Karrieretipps So kommen Ingenieure zum Traumjob

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Auch Ingenieure brauchen Soft Skills

Es geht allerdings weder beim Bewerber noch beim Unternehmen nur um harte Fakten. Beide müssen auch durch die menschliche Komponente überzeugen. Auch wenn beim Unternehmen Umsatz, Aufträge und das Gehalt stimmen, müssen selbst Ingenieure darauf achten, wie der Umgang miteinander ist, ob die Mitarbeiter für das brennen, was sie tun oder ob sie maximal Dienst nach Vorschrift machen. Denn Zufriedenheit im Job schaffen nunmal diese Faktoren und nicht der Forschungsetat. Lüderitz empfiehlt deshalb, im Vorstellungsgespräch nicht nur zu fragen, warum die ausgeschriebene Stelle frei ist, welche Aufgaben und Projekte warten oder wie die Einarbeitung verläuft.

20 fiese Fragen, 20 clevere Antworten im Vorstellungsgespräch

Bewerber sollten den Personaler fragen, warum er für das Unternehmen arbeitet. Die Antworten seien mitunter sehr aufschlussreich, was die Arbeitsatmosphäre anbelangt. "Stellen Sie sich die Frage: Passt das zu mir? Will ich hier mitmachen?", rät er jungen Ingenieuren beim VDI-Recruiting-Tag.

Persönliche Soft-Skill-Bilanz erstellen

Geht es dann an die Soft Skills der Bewerber, rät Lüderitz dazu, schriftlich Bilanz zu ziehen:

• Was kann ich besonders gut?
• Wobei bitten mich andere um Hilfe?
• Wie würden mich meine Freunde beschreiben?
• Wie sehen mich Kollegen?
• Welche besonderen Erfahrungen hab ich? Habe ich Projekte an die Wand gefahren, Geld versenkt? Und was habe ich daraus gelernt?

Über eine solche Liste komme man dem Kern der Sache deutlich näher, als mit den klassischen Floskeln konfliktfähig, belastbar, teamfähig. Selbst Berufseinsteiger, die noch nicht anhand ihrer letzten Jobs Kreativität oder Teamfähigkeit belegen können, brauchen sich nicht zu verstecken. "Leiter bei den Pfadfindern, Trainer einer Jugendgruppe oder Thekendienst in einem Restaurant? Auf den ersten Blick erscheinen diese Nebenjobs vielleicht nicht relevant, sie zeigen allerdings Führungsqualität, Organisationstalent und die Fähigkeit im Team zu arbeiten und das nicht nur theoretisch, sondern bewiesenermaßen im realen Leben", rät auch Olaf Kempin, Gründer und Mitinhaber des Personaldienstleisters univativ.

Dass Soft Skills für die Karriere wichtiger sind, als das technische Know How, wissen auch die Teilnehmer an Lüdderitz' Vortrag. Und auch beim VDI heißt es, dass die Digitalisierung den klassischen "Ingenieur aus seiner Spezialistenrolle als Träger von ausschließlich technischem Know-how herausholt."
Und weiter: "Neue interdisziplinäre Ansätze und die schnittstellenübergreifende Vermittlung fachfremder „skills“, die die Ingenieurausbildung stärker auf den Erwerb von nicht technischen, auch kommunikativen Innovationskompetenzen hin ausrichten, machen aus den Ingenieurinnen und Ingenieuren von Morgen noch bessere „Innovationsmotoren“."

Damit der Chef aber auch merkt, dass im dritten Stock in Büro 24 ein Innovationsmotor schlummert, hilft nur Selbstmarketing. "Viele denken, wenn sie gute Arbeit leisten, machen sie automatisch Karriere, aber so läuft das nicht", sagt Lüderitz. "Die sitzen hinten rechts in ihrem Büro, retten da täglich die Welt und vorne links im Management bekommt das keiner mit."
Er habe es als Mittler zwischen einem Team aus Ingenieuren und der Führungsetage häufig erlebt, dass die Kollegen regelrecht überrascht gewesen seien, dass sie ihrem Vorgesetzten sagen müssen, dass sie beruflich mehr wollen.
Wer also seinen Traumjob im Traumunternehmen gefunden hat und sich reif fühlt für den zweiten Schritt, der sollte nicht darauf warten, dass irgendwer von alleine auf die Idee kommt, mit der Beförderung zu winken. Ein einfaches "ich möchte mich beruflich weiterentwickeln" kann da schon Wunder wirken. Schließlich weiß auch der Vorgesetzte, wie begehrt Ingenieure in Deutschland sind.

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