Kündigungen Wie ein stilvoller Abgang aussieht

In den letzten Tagen haben diverse Politiker ihre Kündigung eingereicht. Die Zeit bis zum letzten Arbeitstag gilt es nun mit Würde rumzukriegen. Dabei kann man Stil beweisen - oder lange im Gedächtnis bleiben.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Die Kündigung ist raus, die Vorfreude auf den nächsten Job oder der Frust über die Kündigung sind groß - da fällt es schwer den alten Job noch motiviert über die Bühne zu bekommen. Wer nicht das Glück hat, sofort freigestellt zu werden, muss in den letzten Wochen einer Menge Fettnäpfchen ausweichen. Die Knigge für den gekonnten Abgang.

Tipps für das Kündigungsgespräch

1. Negative Emotionen vermeiden
Nach ihrem Rauswurf bei Yahoo war die ehemalige Chefin Carol Bartz stinksauer. In einem Interview mit dem US-MagazinFortune rechnete die damals 63-Jährige mit ihrem Arbeitgeber ab. “These people fucked me over” - gelinde gesagt: “Diese Leute haben mich verarscht”. Auch wenn sie ihrer Wut damit Luft gemacht hat, steht ihr Gefühlsausbruch nicht unbedingt für einen souveränen Abgang. Karriereexperten wie Svenja Hofert raten: Nach der Kündigung sollte man, wenn überhaupt, nur positive Gefühle zulassen. Auch wenn man traurig und frustriert sei, sagt Hofert, sollten die Mitarbeiter versuchen, in dieser Situation die Fassung zu waren. Mit Allgemeinplätzen wie “Ich freue mich auf neue Herausforderungen” oder “Ich gehe mit einen lachenden und einem weinenden Auge” ließen sich solche Momente überwinden. Ein Tränchen zum Abschied bei einem Kollegen im Büro, das könne man aber schon verdrücken.

2. Motiviert bleiben
Auch wenn es schwer fällt: Die Motivation und das Engagement sollte man so gut es eben geht aufrecht erhalten, weiß Karriereberaterin Sigrid Frank. Denn man wisse nie, in welchem Kontext man seinen Kollegen oder dem Chef in Zukunft über den Weg laufen wird. Frank ist überzeugt: man sollte die Resignation überwinden. “Das klingt nach einer abgedroschenen Floskel, aber in einigen Branchen ist garantiert, dass man sich mindestens zweimal im Leben begegnet”, sagt Frank. Daher gilt: Eigene Projekte sauber übergeben und dem Nachfolger die Handynummer für Notfälle dalassen.

3. Der Umtrunk
Abschiedsfeier: Ja oder Nein? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Hamburger Karriereberaterin Svenja Hofert hält solche Abschiedsrunden für nicht immer passend. “Oft reicht ein Händedruck. Gerade wenn beim Abschied Frust im Spiel war, sollte man nicht allzu viel Wirbel machen ”, sagt Hofert. Sie rät dazu, lieber im vertrauten Kreis Mittag Essen zu gehen oder sich später noch mal zu verabreden. Sigrid Frank ist anderer Meinung: Ein bisschen Kaffee und Kuchen könne man schon springen lassen, wenn man sich gut mit den Kollegen verstanden hat.

"Der letzte Ton muss stimmen"

4. Die letzten Worte
“Vielen Dank für die tolle Zusammenarbeit. Ich habe sehr viel gelernt” - diese Worte hat jeder schon mal gehört. Kein Wunder: Diese Abschiedsworte tun niemandem weh, allerdings wird sie auch niemandem in Erinnerung bleiben. Daher rät Beraterin Frank: Witzige Anekdoten aus dem Arbeitsalltag können eine Abschiedsrede auflockern. “Das ist wie bei Opernsängern, der letzte Ton muss stimmen”, sagt Sigrid Frank. Den alten Kollegen den Mund wässrig zu reden ist aber tabu: “Das neue Gehalt oder der anstehende Urlaub am Sandstrand, diese Neuigkeiten sollte man besser für sich behalten”, sagt Frank. Wer wirklich unvergesslich bleiben will, sollte sich ein Beispiel an einem Anwalt der US-Kanzlei Alston & Birdschien nehmen. Er bedruckte ein schwarz-weiß Portrait mit den Daten seines ersten und letzten Arbeitstages. Viele seiner Kollegen hielten das Foto für eine Todesanzeige.

