Am 19. Januar begann in Berlin die Mercedes-Benz Fashion Week. Noch bis Freitag stellen 47 verschiedene Marken und Designer die Modetrends für Herbst und Winter vor. Bei Frauen gilt: Transparente Stoffe, florale Designs, zerbrechliches, zartes Blau und Silber, Erdtöne liegen im Trend. Männermode ist dagegen martialisch, die Farben sind schwarz, blau, grau, weiß – so wie immer.
Auch bei der Vorstellung der Herbst- und Wintertrends für Männer in Paris am 20. Januar waren zwar die Designs auffällig, bei den Farben hielt man sich jedoch an Altbewährtes. Vielleicht einmal ein roter Pullover zur dunklen Hose, oder eine grüne Jacke auf grauem Hemd. "Das ist auch der Jahreszeit geschuldet", sagt Stil-Beraterin Elisabeth Motsch. "Im Winter sind die Farben immer dunkler als im Sommer."
Kräftige Farben gehören höchstens auf die Krawatte
Zwar zeigte Guccis neuer Kreativchef Alessandro Michele schon im Frühjahr 2015 in Mailand eine sehr weibliche Männermode - Seidenmäntel mit Pelzmanschetten, Spitzenhemden und Blusen - aber bei der Farbwahl war auch hier klar: Man(n) trägt höchstens das Hemd einmal in einem anderen Blauton als sonst. Alles andere wirkt schnell unseriös. Und gerade im Berufsleben will schließlich niemand verspielt wirken. Der Chef im pinken Rüschenhemd mit bonbonrosa Krawatte? Eher ein Clown als ein Verhandlungspartner. Feuerrote Socken zu knallgrüner Hose? Netter Komplementärkontrast, der aber im Geschäftsleben zu Irritationen führt.
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Im klassischen Businessumfeld darf es nicht zu bunt zugehen, weiß Motsch. Frauen werde da etwas mehr zugestanden, aber Männer tragen im Geschäftsleben nun mal keinen smaragdgrünen Anzug.
Also alles grau in grau? Mitnichten, sagt Stil-Experte Bernhard Roetzel: "Farbe ist das Salz in der Suppe." Roetzel gilt mit seinem in 19 Sprachen übersetzten Buch "Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode" als Gentleman-Papst schlechthin. Außerdem schrieb er einen "Schuh-Guide für Männer" sowie "Der Gentleman nach Maß – Maßgeschneiderte Herrenkleidung." Er bedauert die Kapitulation vor den Risiken der Farbe. "Die Wahl der Nicht-Farbe Schwarz ist Ausdruck von Hilflosigkeit", sagt er.
5 Tipps auf dem Weg zur richtigen Socke
Kennen Sie Ihre Größe GENAU. Statt mit den europäischen Größen 39, 44 oder 47 zu hantieren, achten Sie auf die britischen oder US-Größen, die seltener abweichen. Socken, die am Hacken aus dem Schuh quellen, verraten den Fehlkauf.
Kaufen Sie Kniestrümpfe. Kein Geschäftspartner möchte in einer Besprechung Ihre behaarte Wade sehen. Im Sitzen ist jedoch jede Socke zu kurz, wenn die Beine überschlagen werden um so mehr.
Wählen Sie die Farbe der Socke nach dem Anzug aus, nicht dem Schuh. Das heißt: Zum dunkelblauen Anzug mit Schwarzen Schuhen wählen Sie eine dunkelblblaue Socke, ist der Anzug grau und die Schuhe braun, sind graue Socken passend.
Wenn farbige Socken – dann passend zu einem weiteren Accessoire in der gesamten Garderobe, vorzugsweise Fliege oder Krawatte. Knallbunte Socken allein wirken albern. Aktuelle Alternative, um ein wenig Farbe ins Spiel zu bringen. Bunte Schnürsenkel.
Bedarf eigentlich keiner erneuten Erwähnung: In Sandalen NIE Socken oder Strümpfe.
Und der Deutsche macht nun einmal gerne alles richtig. Bevor man(n) sich also mit dem gelben Hemd in die Nesseln setzt, greift er lieber zu dem, was schon zu Großvaters Zeiten als zeitlos schön galt. "Kein Wunder, dass in Deutschland so viel Schwarz getragen wird - vom Outdoorjacken-Fan bis zum Anzugträger", so Roetzel. Auch Motsch ist gegenüber etwas Farbe in der Business-Kleidung nicht grundsätzlich abgeneigt. "Die Krawatte darf gerne kräftige Farben haben", so Motsch. Beim Businesshemd müssen es dann wieder dezente Farben sein. Pastelltöne sind schon an der Schmerzgrenze. Wer Farbe wagt, müsse die außerdem gut kombinieren können. Ein Rat, den sie ihren Klienten gibt: "Wenn man sich unsicher ist, ob etwas passt, sollte man es nicht machen."
Andere Länder, andere Farben
In Großbritannien - also der Heimat des klassischen Gentlemans - treibt der Geschäftsmann es bunt: "Beim englischen Gentleman gilt es als Ausdruck von Klasse, wenn er zum dunkelblauen Nadelstreifenanzug quietschrosa Strümpfe trägt", erzählt Roetzel.
Auch ein rotes Innenfutter sei typisch britisch, nach dem Motto: "außen konservativ, innen verrückt." Die Italiener etwa seien bei der Wahl der Farben wieder wesentlich zurückhaltender. "Diese Farbigkeit, wie sie seit Jahrzehnten von Paul Smith oder Hackett vorgeführt wird, gilt in Italien als papageienhaft", so Roetzel. Wer geschäftlich nach Italien muss, sollte also zurückhaltend auftreten - dunkelblaues Sakko, hellblaues Oxford-Hemd, dunkelblaue Wollkrawatte, graue Flanellhosen und dunkelbraune Chukkaboots. Bei einem Business-Trip nach London darf es dagegen gerne farbiger sein.