Wer nach einer Krankheit an den Arbeitsplatz zurückkehrt, hat oft bereits eine Unterhaltung mit dem Vorgesetzten im Kalender stehen. Eigentlich steckt hinter dem sogenannten Krankenrückkehrgespräch eine gute Überlegung: Es soll Betroffenen nach längerer Abwesenheit helfen, im Job wieder Fuß zu fassen. Die Realität sieht aber oft anders aus. Viele Mitarbeiter kehren „schon mit Bauchschmerzen zurück an den Arbeitsplatz, wenn man weiß, dass ein solches Gespräch droht“, beobachtet Arbeitspsychologin Thordis Bethlehem. „Auch viele Führungskräfte führen die Gespräche nur ungern.“
Ein Grund: Für Arbeitgeber stehen dabei nicht immer die Interessen des Beschäftigten im Vordergrund. Unternehmen wollen in den Gesprächen prüfen, ob Beschäftigte künftig erneut aus gesundheitlichen Gründen fehlen könnten – oder ob sie den Anforderungen ihres aktuellen Arbeitsplatzes noch gerecht werden, wie Markus Hofmann, der die Abteilung Sozialpolitik beim Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) leitet. Und so sieht er in dem Gespräch ein Risiko: dass Beschäftigte später krankheitsbedingt die Kündigung erhalten.
Fehler beim Rückkehrgespräch
Auch Bethlehem, die als Präsidentin dem Berufsverband deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) vorsteht, musste feststellen: Mitunter werden Mitarbeiter durch das Krankenrückkehrgespräch kontrolliert oder gar eingeschüchtert. Auch reine Pflichterfüllung – ohne aufrichtiges Interesse an der Situation des Kollegen – ist für die Organisationspsychologin einer der Gründe, warum diese Gespräche für Chefs allzu oft ihren Zweck verfehlen. In der Folge würden die unbeliebten Termine gern an die Personalabteilung weitergereicht – und damit noch unpersönlicher.
Acht Tipps zum Stressabbau
Versuchen Sie, die Situation, die Ihnen Frust bereitet, ganz bewusst von oben beziehungsweise von außen zu betrachten. So bauen Sie eine innere Distanz zum aktuellen Geschehen auf. Zum Beispiel: „Der Stau, in dem ich gerade stehe, ist eine Tatsache, die ich nicht ändern kann. Wenn ich mich aufrege, verschlimmere ich die Situation nur.“
Quelle: Deutsche Herzstiftung
Sport zählt laut der Deutschen Herzstiftung zu den besten Möglichkeiten, um Stress loszuwerden. Bereits eine halbe Stunde Bewegung, sei es Walking, Schwimmen oder Tennis, kann das Stresslevel deutlich senken.
Zwar lassen sich die Ursachen von Stress nicht immer beheben, etwa bei einem schwierigen Chef. Bei Stress in der Beziehung können gezielte Gespräche helfen.
Hier gilt: Nicht schon aufgebracht ins Gespräch gehen, sondern lieber ein paar Tage warten und alle Argumente und Gegenargumente auch sacken lassen.
Yoga, autogenes Training und Co. werden immer wieder angepriesen – doch nicht jedem sind sie eine Hilfe. Während manche Menschen alleine und in völliger Stille entspannen, bevorzugen andere etwa die Anleitung in einer Gruppe.
Die gewählte Technik sollte unbedingt regelmäßig geübt werden, damit sie in akuten Stress-Situationen dann auch abrufbar ist.
Unter dem „Gegenentwurf“ versteht man die ständige Pflege persönlicher Interessen, seien es Chorsingen, Fußballspielen oder Briefmarkensammeln. Also Aktivitäten, die uns anregen, ein Kontrastprogramm zum (beruflichen) Alltag bieten, uns positiv herausfordern – und so vom negativen Stress ablenken.
Fernsehen mag zwar entspannend erscheinen, doch man ist dabei passiv und erreicht keine nachhaltige Stress-Reduktion. Wertvolle Zeit, in der man den Ärger des Tages verarbeiten und abschütteln kann, geht so verloren.
