Es geht allerdings weder beim Bewerber noch beim Unternehmen nur um harte Fakten. Beide müssen auch durch die menschliche Komponente überzeugen. Auch wenn beim Unternehmen Umsatz, Aufträge und das Gehalt stimmen, müssen selbst Ingenieure darauf achten, wie der Umgang miteinander ist, ob die Mitarbeiter für das brennen, was sie tun oder ob sie maximal Dienst nach Vorschrift machen. Denn Zufriedenheit im Job schaffen nunmal diese Faktoren und nicht der Forschungsetat. Lüderitz empfiehlt deshalb, im Vorstellungsgespräch nicht nur zu fragen, warum die ausgeschriebene Stelle frei ist, welche Aufgaben und Projekte warten oder wie die Einarbeitung verläuft.
20 fiese Fragen, 20 clevere Antworten im Vorstellungsgespräch
Ich bin sehr ungeduldig. Deshalb erwarte ich, dass ich mich schon bei der ersten Aufgabe beweise - und mute mir manchmal zu viel zu. Aber ich arbeite an mir: Ich versuche, gewisse Aufgaben abzulehnen oder zu delegieren.
Vielleicht in 20 Jahren - aber dann werden Sie wahrscheinlich auf einer anderen Position sein. Falls Sie dann einen guten, treuen Angestellten brauchen, kann ich Ihnen vielleicht helfen.
Ich habe durch die häufigen Wechsel viele Erfahrungen gesammelt - und davon habe ich profitiert. Denn dadurch kann ich Probleme kreativ lösen.
Ich schätze mich selbst als ehrgeizig ein, aber auch als realistisch. Solange ich in meiner Position lernen und mich verbessern kann, bin ich zufrieden.
Ich habe hart daran gearbeitet, meinen Job zu behalten, während viele Kollegen gekündigt wurden. Daher hatte ich keine Gelegenheit, mich nach einem anderen Job umzusehen.
Ich würde neue Absatzmärkte suchen und gleichzeitig unsere Ingenieure dazu anregen, das Produkt so zu verändern, dass es wieder mehr Marktwert bekommt.
Nachdem ich mich von dem Schock erholt habe, haben mich die Kündigungen stärker gemacht. Ich habe immer geschafft, wieder aufzustehen und mir einen neuen Job zu suchen, der mir mehr Verantwortung gibt, mehr Gehalt einbringt und mich langfristig zufriedener macht. Ich habe die Kündigungen einfach als Chance auf einen Neustart gesehen.
Manchmal muss man einen Schritt zurückmachen, um die Karriere voranzubringen. Außerdem könnte ich das Unternehmen dann von Grund auf kennenlernen.
Philosophie hat mich nicht für dieses Berufsfeld speziell qualifiziert. Aber es hat mich dazu gebracht, meine Zukunftsaussichten zu überdenken. Und nun weiß ich: Es ist sinnlos, nach einem Beruf zu streben, nur weil er Prestige und Geld bringt.
Ich denke, dass ich am besten geeignet bin - und nur das sollte zählen. Ich habe bereits im Ausland gearbeitet. Daher bin ich flexibel und würde kaum Einarbeitungszeit benötigen.
Dieser Job ist mein Traumberuf, sonst säße ich jetzt nicht hier. Ich würde mich freuen, Ihrem Unternehmen beim Aufstieg zu helfen und meine Qualitäten sinnvoll einzubringen.
In den USA leben rund 320 Millionen Menschen. Angenommen von ihnen fahren 25 Millionen gerne Ski. Davon haben sicherlich gut 20 Millionen ein eigenes Paar Ski. Bleiben also fünf Millionen Menschen übrig, die sich Ski leihen müssen. Rechnet man die Touristen dazu, kommt man vielleicht auf etwa 7,5 Millionen Paar im Jahr.
Ich würde vorschlagen, beide Kandidaten für eine Testphase einzuladen. Sie könnten zwei Wochen lang im Unternehmen arbeiten und wir würden beobachten, wie sie sich schlagen. Qualität hat nichts mit dem Geschlecht zu tun.
Ich versuche, jede Aufgaben so sorgfältig wie möglich zu erledigen und gucke nicht pausenlos auf die Uhr. Daher kann ich die genaue Stundenzahl nicht sagen. Aber mir ist Qualität eh wichtiger als Quantität.
Zunächst würde ich immer zuerst meinen Chef fragen, wie er oder sie mit einem Projekt umgehen würde. Wenn sich dann herausstellt, dass mein Chef sich einen Angestellten wünscht, der ein "Macher" ist, zeige ich gerne Eigeninitiative. Die eigentliche Herausforderung ist doch, sich an sein Arbeitsumfeld anzupassen - und da bin ich flexibel.
Ich kann glücklicherweise sagen, dass mir noch nie ein wirklich teurer Fehler unterlaufen ist. Aber generell finde ich Fehler - solange sie keine fatalen Folgen habe - nicht schlimm. Solange man sie nicht zwei Mal macht.
