Neben effektiven Wissensmanagementmethoden brauchen Unternehmen für den optimalen Austausch nach Ansicht der Experten auch eine altersübergreifende Belegschaft. "Die Crux ist, die unterschiedlichen Generationen so zusammenzuführen, dass jeder seinen maximalen Nutzen daraus zieht", sagt RFH-Präsident Martin Wortmann.
Bis vor einigen Jahren glaubten laut Wortmann noch viele Unternehmen, dass die Alten durch ihre mittlerweile starren Arbeitsweisen den Erfolg des Unternehmens mindern würden; die junge Generation blicke hingegen in die Zukunft und sei innovativ. Nur was viele vergaßen: "Jüngere Mitarbeiter sind leichter manipulierbar, steuerbar und beeinflussbar – weil ihnen die Erfahrung fehlt", gibt Wortmann zu bedenken.
Was die Kreativität fördert
Der Psychologe Travis Proulx von der Universität von Kalifornien ließ Probanden sinnfreie Passagen aus Kafkas "Landarzt" lesen. In anschließenden Tests fanden sie mehr Lösungswege und schnitten besser ab als diejenigen, die eine redigierte Version gelesen hatten.
Frank Fischer von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität analysierte die Gruppenarbeiten von 300 Studenten. Vorher hatte er den Raum mit höhenverstellbaren Tischen ausgestattet. Siehe da: Teilnehmer, die zwischen Sitzen und Stehen wechselten, kamen häufiger zu richtigen Ergebnissen als nur im Sitzen - und hatten 24 Prozent mehr Ideen.
Im Schlaf findet kombinatorisches Denken statt, wie Denise Cai von der Universität von Kalifornien in San Diego 2009 bestätigen konnte. Sie ließ 77 Teilnehmer verschiedene verbale Aufgaben lösen, einige Probanden konnten zuvor ein Nickerchen halten - die lösten die Aufgaben am besten.
Der Sozialpsychologe Jens Förster von der Jacobs-Universität Bremen fand in einer Studie heraus, dass die Teilnehmer eine kniffelige Aufgabe eher lösten, wenn sie zuvor an ihren Partner gedacht hatten. Der Gedanke an Liebe lässt in die Zukunft blicken - was dabei hilft, Dinge miteinander in Beziehung zu stellen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
In blauer Umgebung steigt der Einfallsreichtum. Ravi Mehta und Rui Zhu von der Universität von British Columbia in Vancouver ließen Freiwillige im Jahr 2009 verschiedene Aufgaben lösen - roter Hintergrund verbesserte zwar die Leistung bei der Detailaufgabe, blau jedoch die Kreativität.
Mitarbeiter aus der Produktion werden unterschätzt
Hinzu kommt, dass sowohl kleine als auch große Betriebe unterschätzen, wie wichtig der abteilungsübergreifende Austausch in einer Organisation ist. "Führungskräfte aus oberen Etagen neigen dazu, dem Wissen eines Mitarbeiters, der beispielsweise die Maschinen in der Produktion bedient, zu wenig Bedeutung beizumessen", sagt Wortmann. Entweder ignorieren sie aus Erfahrung des Experten deren Kompetenzen oder sie vertreten die Ansicht, dass deren Tätigkeit nur einen geringen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leistet. Dabei könnte sein Erfahrungswissen womöglich einen enormen Beitrag zur Verbesserung von Produktionsabläufen leisten.
Viele Unternehmen halten laut Bruns das Wissen erfahrener Mitarbeiter vor allem dann für hinderlich, wenn sie mit Innovationen eine neue Zukunft einschlagen wollen. "Die Chefs vertreten häufig die Ansicht, dass Erfahrungen nur dazu dienen, das Alte gut zu finden." Das ist seiner Meinung nach falsch, denn: "Diese Mitarbeiter haben meist Erfahrungen mit Innovationen gemacht, die wiederum nützlich für neue Technologien sein können", sagt Bruns.
Vor allem in kleinen Unternehmen vernachlässigen die Führungskräfte den Wissensaustausch ihrer Beschäftigten, wie aus der Befragung hervorgeht. Während große Konzerne oftmals in Weiterbildung und Mentoring investieren, beklagen die kleinen bis mittelständischen Betriebe, dass ihnen die Ressourcen fehlen, um den Wissenstransfer zu fördern. "Im Tagesgeschäft geht bei Klein- und mittelständischen Unternehmen der Transfer von Erfahrung häufig unter, weil ihnen im Vergleich zu größeren Unternehmen die nötigen Ressourcen fehlen", sagt Wortmann.