Klischee des gierigen Bankers 5 Mythen über Banker und Berater

Der Ruf der Finanzbranche ist ramponiert: Banker und Berater gelten als gierig, karrieregeil und weltfremd. Fünf Mythen – und was sich dahinter verbirgt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Klischees: Banker und Berater. Quelle: Getty Images

Banker sind gierig und karrieregeil, Berater verdienen viel und bringen wenig: Seit der Finanzkrise hat der Ruf der Geldbranche enorm gelitten. Schon 2012 sagte ein Vorstand eines großen deutschen Geldhauses: „Der Bankkaufmann ist schon lange kein Traumjob mehr.“

Daran hat sich seitdem nicht allzu viel geändert, wie vor einigen Monaten auch die Student Banking Survey der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte belegte. Demnach wollen nur sieben Prozent der Wirtschaftsstudenten später bei einer Bank arbeiten. Wer will es ihnen verübeln?

Bereits 2012 kündigte die Deutsche Bank eine der größten Stellenstreichungen ihrer Geschichte im Investmentbanking an, rund 1500 Arbeitsplätze sollten wegfallen. Der Großteil davon ist inzwischen vollzogen, der nächste radikale Umbau des neuen Vorstandsvorsitzenden John Cryan läuft bereits.

Diese Berufsgruppen verdienen am wenigsten
Groß- und Einzelhandel Quelle: dpa
Öffentlicher Dienst und Verbände Quelle: dpa
Personal-Dienstleistungen Quelle: dpa/dpaweb
Land-, Forst- und Fischwirtschaft, Gartenbau Quelle: dpa
Gesundheit und soziale Dienste Quelle: dpa
Agentur, Werbung, Marketing und PR Quelle: Fotolia
Freizeit, Touristik, Kultur und Sport Quelle: dpa

Bei anderen Großbanken wie der Commerzbank oder Credit Suisse war es ähnlich. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Bain & Company müssen die Banken wegen schlechter Zahlen in den kommenden zehn Jahren in Deutschland 125.000 Stellen abbauen. Weitere 115.000 Arbeitsplätze, so schätzt das Beratungsunternehmen, werden in Servicegesellschaften ausgelagert. Diese Jobs existieren dann zwar noch, aber nicht mehr in den Banken selbst – und bieten deutlich schlechtere Konditionen für die Arbeitnehmer. Ein Traumjob sieht anders aus.

Beratern wiederum werfen Kritiker gerne mal „hot air consulting“ vor: Sie kommen für hohe Tagessätze eingeflogen, stiften Unruhe in der Belegschaft und bieten schließlich viel heiße, teure Luft auf schicken Folien, bringen den Kunden aber wenig. So weit zumindest die Vorurteile. Aber wie sieht es tatsächlich mit den typischen Klischees über Banker und Berater aus? Fünf typische Mythen – und wie es in der Wirklichkeit ist.

In welchen Ländern die meisten Banker über eine Million Euro verdienen

Banker sind nur am eigenen Bonus interessiert

So lautet eines der gängigsten Klischees überhaupt. Doch das Image vom völlig skrupellosen Banker, der ausschließlich auf seine eigene Gewinnmaximierung bedacht ist, trifft kaum noch zu. Zum einen, weil davon Kunden abgeschreckt werden. Zum anderen gibt es neben den global agierenden Investmentbanken eben auch zahlreiche kleinere, regional ausgerichtete Banken – und dort entspricht dieser Mythos erst recht nicht der Realität, weil sie ihre Kunden vor Ort zufriedenstellen müssen. Und Genossenschaftsbanken haben sich ganz offiziell dem Gemeinwohl verschrieben.

Die gefragtesten Jobs für Banker 2016
Banker für die Öl- und Gasbranche Quelle: AP
Banker für Restrukturierungen Quelle: REUTERS
Zinshändler Quelle: AP
Experten im elektronischen Handel Quelle: REUTERS
Fintech-Experten Quelle: dpa
Unternehmensfinanzierung Quelle: REUTERS
Nachwuchskräfte Quelle: dpa

Dementsprechend haben sich auch die Gehälter der Branche normalisiert: Nach einer Analyse des Karrierenetzwerks eFinancialCareers im Jahr 2015 ist der Spitzenreiter bei den Banken im deutschsprachigen Raum in den Gehältern die Deutsche Bank: Im Durchschnitt verdienen die Mitarbeiter dort 127.494 Euro. Bei Volksbanken verdienen die Banker schon wesentlich weniger: Hier liegt der Durchschnittsverdienst laut eFinancialCareers bei 53.000 Euro. Millionengehälter sehen anders aus.