Ich persönlich denke, es ist wichtiger glücklich zu sein, auch wenn es nie schaden kann, kompetent und erfahren zu sein. Das hilft dabei, sich neue Möglichkeiten zu schaffen. Oft geht aber auch beides zusammen, das ist dann die ideale Kombination.
Ich bin weder schüchtern noch eine graue Maus. Also kann es gut sein, dass ein oder zwei frühere Arbeitskollegen dachten, ich sei unflexibel. Aber in Mitarbeitergesprächen und in meinen Referenzen fiel und fällt dieses Adjektiv nie, ebenso wenig wie „verbissen“. Ich kann gleichzeitig hartnäckig und flexibel sein.
Zuerst würde ich versuchen, diese Person für ihre eigenen Erfolge stärker zu loben. Manchmal hilft das schon. Wenn das nichts hilft, würde ich eine Verabredung mit dem Kollegen treffen, dass wir jeweils unsere eigenen Ideen dem Chef vorstellen - damit dieser sieht, wer welchen Erfolg erzielt. Funktioniert auch das nicht, würde ich das Problem offen ansprechen und ausdiskutieren.
Es könnte ein mögliches Risiko sein, dass man kaum in Kontakt mit den wichtigen Personen kommt - zumindest nicht in idealem Maße. Auf der anderen Seite können Telefonkonferenzen und Email ja auch weiterhelfen.
Bewerber sollten den Personaler fragen, warum er für das Unternehmen arbeitet. Die Antworten seien mitunter sehr aufschlussreich, was die Arbeitsatmosphäre anbelangt. "Stellen Sie sich die Frage: Passt das zu mir? Will ich hier mitmachen?", rät er jungen Ingenieuren beim VDI-Recruiting-Tag.
Persönliche Soft-Skill-Bilanz erstellen
Geht es dann an die Soft Skills der Bewerber, rät Lüderitz dazu, schriftlich Bilanz zu ziehen:
• Was kann ich besonders gut?
• Wobei bitten mich andere um Hilfe?
• Wie würden mich meine Freunde beschreiben?
• Wie sehen mich Kollegen?
• Welche besonderen Erfahrungen hab ich? Habe ich Projekte an die Wand gefahren, Geld versenkt? Und was habe ich daraus gelernt?
Über eine solche Liste komme man dem Kern der Sache deutlich näher, als mit den klassischen Floskeln konfliktfähig, belastbar, teamfähig. Selbst Berufseinsteiger, die noch nicht anhand ihrer letzten Jobs Kreativität oder Teamfähigkeit belegen können, brauchen sich nicht zu verstecken. "Leiter bei den Pfadfindern, Trainer einer Jugendgruppe oder Thekendienst in einem Restaurant? Auf den ersten Blick erscheinen diese Nebenjobs vielleicht nicht relevant, sie zeigen allerdings Führungsqualität, Organisationstalent und die Fähigkeit im Team zu arbeiten und das nicht nur theoretisch, sondern bewiesenermaßen im realen Leben", rät auch Olaf Kempin, Gründer und Mitinhaber des Personaldienstleisters univativ.
Dass Soft Skills für die Karriere wichtiger sind, als das technische Know How, wissen auch die Teilnehmer an Lüdderitz' Vortrag. Und auch beim VDI heißt es, dass die Digitalisierung den klassischen "Ingenieur aus seiner Spezialistenrolle als Träger von ausschließlich technischem Know-how herausholt."
Und weiter: "Neue interdisziplinäre Ansätze und die schnittstellenübergreifende Vermittlung fachfremder „skills“, die die Ingenieurausbildung stärker auf den Erwerb von nicht technischen, auch kommunikativen Innovationskompetenzen hin ausrichten, machen aus den Ingenieurinnen und Ingenieuren von Morgen noch bessere „Innovationsmotoren“."
Damit der Chef aber auch merkt, dass im dritten Stock in Büro 24 ein Innovationsmotor schlummert, hilft nur Selbstmarketing. "Viele denken, wenn sie gute Arbeit leisten, machen sie automatisch Karriere, aber so läuft das nicht", sagt Lüderitz. "Die sitzen hinten rechts in ihrem Büro, retten da täglich die Welt und vorne links im Management bekommt das keiner mit."
Er habe es als Mittler zwischen einem Team aus Ingenieuren und der Führungsetage häufig erlebt, dass die Kollegen regelrecht überrascht gewesen seien, dass sie ihrem Vorgesetzten sagen müssen, dass sie beruflich mehr wollen.
Wer also seinen Traumjob im Traumunternehmen gefunden hat und sich reif fühlt für den zweiten Schritt, der sollte nicht darauf warten, dass irgendwer von alleine auf die Idee kommt, mit der Beförderung zu winken. Ein einfaches "ich möchte mich beruflich weiterentwickeln" kann da schon Wunder wirken. Schließlich weiß auch der Vorgesetzte, wie begehrt Ingenieure in Deutschland sind.