Lohn Warum die Mehrheit ihr Gehalt unfair findet

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Immer weniger müssen immer mehr machen


Dass sich jemand - selbst mit einem weit überdurchschnittlichen Lohn - für deutlich unterbezahlt halten kann, bestätigt auch Mandy Rehmann von der Hay Group. "Meiner Erfahrung nach müssen Unternehmen mit immer weniger immer mehr erreichen: Immer weniger Menschen machen immer mehr Arbeit, mit immer geringeren Budgets müssen immer mehr Projekte bezahlt werden und so weiter."

Im Laufe des Arbeitslebens wachsen die Aufgaben und Zuständigkeiten, aber nicht unbedingt das Gehalt – oder die Anerkennung für die Leistung. Das sorge bei den Menschen für Stress und Druck, so Rehmann. Und für das Gefühl, irgendwie zu kurz zu kommen. "Ich glaube, dass diese ganze Vergütungsdiskussion oft nur ein Symptom dafür ist, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist", sagt sie.
Hinzu kommt, dass man in der Regel gar nicht weiß, was andere für ihr tolles Gehalt tun müssen. "Die Freundin verdient tausend Euro mehr, dabei hat sie nicht mal studiert" oder "Der Nachbar kann sich ständig Urlaub leisten, der muss in seinem Bürojob ja ein Vermögen verdienen." Einen tatsächlichen Einblick, für welche Aufgaben es was gibt, haben die wenigsten.

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"Wenn wir uns vergleichen, betrachten wir immer das Grundgehalt: Wir wissen gar nicht, ob der andere vielleicht weniger Urlaub hat oder das Essen in der Kantine für ihn gratis ist oder ob es zum Gehalt noch einen Dienstwagen on top gibt. Solche Faktoren müsste man eigentlich miteinbeziehen, wenn man sich vergleicht", sagt auch Rehmann. Und dann spiele noch ein ganz menschlicher Faktor hinein: Das Gras sei woanders nun mal immer grüner.

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Im internationalen Vergleich fühlen sich die Deutschen besonders schlecht behandelt: Weltweit nehmen 41 Prozent die eigene Vergütung im Vergleich zu anderen Beschäftigten als fair wahr. In Österreich sind es 44 Prozent, in der Schweiz sogar 52 Prozent. Und anders als in Deutschland glauben weltweit 44 Prozent der Beschäftigen an den Grundsatz "Je besser die Leistung, desto besser die Bezahlung". Rehmann: "Unternehmen sollten die Meinung ihrer Mitarbeiter zu diesem Thema ernst nehmen. Denn wer sich unfair behandelt fühlt, ist meist weniger motiviert und denkt häufiger darüber nach, die Firma zu verlassen."

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