Konflikte im Job „Was mich ärgert, entscheide ich“

Streit im Büro: So lösen Sie Konflikte richtig Quelle: Corwin von Kuhwede

Kündigt sich im Büro ein Konflikt an, sollten Kollegen ihn offen ansprechen, rät Philipp Karch. Der Coach für Ärger-Minimierung erzählt, wie sich Zoff im Job vermeiden lässt und wie Sie sich gegen Schreihälse wehren.

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Herr Karch, Sie sind Trainer für Ärger-Minimierung. Was ist falsch daran, Konflikte zuzulassen?
Ärger ist nicht schlecht oder böse. Aber es gibt ungünstigen und günstigen Ärger. Der günstige hilft, in Situationen gefühlten Unrechts für seine Werte einzustehen. Der Hauptärger ist allerdings der ungünstige. Eine Form ungünstigen Ärgers ist es, sich zu verstecken. Wenn ich zum Beispiel in einem Meeting bin und ein Kollege die Augen verdreht, ärgert mich das. Sage ich dann aber nichts, ist das eine Energieverschwendung. Mein Ärger war für nichts gut.

Raten Sie also, Ärger nicht herunterzuschlucken?
Wenn der Ärger einem in den Hintern tritt, sollte man ihn nicht ignorieren.

Wie reagieren Sie, wenn ein Kollege die Augen verdreht?
Ich beiße mir zuerst einmal kurz auf die Zunge, um nicht unüberlegt das erstbeste zu sagen. Dann überlege ich, wieso ich mich ärgere und wieso der andere das gerade getan haben könnte. Wenn sich mein Gemüt etwas beruhigt hat, spreche ich ihn darauf an und sage: „Entschuldigung, ich bin irritiert. Sie haben die Augen verdreht. Heißt das, Sie sind unzufrieden mit mir?“ Das sollten Sie aber unbedingt noch in derselben Situation sagen. Sie dürfen ihm aber nicht unterstellen, dass er unzufrieden ist. Das kann er nämlich leugnen. Das Augenverdrehen hingegen nicht.

Sie sprechen Ihr Gegenüber also auf sein Verhalten an. Was tun Sie, wenn er nicht kooperiert?
Ich signalisiere ihm, dass ich auch anders kann. Ich sage dann so etwas wie: „Ja, Sie haben ja Recht. Augenrollen ist eine gute Sache. Da bleiben die Augen schön in Bewegung.“ Ich sage das aber in einem liebevollen Ton, nur eben leicht ironisch. Manchmal wacht der andere dann auf und wir können sachlich über unsere Gefühle und Bedürfnisse sprechen.

Und wenn der andere nicht aufwacht?
Dann verwandele ich mich in einen Neandertaler: ich arbeite nur noch nonverbal und spiegele mein Gegenüber. Wenn er die Stirn krauszieht, ziehe ich meine auch kraus. Wenn er fragt, wieso ich das mache, sage ich ihm: „Damit Sie merken, wie Sie auftreten. Ich fühle mich dabei nicht gut. Und Sie?“

Das ist sehr provokant.
Entweder die Person wacht auf und wir reden oder die Situation eskaliert und er schreit rum.

Und dann nichts wie weg?
Schweigen ist leider für viele das gleiche wie Zustimmung. Heben Sie deshalb zum Beispiel die Hand und zeigen Sie damit Ihrem Gegenüber, dass Sie sich nicht anschreien lassen. Sagen Sie dem Schreihals dann: „Ich habe offenbar etwas falsch gemacht. Aber bei Ihrem Ton kriege ich Angst vor Ihnen.“

Gilt Angst nicht als Schwäche?
Wenn ich selbstbewusst über meine Gefühle spreche, bin ich ausgesprochen stark. Hört er trotzdem nicht auf zu schreien, verlasse ich den Raum und suche ihn zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf und spreche dann über diesen Moment.

Und wenn er wieder schreit?
Zeigen Sie ihm erneut, dass Sie das nicht mit sich machen lassen. Heben Sie die Hand, zeigen Sie ihm das Stopp-Zeichen. Das will er nicht, weil er das Stopp-Zeichen als Majestätsbeleidigung empfindet? Dann sagen Sie ihm: „Wir hatten doch über das Schreien gesprochen. Jetzt schreien Sie wieder. Halten Sie Ihr Wort nicht?“

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