Männer-Mode 2016 Wie bunt darf Mann im Büro sein?

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Wie viel Farbe ist in deutschen Büros erlaubt?

Und in der deutschen Arbeitswelt? Extravagant britisch oder lieber zurückhaltend italienisch? Derzeit seien bordeauxrote Krawatten der letzte Schrei, wie Motsch erzählt. Wer die zum dunklen Anzug trägt, macht damit aber eher einen staatstragenden Eindruck. Bei hellen Stoffen sei das dunkle Rot dagegen ein schöner Hingucker.

Wie bei allem gilt auch bei farbiger Business-Kleidung: Die Dosis macht das Gift. Und es kommt natürlich auf Branche und Umgebung an. Was bei Jung von Matt erlaubt ist, kann bei der Deutschen Bank zu schrägen Blicken, wenn nicht sogar zum Gespräch mit dem Vorgesetzten führen. Zu dunkel dürfe es aber auch nicht werden: Je höher die Position, desto dunkler die Farbe, erklärt Motsch. "Ich persönlich bin ein großer Freund von Richtlinien, die klar vorgeben, wie man sich wann zu kleiden hat. Die Mitarbeiter können ja nicht riechen, wie es die Vorgesetzten gern hätten", sagt sie.

Gibt es solche Regeln nicht, hilft, was immer hilft: nachfragen.

Business oder Smart Casual? Die Umgebung zählt

Nicht nur der Chef, auch die Umgebung entscheidet darüber, wie bunt es sein darf. "Im Smart-Casual-Bereich sind traditionell mehr Farben erlaubt", weiß Roetzel. "Da kann also unbesorgt ein groß karierter Tweed in Hellgrün-Blassrosa und Hellblau mit einer violetten Kordhose, Rosa Cardigan und hellblauen Strümpfen kombiniert werden. Wer sich mit einem Farbgewitter aber nicht wohlfühlt, kann auch bräunlich melierten Tweed mit einer rostroten Kordhose tragen."

Das bedeuten die verschiedenen Business-Dresscodes

Außerdem komme es auf die Intensität der Farbe an, so der Stil-Experte. Im Business könne man getrost ein weißes Hemd mit rosa Streifen zum dunkelblauen Anzug tragen und dazu eine rote Krawatte. Dazu dunkelblaue Strümpfe und schwarze Schuhe. Die gleichen Farben ließen sich natürlich auch auf ein Businessoutfit für Damen übertragen.

Bitte nicht überladen

Was beim bloßen Lesen vielleicht schon in den Augen weh tut, sei gar nicht so extravagant. Da Weiß und Schwarz keine Farben sind, bleiben noch Dunkelblau, Rosa und Rot als übrig.

"Als Farbe im Sinne von Auffälligkeit werden aber nur der rosa Streifen und das Rot des Binders wahrgenommen", sagt Roetzel. Damit sei es aber auch genug, mehr Farbe wäre bei diesem Beispiel fehl am Platze, wie er sagt. Grundsätzlich gilt: "Das Businessoutfit verträgt genau einen farbigen Gag, nie aber zwei. Wenn Sie also eine auffällige Krawatte tragen, sollte der Rest Ton in Ton gewählt werden." Von Motiv-Krawatten ist dennoch dringend abzuraten - Gag hin oder her.

Und eines sollte man beim Griff zur Neonkrawatte bedenken: anders als das unauffällige Modell löst dieser Binder Reaktionen aus – die nicht zwangsläufig positiv sind. Wenn das Gegenüber das eigene Outfit nicht für modisch, sondern für eine optische Beleidigung hält, hat das im Geschäftsleben mitunter Konsequenzen.

"Wer Farbe trägt, muss es ertragen können, damit nicht immer gut anzukommen - und vielleicht auch mal einen Auftrag nicht zu bekommen", sagt Motsch. Es gebe Leute, die es schaffen, mit ihrem Hang zu Farbe und Mode einen Kult zu schaffen und sich selbst zur Marke zu machen. Doch dafür braucht es eben ein gewisses Standing: Wenn der Chef einen roten Anzug zum grünen Hemd trägt, sagt vermutlich niemand etwas. Beim Azubi sieht das anders aus.

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