligen Situationen heraushelfen können:

„Das überlege ich mir noch“: hilft, wenn Sie noch keine Antwort parat haben

„Das sehen Sie richtig“: hilft, wenn Sie merken, dass der Andere im Vorteil ist

„Das ist Ihre Meinung“: stellt Ihre Meinung als zumindest gleichrangig dar

„Das ist Ihr Problem“: macht deutlich, dass der Andere mit seinem Standpunkt nicht für die Allgemeinheit spricht.

„Das kann jeder behaupten“: stellt den anderen als unglaubwürdig da, ohne dass Sie den Gegenbeweis antreten

„Ich verstehe nicht, was Sie mir damit sagen wollen.“ Löst beim Anderen im Zweifel Erklärungsnotstand aus, ohne dass Sie inhaltlich kontern müssen.

Und jetzt noch eine Warnung!

Der beste Gedankenaustausch ist der wohlwollende auf Augenhöhe. Ihre Schlagfertigkeit lässt den Anderen aber schnell alt aussehen. Das ist oft sinnvoll, wenn es darum geht, das Gesicht zu wahren, etwa im Kollegenkreis, in Diskussionsrunden oder vor Publikum. Sie sollen sich nicht klein machen lassen.

Hüten Sie sich aber davor, aus der reinen Freude an Ihrer eigenen Spontanität andere mit Ihrer Schlagfertigkeit klein zu machen, wo es unfair oder gar zu Ihrem eigenen Nachteil ist.

Schlagen Sie rhetorisch nicht einfach so als erster zu. Und bitte Fingerspitzengefühl bei Machtspielen mit den eigenen Vorgesetzten. Zwar ernten Sie mit einem kühnen Spruch in der Gesamtkonferenz gegen eine flapsige Gemeinheit Ihres Chefs oder Ihrer Chefin sicherlich die ehrfürchtige Anerkennung der Kollegen.

Aber es gibt sehr viele Vorgesetzte mit schlechtem Selbstwertgefühl, denen es gerade noch fehlt, durch einen schlagfertigen Konter eines ihrer Mitarbeiter vor versammelter Mannschaft schachmatt gesetzt zu werden.

Chef: „Bei Herrn Meyer weiß man nie: Arbeitet der noch oder ist er schon tot.“

Meyer: „Wenn ich so über die Führung in unserem Laden nachdenke: Manchmal wäre mir Zweites lieber.“

oder:

Mitarbeiter: „Sollte ich einmal tot am Schreibtisch sitzen, dann mit Sicherheit voller Elan für Sie totgearbeitet.“

Was wäre in Ihrer Firma die bessere Antwort? Es geht ja allein darum, dass Sie am Ende profitieren. Aber lassen Sie sich dadurch bitte nicht verunsichern. Im Zweifel gilt: Kontern Sie mit Witz und Mut. Und finden Sie Ihren eigenen Stil.

Unser Kolumnist Marcus Werner ist Fernsehmoderator und Buchautor und arbeitet als Berater für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.

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