Einen Wandel gibt es bei der Deutschen Bank zum Beispiel bei Boni-Zahlungen. Im Geschäftsbericht 2015 schreibt das Geldinstitut im Hinblick auf seine Zukunftspläne: „Es ist ein wesentlicher Bestandteil der Strategie 2020, die Vergütung noch stärker mit Leistung und Verhalten in Einklang zu bringen.“ So kann man es natürlich auch ausdrücken.

Banker tragen Anzug und Krawatte

Die Berufskleidung wirkt seit Jahrhunderten wie eine Art Uniform. Wer als Kunde in eine Bank kommt, soll das Gefühl haben: „Diesem Menschen kann ich mein Geld anvertrauen.“ Von diesem Vertrauensverhältnis lebt der Banker – und die Bank. Das Vertrauen wiederum soll durch Anzug und Krawatte gefestigt werden.

Doch in letzter Zeit sehen vor allem kleinere und mittelgroße Geldinstitute die Etikette weniger streng. „Es herrscht bei einigen Banken jetzt öfter ein lockerer Kleidungsstil“, sagt zum Beispiel Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-DiBa, „gerade im Gespräch mit Privatkunden.“ Banker wollen dem Kunden eben zunehmend auf Augenhöhe begegnen, das Vertrauen soll nun eine Art freundschaftliche Basis bekommen. Weg vom Anzug, hin zum Poloshirt. Beim Besuch wichtiger Geschäftskunden ist jedoch in der Regel immer noch der Anzug Pflicht: Dort müssen die Banker sich ihrem Umfeld anpassen.

Banker sind abgehoben und weltfremd

Der Banker zieht abends durch drei, vier Bars – und seine Freizeit verbringt er auf dem Golfplatz. Von wegen. Tatsächlich ist es eine Herausforderung, normal zu bleiben, wenn man aus den oberen Etagen eines Glashauses mit einem Mausklick Millionen von A nach B transferieren kann. Doch auch bei den großen Geldhäusern ist mittlerweile angekommen, dass Arroganz Kunden verprellt.

Darüber hinaus sind vor allem Mitarbeiter kleinerer Banken oft gesellschaftlich engagiert und in Vereinen aktiv. Thomas Pörings, Vorstandsvorsitzender der Volksbank in Baden-Baden/Rastatt, sagt dazu: „Gerade mittelständisch geprägte Banken haben eine oftmals langjährige und große Bindung zu ihren Kunden – unsere Mitarbeiter sind mit der Region verwurzelt und bodenständig. Bei uns ist niemand abgehoben.“

Unternehmensberater arbeiten ständig

Das hängt stark von dem Feld ab, in dem man tätig ist. Fakt ist: Berater sind oft von montags bis donnerstags beim Kunden vor Ort und übernachten währenddessen im Hotel. Fremde Unternehmen lassen sich nun mal schlecht vom eigenen Schreibtisch aus durchschauen, intensive Gespräche lassen sich nur vor Ort führen. Wer jeden Abend um 18 Uhr auf dem Sofa sitzen will, für den ist der Job des klassischen Unternehmensberaters tatsächlich weniger geeignet. Freitags jedoch arbeiten die meisten dann in der Zentrale im Büro und machen eher früher als später Feierabend.

Die Zukunft der Banken gilt als düster. Was wird aus Filialen, Mitarbeitern und Kunden? Ein Blick in die Zukunft der Institute.
von Mark Fehr

Alle Berater haben BWL studiert

Ein Berater wird meist geholt, weil ein Unternehmen keine Lösung für ein Problem hat oder keine Zeit, darüber nachzudenken. Da ist es nicht verkehrt, sich mit ökonomischen Zusammenhängen auszukennen. Aber wimmelt es auf den Fluren der Beratungen deshalb vor BWLern? Carsten Baumgärtner kennt dieses Klischee. Der Chefrecruiter der Boston Consulting Group (BCG) weiß, dass das Bild einer Strategieberatung früher vor allem von Männern in grauen Anzügen mit BWL-Studium geprägt war. „Doch so war BCG nie“, sagt Baumgärtner, „und zum Glück wird das auch immer mehr außerhalb des Unternehmens wahrgenommen.“

Dafür genügt ein Blick in die Büros: Nur noch die Hälfte der Mitarbeiter sind Betriebswirte, die andere Hälfte besteht aus Natur- und Geisteswissenschaftlern, Medizinern, Musikern oder IT-Spezialisten. „Uns ist es wichtig, exzellente Köpfe zu finden“, sagt Baumgärtner, „aber möglichst vielfältige Köpfe ebenso.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%