Ganz nach dem Motto „Love it, change it or leave it“ sollte sich jede und jeder im Team klarmachen: Keiner ist gezwungen, dem Ganzen beizuwohnen. Wenn du deine Arbeit nicht magst, verändere sie zu deinen Gunsten und/oder im Sinne des Teams. Wenn das nicht geht und du weiter drunter leidest, dann kündige. Wenn du das nicht willst, dann arrangiere dich zumindest entspannt mit deinem Job. Es ist deine eigene Entscheidung.
Also: Wir sind nicht Opfer irgendeines bösen Arbeits-Gottes. Wir machen all das aus freien Stücken.
Gehen Sie es durch: Sind unsere Kunden leicht hinters Licht zu führen oder respektable Partner? Ist Kollege XY Feind, den es zu besiegen gilt, oder einfach ein schwieriger Charakter, der das Salz in der Suppe des Joblebens ist? Sind die Inhalte oder Produkte, die Sie in Ihrer Firma produzieren absoluter Schrott oder einfach noch nicht auf dem Niveau, das Sie mittelfristig erreichen wollen?
Tipp 3: Kommunikationsziel: besser werden
Warum reden wir in der Teeküche oder beim Kaffee auf die Hand nach der Kantine miteinander? Nicht selten lautet die klammheimliche Antwort: Gemeinsam Frust ablassen. Das schweißt zusammen. Dieser Frust lässt sich aber sogar in positive Energie verwandeln. Mit dem gemeinsamen Ziel: besser werden.
Wenn Sie das im Team vereinbaren, wird es anders laufen. Weil Auswege bereits mitgedacht werden. Aus „Es nervt, dass in der Video-Konferenz immer Daniela bestimmt, wer wie lange reden darf“, wird: „Wie können wir künftig die Redezeit fairer und trotzdem effizient aufteilen?“
Wenn Sie dann abmachen, dass bei Rückfällen ins Destruktive sofort ein vereinbartes gut gemeintes Zeichen gegeben werden darf („Mecker-Alarm, Stefan. Achtung.“), dann ist ein offensives Umschwenken mit Spaß möglich. Und das macht wirklich Spaß!
Tipp 4: Radikale Worthygiene
Ein Geschäftspartner von mir verwendet niemals Kraftausdrücke. Das hält der so konsequent durch, dass es mir aufgefallen ist, ohne dass er mir von seinem Vorhaben erzählt hat. Ich höre es einfach. Er klingt entspannt, fair, freundlich. Weil seine Wortwahl seine innere Haltung prägt. Er ruht irgendwie in sich. Das hat mich dazu inspiriert, das auch auszuprobieren. Kein „So eine Scheiße!“ mehr, kein „fuck“, kein „verdammt“ mehr. Das gelingt mir allerdings bei Weitem nicht immer. Aber es wirkt aufrüttelnd, es zu versuchen.
Definieren Sie im Team Formulierungen, die Sie als destruktiv empfinden. Ich kenne es etwa aus der Redaktions-Kritik-Runde beim Fernsehen. Es ist schön für die Macher zu erfahren, wenn ihre Arbeit als das Highlight der Sendung wahrgenommen wurde. Ein Lowlight aber zu definieren, ist ein Moment der Angst für alle davor, wen es nun treffen könnte. Und zu wissen: „Meine Arbeit wurde als die schlechteste bewertet“, ist entmutigend und hilft nicht weiter. Deshalb werden Lowlights nicht benannt. Lowlight steht auf dem Index. Trotzdem können Schwächen angesprochen werden – aber eben nicht durch das Verteilen von Negativpreisen.
Sammeln Sie: Welche Stichworte fallen dem Team negativ auf? Welche Floskeln sollten einfach aus Rücksicht aufs Klima systematisch vermieden werden? Und dann stellen Sie ein Hygieneschwein auf. 1 Euro für jedes Scheiße, Schrott, Das ist doch lächerlich, Bullshit usw.
Tipp 5: Positiv reden
Manchmal bleibt gefühlt keine Zeit für Wertschätzung. Das ist dann aber schlecht. Denn mit so wenigen Sekunden etwa des Lobes lassen sich Wochen guter Laune erzeugen. Wenige liebe Worte können aus verunsicherten Leuten im Team Überflieger machen.
Deshalb:
- Sagen Sie erst, was Sie gut finden, bevor Sie sagen, was aus Ihrer Sicht besser geht.
- Loben Sie einfach mal so zwischendurch beim Vorbeigehen.
- Unterstreichen Sie, wie gut Ihnen selber das Lob der anderen tut.
Auf diese Weise helfen Sie mit, einen wichtigen Kulturwandel im Team voranzutreiben. Und achten Sie auf sich selber: Es ist faszinierend zu erleben, wie neue Rhetorik die innere Haltung aufleben lässt – und umgekehrt die innere Haltung die eigene Rhetorik. Viel Erfolg!
Mehr zum Thema: Je seltener Mitarbeiter sich begegnen, desto schwerer haben es Gerüchte. Was zunächst positiv wirkt, wäre der Verlust einer bedeutenden Kulturtechnik. Warum Klatsch und Tratsch so wichtig sind.