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Schlau, kurz, BÄMM! Mehr überzeugen mit weniger Worten

Wenn Sie sich kurz fassen, steigt sofort Ihre rhetorische Schlagkraft. Verinnerlichen Sie eine neue, schlanke „Gliederung“ Ihrer Text- und Wortbeiträge für E-Mails und Konferenzen. Einfach für mehr Erfolg. Eine Kolumne.

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Lernen Sie kürzen. Denn wenn Sie in Texten und in (Online-)Konferenzen nicht sofort auf den Punkt kommen, dümpelt Ihre Überzeugungskraft unter Ihren Möglichkeiten. Aus drei Gründen:

  1. Je mehr Zeit und Energie sich Ihre Gegenüber dafür nehmen müssen, Ihre Botschaft zu erfassen, desto geringer ist logischerweise Ihre Chance, durchzudringen. Denn umso mehr hängt Ihre Überzeugungskraft vom Invest der Anderen ab.
  2. Gerade von schriftlichen Botschaften werden wir heute wegen Social Media und Messengern derart überflutet, dass wir uns angewöhnt haben, den Großteil nur ganz kurz (wenige Sekunden) anzulesen, bis wir entscheiden: interessant oder nicht?
  3. Wenn Sie viele Worte machen, obwohl es kürzer ginge, wirken Sie im Zweifel unentschlossen oder sogar unsicher. Damit verspielen Sie den Eindruck, Sie hätten eine glasklare, knackige Position.

Zur Person

Das sind leider drei gute Gründe, Ihren Botschaften keine Aufmerksamkeit zu schenken. Die neue Regel lautet deshalb: Auf den Punkt.

Dass das nicht leicht ist, kenne ich selber nur zu gut. Reden und schreiben macht mir Spaß. Wörter sind meine Freunde. Warum sich also einschränken? Antwort: Weil eine überzeugende Kommunikation nicht das bietet, was dem eigenen Ego guttut, sondern was die Empfänger begeistert. Anders geht es nicht.

Fragen Sie sich also nicht: Wie will ich es gerne sagen? Sondern fragen Sie sich: Wie wollen die anderen es hören?

Das bedeutet nicht, den anderen nach dem Mund zu reden. Es geht darum, dass Sie (auch unbequeme) Botschaften so formulieren, dass Sie die Anderen überzeugen. Und der beste Weg dorthin ist eben ein kurzer.

Gründe dafür, sich trotz allem lang zu fassen, gibt es dennoch viele. Keiner davon ist zielführend:

  1. „Ich soll aber so ungefähr zwanzig Minuten reden“/„Wir haben circa 50 Folien vereinbart“/„Zehn Bulletpoints minimum“. Wenn Quantität mit Qualität verwechselt wird. Was wir bei regelmäßigem Medienkonsum seit Jahrzehnten so vorgeführt bekommen. Die Zeitung muss halt voll werden. Das Fernsehmagazin dauert eine Stunde, auch wenn der Inhalt in 45 Minuten vermittelbar wäre. Botschaften in die Länge zu ziehen, mag dort dazu beitragen, andere Ziele zu erreichen (Budget sparen, Zeit schinden, Werbekunden zufriedenstellen, für Zerstreuung und Unterhaltung sorgen), darf aber nicht Vorbild für Ihre Kommunikation sein. Sie wollen ja nichts anderes, als zu überzeugen.
  2. „Wenn ich es verklausuliere, kann mir keiner was.“ Um den heißen Brei zu reden, ist etwas für Feiglinge. Für wenig Worte braucht es Mut. Und die Mutigen strahlen durch ihre Rhetorik mehr Autorität aus. Und haben deshalb mehr Überzeugungskraft.
  3. „Ich denke eben gerne mal laut vor mich hin. Da kommt ein Aspekt zum anderen.“ Freies Sprechen ist eine große Kunst. Wenn es einer überzeugenden Struktur folgt, werden Sie als Redner zu einem noch höher geschätzten Künstler und als Rednerin zu einer noch höher geschätzten Künstlerin.

Eine gute Rhetorik fällt uns deshalb leichter mit der richtigen neuen Haltung. Da hilft mir persönlich seit langem der Leitspruch:

Der beste Weg zu sagen, was du sagen möchtest, ist: Sag es (und danach sei ruhig).

Dann wird es viel kürzer. Folgende Grob-Gliederung im Hinterkopf hilft Ihnen dabei, Ihre Botschaft für die Empfänger so zu formulieren, dass sie durchdringt. Sie ist inspiriert von den Autoren des amerikanischen Bestsellers „Smart Brevity“ und nach diesem Schema funktionieren auch moderne Online-Artikel.

Lesen Sie auch: Mitreißend präsentieren: Es gibt nur zwei gute Folien

Diese Gliederung ist eine Richtschnur, die Sie sowohl für Schriftliches, als auch für Reden oder für Wortbeiträge in Konferenzen in die Hand nehmen können:

  • Schlagzeile
  • Leitsatz
  • Warum es interessant ist
  • Vertiefung

Vergleichen Sie als Beispiel folgende Textbeiträge in einer fiktiven Business-Chat-Gruppe in einer App wie WhatsApp, Signal oder Threema:

Schlagzeile

Alt: „Hallo zusammen, ich melde mich noch einmal zur Location wegen des zweitätigen Kommunikations-Workshops in zwei Wochen.“

Neu: „Neuer Ort für den Workshop mit besserem Essen“

Leitsatz

Alt: „Tut mir leid, aber nach längerer Hin-und-her-Überlegerei haben wir einen anderen Ort für unseren Zwei-Tages-Workshop ausgesucht. Einen schöneren. Es ist jetzt das Waldschlösschen-Hotel geworden. Wir finden: Besser geht es nicht.“

Neu: „Wir haben den Workshop ins Waldschlösschen-Hotel verlegt.“

Warum es interessant ist

Alt: „Jetzt kommt auf einige ein bisschen Gewiggel zu. Die Sache ist die: Alle, die bereits im ursprünglich vorgesehenen Hotel ein Zimmer reserviert haben, müssen dies bitte bis Dienstag 18 Uhr über ihre jeweilige Kostenstelle stornieren. Sorry für den Mehraufwand. Aber der lohnt sich.“

Neu: „Alle, die bereits ein Zimmer im ursprünglich geplanten Hotel gebucht haben, müssen dies bitte bis Di, 18 Uhr mit Angabe Kostenstelle stornieren.“

Vertiefung

Alt: Einige von euch kennen das Hotel noch von einer Fortbildung vor Corona - die mit der legendären Karaoke-Party an Abend eins. Naja, egal. Ob es dazu wieder kommt? Unklar. Aber denkt bitte an Sportkleidung, auch Badesachen. Anreise ist Donnerstag bis 14 Uhr, wer will, bekommt ab 12 Uhr schon ein Mittagessen. Eure Entscheidung.“

Neu: „Anreise Donnerstag bis 14 Uhr. Auf Wunsch Mittagessen ab 12 Uhr, denkt an Sportkleidung (auch Badesachen)“

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