
Das sagte die Forschungsdirektorin am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut, Christina Boll. Im Vergleich zu Frauen in anderen europäischen Ländern arbeiteten Mütter in Deutschland oft noch Teilzeit, wenn ihre Kinder bereits weiterführende Schulen besuchten, sagte die promovierte Volkswirtin. „Das liegt nicht nur an den fehlenden Betreuungseinrichtungen, sondern auch an den Frauen selbst“, erklärte Boll. „Gerade bei Akademikerinnen ist das bürgerliche Ideal von der Frau, die es nicht nötig hat zu arbeiten, erstaunlich weit verbreitet“.
Welche Arbeitszeitmodelle deutsche Unternehmen Familien anbieten
Die Teilzeit ist bei deutschen Firmen das beliebteste Arbeitszeitmodell, immerhin 79,2 % aller Unternehmen bieten sie ihren Angestellten an.
Das zweitbeliebteste Arbeitszeitmodell deutscher Unternehmen sind mit 72,8 % Individuelle Arbeitszeiten.
Die Flexible Tages- oder Wochenarbeitszeit bieten 70,2 % der deutschen Unternehmen an.
46,2 % der Firmen führen keine Arbeitszeitkontrolle durch, wenn ihre Angestellten familienbedingt kürzer treten müssen.
Nur 28,3 % der deutschen Unternehmen räumen ihren Mitarbeitern eine Flexible Jahres- oder Lebensarbeitszeit ein.
Gerade einmal 21,9 % der deutschen Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit der Telearbeit an.
Mit 20,4 % ist das Arbeitszeitmodell des Jobsharings in Deutschland äußerst begrenzt.
Ein Sabbatical kommt nur bei 16,1 % der deutschen Unternehmen als Arbeitszeitmodell in Frage.
Anders als in Skandinavien verließen sich in Deutschland noch immer viele Mütter auf den Partner als Ernährer. „Sie geben sich mit geringeren Gehältern zufrieden und bedenken nicht, dass diese Lücke durch Teilzeitjobs immer größer wird“, sagte Boll. „Die gut ausgebaute Betreuungsinfrastruktur bei unseren nördlichen Nachbarn spiegelt letztlich nur das andere Selbstverständnis der Frauen wider, die für sich selbst finanzielle Verantwortung übernehmen“, sagte sie.
„Man muss in einer Führungsposition nicht rund um die Uhr im Büro sitzen, aber mit 25 oder 30 Wochenstunden geht das nicht“, so Boll. „Als meine Kinder klein waren, habe ich viel abends und am Wochenende gearbeitet. Auch das ist in Skandinavien bei Eltern in Führungspositionen durchaus üblich“, sagte sie. Boll hat drei Kinder im Alter von 9, 13 und 15 Jahren.