Manager reden Klartext „Was sollte das? Das war doch Scheiße!"

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Hartmut Mehdorn: Ich werde mich nicht verbiegen

Hartmut Mehdorn ist einer der bekanntesten deutschen Topmanager. Der verheiratete Familienvater von drei erwachsenen Kindern stand in den letzten Jahren durch seine Entscheidungen oder Äußerungen immer wieder im Interesse der Medien. Mehdorn studierte Maschinenbau an der Technischen Universität in Berlin, arbeitete in führenden Positionen in der Luftfahrtindustrie (u.a. Airbus, Air Berlin) und war Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen sowie der Deutschen Bahn AG. Von März 2013 an war Hartmut Mehdorn zwei Jahre lang Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB).

„Ich bin der Ansicht, immer das zu sagen, was ich denke. Was nicht mit dem schon angesprochenen „einfach darauf loszureden“ zu verwechseln ist! Mit dieser aufrechten Haltung habe ich bisher immer gut gelegen. Mir ist aber ebenso bewusst, dass meine deutlichen Worte auch auf Unverständnis treffen können. Jedoch werde ich mich deswegen nicht zurückhalten oder gar verbiegen. Das ist letztlich für die Sache wenig hilfreich. Ich habe eben ein paar Ecken und Kanten. Das gehört zu meinem Profil und meinem Standpunkt.

(...) Um „Klartext“ zu reden, muss man sich über seinen eigenen Standpunkt bewusst sein. Es stellt sich die Frage, wofür man einstehen mag. Das bedeutet, sich mit seiner Position zu befassen und diese für sich zu definieren, bevor sie geäußert wird. Wird dann dieser Standpunkt vertreten, erfordert „Klartext“ Mut. In dem Moment der Artikulation des Standpunktes steht man ohne Zweifel zu seiner Aussage und knickt nicht ein oder fällt gar in seiner Meinung um. Bedauerlicherweise zeichnet sich dieses Verhalten schon seit einiger Zeit ab. Diese Entwicklung läuft auf eine „Gleichschaltung“ von Meinungen hinaus. Etwas einfacher ausgedrückt heißt das: „grau in grau denken“. Es scheint eine Art von Zeitgeist-Phänomen zu sein. Das spiegelt sich nicht nur in den Medien, sondern auch in Gesprächen am Rande von Meetings oder Konferenzen wider.

Eine klare Meinung muss nicht jedem gefallen! Wünschenswert ist ein Überdenken der Kommunikationskultur. Für Unternehmen, die Wirtschaft im Allgemeinen und für die Gesellschaft wäre es sehr hilfreich, wenn wieder zugehört wird. Das setzt Vertrauen in das Gesagte derjenigen voraus, die Verantwortung tragen. Nicht jeder kann ein Fachmann auf jedem Gebiet sein und kann sich mit allen Themen auskennen. Das ist unmöglich. Das Vertrauen bildet hier die Brücke.

Entscheidend für die Bildung von Vertrauen ist Ehrlichkeit. Ohne sie ist es unmöglich, „Klartext“ zu reden. Ehrlichkeit sollte eine Grundeinstellung in jedem Bereich des Lebens sein. Unaufrichtige Menschen sind nach meiner Auffassung nicht geschäftsfähig. Ihr Verhalten schädigt zentrale Werte und lässt an Aussagen zweifeln.“

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