Kinderwunsch Akademikerinnen wünschen sich häufiger Kinder als andere Frauen

Frauen mit Studienabschluss wünschen sich häufiger Kinder als Altersgenossinnen mit geringerer Bildung. Doch Wunsch und Wirklichkeit sind bei gut Ausgebildeten in den letzten Jahren nochmals auseinandergedriftet.

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Füße einer Mutter und ihres Kindes. Quelle: dpa

Akademikerinnen bekommen viel seltener Nachwuchs, geht aus einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) hervor. Unter den sehr gut ausgebildeten Frauen will nur jede zwölfte Frau kinderlos bleiben (7,4 Prozent), bei Frauen mit niedrigerem Bildungsabschluss ist es jede zehnte (10,2 Prozent).

Dass der Kinderwunsch nicht Wirklichkeit wird, hängt aus Sicht der Autoren Martin Bujard und Sabine Diabaté vor allem damit zusammen, dass Akademikerinnen in Deutschland besonders lange mit einer Familie warten. Knapp die Hälfte von ihnen ist an ihrem 35. Geburtstag noch kinderlos – 45,8 Prozent. Insgesamt gibt es hierzulande mehr späte Schwangerschaften: „In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl der Frauen, die nach dem Alter von 35 zum ersten Mal Mutter wurden, um mehr als 40 Prozent.“ Akademikerinnen bekommen zu 26,2 Prozent erst mit über 35 Jahren das erste Mal Nachwuchs, der Rest von ihnen (28 Prozent) bleibt kinderlos. Weil sie immer später mit der Familienplanung beginnen würden, blieben viele ganz ohne Nachwuchs, heißt es.

Das wollen viele Akademikerinnen gar nicht. Sie benennen das ideale Alter fürs erste Kind wie ihre Geschlechtsgenossinnen im Schnitt mit etwa 27 Jahren. Tatsächlich liegt das Alter heute bei knapp 30 Jahren.

Der Kinderwunsch der Deutschen

Geht es um Familienplanung in Deutschland, unterscheidet sich die verheiratete Frau, die auf dem Land lebt, am deutlichsten von ihrer Altersgenossin, die als Akademikerin in einer großen Stadt gelandet ist. Womöglich gingen beide als Jugendliche noch zusammen zur Schule und waren beste Freundinnen. Anschließend allerdings blieb die eine in der Umgebung ihres Heimatortes und wurde nach der Ausbildung vollends sesshaft, die andere zog zum Studium fort und blieb es danach. An diesem Punkt entscheidet sich oft, ob eine Frau Kinder haben wird und wie viele.

Wunschfamilie und Wirklichkeit klaffen am deutlichsten bei studierten Frauen in Großstädten auseinander. „Verheiratete Frauen in ländlichen Kreisen sind nur zu 8,4 Prozent kinderlos, bei Akademikerinnen in westdeutschen Großstädten sind es mit 35,2 Prozent mehr als viermal so viele“, schreiben die Wissenschaftler.

Akademikerinnen sehen der Studie zu Folge allerdings die Entscheidung für Familie immer noch als Wahl zwischen Kind und Karriere und spürten deutliche finanzielle Einschnitte, wenn sie im Beruf zurücksteckten, nennen die Autoren als Erklärung.

Männer, die es zur Familiengründung braucht, spielen an dieser Stelle leider fast keine Rolle. Indirekt geben die Autoren aber einen Hinweis, dass die Männer ihren Anteil an der Kinderlosigkeit haben. Bei jungen Menschen wünschten sich deutlich mehr Frauen als Männer eigenen Nachwuchs. Auch seien späte Väter in der Gesellschaft besser gelitten als späte Mütter.

Aber nicht nur die Angst davor, viele Freiheiten und Möglichkeiten im Leben einzubüßen, hält Frauen (und Männer) von einer eigenen Familie ab. Es gibt auch Ansprüche, die in Deutschland ausgeprägter sind als anderswo. Knapp 80 Prozent der jungen Erwachsenen wollen erst finanziell abgesichert sein, immerhin 60 Prozent erklären zur Voraussetzung, „dass die Frau im Beruf Fuß gefasst haben muss, unabhängig davon, ob ihr Partner arbeiten geht“.

Entschieden sich Frauen mit mehr als 35 Jahren dennoch für ein Kind,  nähmen inzwischen überdurchschnittlich viele die Hilfe der Reproduktionsmedizin in Anspruch, weil die Fruchtbarkeit nachlasse, heißt es in der Studie. Wenn eine Frau erst spät das erste Kind gebäre, sei trotz medizinischer Hilfe die Aussicht gering, dass sie noch ein zweites oder gar drittes Kind bekomme.

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