Es kann helfen, sich einen Plan zu machen, an welchen Tagen man den Fernseher auf jeden Fall auslassen und stattdessen etwa ein altes Hobby wieder aufleben lassen oder ein Treffen mit Freunden verabreden kann.
Gerade wer viel zu tun und das Gefühlt hat, dass der Tag nie genug Stunden haben kann, achtet oft nicht ausreichend auf seine Ernährungsweise. Es wird dann oft das Falsche, zu hastig und insgesamt zu viel gegessen und häufig auch zu viel Alkohol getrunken.
Zusammen mit Bewegungsmangel kann das zu Übergewicht führen, was Unzufriedenheit und Frustgefühle noch verstärken kann. Man sollte sich am Besten ein Repertoire an schnellen und gesunden Mahlzeiten zulegen, etwa aus der Mittelmeerküche, die sich auch gut vorbereiten lassen.
Arzneien, die Beruhigung versprechen gibt es zwar – sie sollten aber stets nur unter Kontrolle eines Arztes zum Einsatz kommen, und nicht einfach auf eigene Faust im Internet bestellt werden.
Als Beispiel nennt die Deutsche Herzstiftung Benzodiazepine, die für langfristige Stressbewältigung ungeeignet sind, weil sie schon nach kurzer Zeit abhängig machen und zudem erhebliche Nebenwirkungen (Konzentrationsschwierigkeiten, Benommenheit) haben können.
„Solche Gespräche sind Führungsaufgabe“, mahnt Bethlehem. „Es ist der Vorgesetzte, der sich für das Befinden des Mitarbeiters interessieren sollte. Das kann nicht delegiert werden.“ Doch selbst bei wohlmeinenden Chefs kann das Rückkehrgespräch schnell aus dem Ruder oder zumindest ins Leere laufen. „Führungskräfte sind häufig nicht geschult im Führen dieser Gespräche und werden mit dieser Aufgabe allein gelassen“, kritisiert Bethlehem. Mangelnde Vorbereitung führe dann oft zu unangenehmen Unterhaltungen – schließlich geht es um heikle Themen.
„Dieses Gespräch ist anspruchsvoll, eine echte Gratwanderung“, warnt die Psychologin. Einerseits solle der Vorgesetzte erkennen, wie dem Mitarbeiter geholfen werden kann. „Andererseits darf auch nicht gebohrt werden, wenn das Gespräch als konstruktive, Vertrauen bildende Aktion wirken soll.“ Sie rät, nicht den Blick zurück auf die Ursachen der Fehlzeiten zu werfen, im Sinne von „Warum wurden Sie krank?“. Vorgesetzte sollten stattdessen diese Fragen stellen:
- Was hilft Ihnen jetzt?
- Was brauchen Sie für den Wiedereinstieg in die Arbeit?
- Welche Hinweise haben Sie für mich und die Kollegen?
Dieser Ansatz hilft Betroffenen laut der Psychologin dabei, ihre Privatsphäre zu schützen, wenn sie dies wünschen. Denn grundsätzlich gilt: „In einem Krankheitsrückkehrgespräch müssen Beschäftigte hinsichtlich ihrer Gesundheit gar nichts offenlegen“, unterstreicht Gewerkschafter Hofmann. Informationen über Krankheiten seien von Rechts wegen besonders geschützt. Auch der Betriebsarzt dürfe Details zu einem Beschäftigten nur mit dessen Zustimmung weiterreichen.
Da es sich bei dem Krankenrückkehrgespräch um ein Personalgespräch handelt, kann der Arbeitgeber laut Hofmann zwar Absagen zulassen, allerdings auch auf den Termin bestehen. Der DGB-Experte empfiehlt Beschäftigten, sich von einem Mitglied des Betriebsrats oder der Schwerbehindertenvertretung zu dem Treffen begleiten zu lassen, um Benachteiligungen wegen einer Erkrankung von vornherein auszuschließen „Außerdem das Gespräch gut vorbereiten, vielleicht sogar durchspielen und Antworten zurechtlegen“, rät Psychologin Bethlehem.