Im Berufsleben gibt es immer wieder Situationen, die besondere Vorbereitung und Fingerspitzengefühl benötigen, zum Beispiel: Einem Mitarbeiter kündigen, Gehaltsverhandlungen führen oder dem Chef mitteilen, dass ein Kunde abgesprungen ist. Um in solchen Gesprächen zu bestehen, braucht man mehr als nur die richtigen Worte, sagt der Kommunikations- und Körpersprachenexperte Michael Rossié.
Ganz wichtig ist es authentisch zu bleiben. „Körpersprache hat man, die kann man nicht antrainieren“, sagt und widerspricht damit der von Samy Molchow begründeten Theorie, das Gestik und Gang eine bestimmte Form annehmen sollten, damit man entsprechend kommuniziert. Dennoch sei es wichtig, so Rossié, die Wirkung von Körpersprache zu kennen, nicht zuletzt im Beruf.
Was Ihre Gesten über Sie verraten
signalisiert laut den Bewerbungsexperten von Hesse/Schrader Konzentration oder Nachdenken
bedeutet Ungeduld oder Nervosität, vielleicht sogar Provokation
zeigen die eigene Überlegenheit
Gesagtes wird zurückgenommen, weil Unsicherheit in der Sache besteht
demonstriert Selbstzufriedenheit, wirkt aber nicht immer sympathisch
zeigt bei Zurücklehnen grenzenlose Souveränität
lässt auf Desinteresse, Unkonzentriertheit oder Nervosität schließen
steht für Nachdenklichkeit, Erschöpfung oder Langeweile
zeigt Ratlosigkeit oder Unsicherheit
steht für Nachdenklichkeit und Zufriedenheit
zeigen bei Frauen: Unsicherheit oder Angst, bei Männern: Ablehnung und Verschlossenheit
signalisieren Überheblichkeit, gleichzeitig Abwehr gegen Einwände
Die Kündigung
Eine Kündigung sollte gut überlegt sein. Wer sich seiner Sache nicht sicher ist, zeigt das meist auch durch seine Körpersprache: Nervöse Gesten, zum Beispiel der häufige Griff ins Haar, sind ein Anzeichen dafür, dass sich jemand seiner Entscheidung nicht vollkommen sicher ist. Michael Rossié rät Vorgesetzten deswegen, schon vor dem entscheidenden Gespräch mit anderen Kollegen aus der Führungsetage darüber zu sprechen, denn so steht der Entschluss fest: Es gibt kein Zurück mehr.
Die Bewerbungsexperten Hesse/Schrader warnen davor, den Blick dauerhaft zu Boden zu senken, die Augen wandern zu lassen oder demonstrativ vom Gegenüber wegzusehen. Das seien "Zeichen für Unsicherheit, Ignoranz oder sogar Provokation". Hilfreich ist es, im Kündigungsgespräch eine aktive Körperhaltung einzunehmen, sagt Experte Rossié. Ein aufrechter, offener Sitz ist wichtig, um sein Anliegen mit dem nötigen Selbstbewusstsein vorzutragen. Auch für die Sitzordnung hat der Coach einen Tipp: Am besten setzt man sich über Eck und nicht frontal gegenüber, so verlaufen die Gespräche harmonischer.
Wichtig ist es, schnell auf den Punkt zu kommen. Eine Kündigung auszusprechen ist unangenehm, das wird auch nicht besser, wenn zuvor lange um den heißen Brei herumgeredet wird. So sollte der unangenehme Teil ganz am Anfang erfolgen, danach ist immer noch Zeit, Lob auszusprechen und persönliche Gedanken mitzuteilen. „Wenn es dem Chef Leid tut, den Mitarbeiter zu kündigen und er deswegen drei Nächte nicht schlafen konnte, sollte er dies auch sagen“, sagt der Experte Rossié.
Die richtigen Kleider
Die Gehaltsverhandlung
„Man sollte dem Chef nicht erst mal lang und breit zu erzählen wie toll man ist“, sagt Kommunikationsexperte Michael Rossié. In der Regel weiß der Vorgesetzte, was der Mitarbeiter geleistet hat. In dieser Gesprächssituation geht es vor allem um eins: Verhandeln. Doch Vorsicht: „Es sollte nicht zugehen wie auf einem türkischen Bazaar“, sagt Rossié. Chef und Mitarbeiter müssen schließlich auch in Zukunft noch miteinander arbeiten können.
Der Mitarbeiter sollte während des Gespräches vor allem eins: Ruhig bleiben, langsam reden und Pausen einlegen. „Der Leitwolf bewegt sich immer am wenigsten in der Herde“, sagt Coach Rossié. Dazu gehört auch das Vermeiden aller übereifrigen Gesten, wie zum Beispiel eine viertel Stunde zu früh zu kommen. Ruhe strahlt man auch über die Haltung aus. Rossié rät, am besten weiter vorne auf dem Sessel oder Stuhl zu sitzen und diese Position relativ konstant einzuhalten. Auch der Blickkontakt ist wichtig, ein schneller Wechsel wirkt unstet und schnell auch nervös. Doch auch starren ist falsch, denn das kann bedrohlich bei dem Gesprächspartner ankommen. Experten raten zu Blickkontakten zwischen einer und drei Sekunden.
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Um selbstbewusst agieren zu können, ist auch die richtige Kleiderwahl wichtig. Sitzt das Jacket nicht richtig oder trägt man zum ersten Mal einen Anzug, hat das ungünstige Auswirkungen auf die Körpersprache und reizt zu kleinen Ticks: am Rock zupfen, die Krawatte zurecht schieben. Das wirkt wenig souverän.
Der Kunde ist abgesprungen
Auch hier gilt: schlechte Nachrichten am besten sofort überbringen. Denn ein „Es tut mir Leid“ sollte man dem Mitarbeiter auch ansehen. Michael Rossie rät deswegen so schnell wie möglich mit der Hiobsbotschaft zum Chef gehen. Für die Körpersprache gilt in dieser Situation: Kein selbstbewusstes Auftreten, kein fester Händedruck, keine laute Stimme – Reue sollte sich auch in den Gesten widerspiegeln.
Anschließend ganz ruhig und ehrlich sagen, dass dem Mitarbeiter die Situation furchtbar unangenehm ist. „Man sollte sich nicht in große Erklärungen verstricken: Der Chef will nicht wissen, warum das passiert ist sondern er will sich sicher sein, dass es nicht noch einmal passiert.“, sagt Rossié.
Um ein Anliegen glaubhaft vorzubringen, spielt neben dem Blickkontakt auch Hände und Füße eine wichtige Rolle. Handflächen die nach oben zeigen, signalisieren Offenheit und das man etwas zu bieten hat, zum Beispiel gute Lösungen. Bei der Fußstellung sollte man darauf achten, dass die Beine dem Gesprächspartner zugewandt sind. Das wirkt sich auch insgesamt positiv auf die Körperhaltung aus.