Kündigung Wenn junge Manager gefeuert werden

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Die Ängste der Deutschen

Wenn Arbeit zur psychischen Belastung wird: Viele Deutsche schleppen sich auch krank ins Büro - aus Angst, gekündigt zu werden. Quelle: Fotolia

Viele von ihnen dürften gerade mit großen Sorgen aus dem Weihnachtsurlaub zurückgekehrt sein, denn nichts beunruhigt die Deutschen so sehr wie ihre finanzielle Situation. Als das Meinungsforschungsinstitut Ipsos im Dezember 2010 1.000 Deutsche im Alter zwischen 18 und 64 nach ihren größten Sorgen fragte, landete Arbeitslosigkeit mit 34 Prozent auf Platz zwei. Mehr Angst jagen den Deutschen nur noch Armut und soziale Ungerechtigkeit ein.

Präsentismus aus Angst vor Abstieg

Die Folge: Viele Menschen arbeiten sprichwörtlich, bis der Arzt kommt. Aus Angst vor beruflichem Abstieg gehen immer mehr Menschen gesundheitlich angeschlagen zur Arbeit. Präsentismus nennen Wissenschaftler dieses Phänomen – in Deutschland gilt das fast für jeden zweiten Arbeitnehmer, ergab der Gesundheitsmonitor der Bertelsmann Stiftung im September 2009. 42 Prozent sagten damals, dass sie in den zurückliegenden zwölf Monaten mindestens zweimal krank ins Büro oder an die Werkbank gegangen seien.

Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin resümierte erst im März: Jeder vierte Befragte macht das aus Angst vor beruflichen Nachteilen.

Bei deutschen Managern ist dieses Verhalten besonders weit verbreitet. Der Personaldienstleister Robert Half befragte kürzlich etwa 6.000 Personal- und Finanzmanager in 20 Ländern. Fazit: In kaum einem anderen Land kommt Präsentismus in der Chefetage so häufig vor wie in Deutschland. 55 Prozent der deutschen Fachkräfte schleppen sich auch dann ins Büro, wenn die Nase trieft, der Hals kratzt oder der Rücken weh tut.

Um in den kommenden Wochen möglicherweise schmerzhaft festzustellen: Egal, wie sehr du dich in den vergangenen Jahren engagiert hast – in Zukunft geht es auch ohne dich.

Betreuung nach der Kündigung

„Bei erfolgreichen Führungskräften mit glattem Karriereverlauf ist die Erschütterung, die durch eine Entlassung ausgelöst wird, besonders groß“, sagt Heike Cohausz von P4 Career Consultants. Sie hat in den vergangenen Jahren Dutzende von Managern als Outplacement-Beraterin betreut. Cohausz wird immer dann gerufen, wenn Führungskräfte entlassen werden – um mit ihnen gemeinsam die nächsten Karriereschritte zu planen.

Das fällt vielen Betroffenen erst mal schwer – denn Scheitern kannten sie bislang nicht, das Selbstbewusstsein knickt ein. Was macht das mit einem Menschen?

Andreas Rades kann diese Frage leicht beantworten. Der Wirtschaftsinformatiker arbeitet seit etwa 25 Jahren in der IT-Branche, zuletzt war er beim Düsseldorfer Beratungshaus Emprise Consulting zuständig für ein Team von 60 Mitarbeitern.

Als Rades dort 1999 anfing, erlebte der Neue Markt gerade seine Boomphase. In seinen besten Zeiten erwirtschaftete Rades jährlich einen Umsatz von zehn Millionen Euro. Firmenfeiern für die 200 Mitarbeiter fanden auf Mallorca statt, Rades fuhr als Dienstwagen einen Audi A6.

Heute fährt er einen sieben Jahre alten VW Touran.

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