Fünf wichtige Schritte nach der Kündigung
1. Schritt: Ruhe bewahrenKlingt banal, fällt aber vielen schwer. Jede Karriere hat ihre Höhen und Tiefen, und Brüche im Lebenslauf sind heute nicht mehr so problematisch. Als Führungskraft haben Sie immerhin nachweislich Erfolge erzielt. Jetzt müssen Sie diese sinnvoll vermarkten. Quelle: Fotolia
2. Schritt: Formalitäten klärenUnterschreiben Sie einen Aufhebungsvertrag, handeln Sie die Abfindung aus, fordern Sie ein Arbeitszeugnis. Vielleicht können Sie früher ausscheiden, wenn Sie eine neue Position gefunden haben. Bei den Formalitäten sollten Sie sich von einem Arbeitsrechtler begleiten lassen. Der klärt juristische Feinheiten und versachlicht die Diskussion. Quelle: Fotolia
3. Schritt: Trennung analysierenWelchen Anteil hatten Sie selbst an der Trennung? Hätten Sie etwas besser machen können? Wie können Sie sich künftig für solche Situationen wappnen? Die Antworten helfen Ihnen nicht nur dabei, sich vom alten Job zu lösen- sondern auch, sich auf eine neue Herausforderung einzulassen. Quelle: Fotolia
4. Schritt: Abschied kommunizierenMan sieht sich immer zweimal - daher sollten Sie sich vernünftig verabschieden. Etwa von Mitarbeitern oder wichtigen Kunden. Fordern Sie Rückmeldungen ein, fragen Sie nach Ihrer Wirkung - daraus können Sie Informationen für den nächsten Job ziehen. Quelle: Fotolia
5. Schritt: Job suchenSollten Führungskräfte jede Stelle annehmen oder auf den perfekten Job warten? Experten raten zum vorübergehenden "Downshifting". Allerdings sollte die Position Entwicklungschancen bieten. Der Schritt in die Selbstständigkeit sollte nie aus Verzweiflung geschehen, sondern um Zeit zu überbrücken - oder eben aus voller Überzeugung. Quelle: Fotolia

5. Die Abschiedsmail
Auch Email-Verteiler können einen zur Legende machen: Mit seiner letzten Mail an seine Kollegen bei Google stiftete Jason Shugars für Aufsehen. “So long, suckers! I’m out!”, lauteten seine letzten Worte vor Abgang. “Bis dann, ihr Lutscher! Ich bin weg!” Was bei Google für Lacher sorgte, würde die Vorgesetzten in manch anderer Firma verärgern. Sich über den Verteiler bei “allen” zu verabschieden - davon rät Karrierecoach Hofer ab. Stattdessen sollte man sich Mühe geben, jene Kollegen, mit denen man weiterhin in Kontakt bleiben möchte, anzusprechen. Auch ein Hinweis auf soziale Netzwerke wie Facebook oder Xing könnte man einfügen. “So lässt sich leicht Kontakt mit den Kollegen halten, an denen einem etwas liegt”, sagt Hofer.

Wer im Gedächtnis bleiben will und keine Angst hat sich zum Affen zu machen, könnte seinen Abgang auch gesanglich verkünden. Wie Phil Sipka, der die Kündigung seines Jobs als Barista in einer US-Kaffeehauskette im Chor vortrug. Das Video lief in der Show des US-Showmasters Steve Harvey. Ob Ernst oder gestellt, darüber streiten die Kommentatoren auf Youtube allerdings.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%