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Dienstwagen Quelle: dpa

Dienstwagen: Wer hat den größten?

In vielen Unternehmen gilt der Firmenwagen immer noch als ultimatives Statussymbol. Junge Talente aber schreckt dieses Symbol eher ab, meint Unternehmerin Jeanine Budelmann.

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218.700€ Bruttolistenneupreis – so viel kostete der teuerste Dienstwagen eines Geschäftsführers in Deutschland laut einer bundesweiten Befragung 2019.  Ein Auto zum Preis eines Einfamilienhauses, mehr geht wirklich nicht, um auf dem Firmenparkplatz Status zu vermitteln. Frei nach dem Motto: Wer hat den größten? Immerhin: Die meisten anderen Primatengattungen definieren ihre Rangordnung noch durch handfeste Kämpfe. Da sind wir ein bisschen weiter. 

Trotzdem passt es irgendwie nicht mehr in die Zeit, dass Manager im Jahr 2020 ihren beruflichen Erfolg immer noch am liebsten über die Wahl des Autos demonstrieren. Gleichzeitig sind speziell in größeren Städten die Zahlen junger Menschen mit Führerschein rückläufig. Die jüngere Generation zeichnet sich inzwischen insgesamt durch ein steigendes Umwelt- und Klimabewusstsein aus. Das ist mit einem dicken Firmenwagen schlecht in Einklang zu bringen, selbst wenn dieser ein Plug-in-Hybrid ist. Doch in vielen Chefetagen fragt man: Womit sonst sollen wir die Nachwuchsführungskräfte denn anlocken, wenn es nicht mit Ledersitzen und dem Parkplatz direkt vor der Tür?

Die Antwort ist so simpel, wie überraschend: eben nicht mit teuren Statussymbolen. Junge und damit auch vermehrt weibliche Führungskräfte definieren ihren Status über Entscheidungsbefugnisse und Freiheiten. Das Bewusstsein, dass Kompetenzen der Schlüssel zum Erfolg sind und nicht das dickste Auto, findet sich immer stärker in jüngeren Belegschaften wieder. Freiheit bedeutet beispielsweise, bereits um 14:00 Uhr die Firma zu verlassen, um in Ruhe einkaufen zu gehen und sich abends dann noch ein paar Stündchen zu Hause der Arbeit zu widmen. Oder dass Entwickler eine neue Produktidee unkompliziert austesten können, ohne erst einen Antrag zu stellen, der in fünf weiteren Instanzen auf Machbarkeit geprüft wird.



Das heißt nicht, dass der Firmenwagen tot ist. Aber er wird künftig mehr auf seine Alltagstauglichkeit hin ausgewählt – und weniger nach der Frage, ob auch die Winterreifen schicke Alufelgen haben. Fazit: Wer auf seine eigene Größe vertraut, dem ist die Autogröße nicht mehr so wichtig!

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