Mehr Erfolg mit Englisch
Angst vor der falschen Aussprache? „Zis is not ze problem!“, versichert Englisch-Experte Peter Littger. Quelle: imago images

Fehler im Business-Englisch: So meistern Sie den Call mit englischsprachigen Kollegen

Wie gut ist eigentlich Ihr Englisch? Peter Littger beschäftigt sich mit den Tücken unserer Lieblingsfremdsprache – und er hilft Zweifel zu beseitigen. Etwa für den nächsten Call mit den englischsprachigen Kollegen.

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Let’s kick off with the Good News – lassen Sie mich mit einer frohen Botschaft beginnen: Our English isn’t bad! Schlechtes Englisch ist wirklich zur Seltenheit geworden. Das verdanken wir unserer Schulbildung, einer intensiven Sozialisierung mit englischsprachigen Medien und der wachsenden Zahl mehrsprachiger Beziehungen und internationaler Arbeitsverhältnisse. Die meisten Kandidaten lügen also nicht, wenn sie im Lebenslauf erklären: „Englisch beherrsche ich fließend in Wort und Schrift“.

Das führt mich zur Bad News: Wir fabrizieren trotzdem eine Menge Nonsense! Und damit meine ich nicht das alltägliche Mischmasch aus Deutsch und Englisch, das wir untereinander sprechen, und in dem es keine Rolle spielt, dass in der englischsprachigen Welt – der sogenannten Anglosphere – niemand vom „Home Office“ spricht, solange nicht das britische Innenministerium gemeint ist. Stattdessen sagt man I work/she works from home oder man schreibt es ganz kurz: I wfh.

Falls Sie sich nun fragen, woher man das alles wissen soll, wenn es einem niemand beibringt – diese Frage ist berechtigt. Wir leben schon seit einiger Zeit mit dem Widerspruch, dass Englisch genau genommen gar keine Fremdsprache mehr ist, sondern eine Art zweite Muttersprache – allerdings ohne Mutter

In den vielen Jahren, in denen ich mich mit unserer Lieblingsfremdsprache beschäftige, habe ich immer wieder dasselbe Problem beobachtet – over many years I have observed the same issue again and again: Unsere tatsächlichen Kenntnisse bleiben hinter den Erwartungen zurück – they fall short of/lag behind our own expectations. Erwartungen, die wir selbst wecken und nicht zuletzt auch an uns selbst stellen: dass alles von alleine fließt. 

Die Menschen in der großen weiten Welt wollen ja nichts anderes als uns verstehen. People will think that when you say „the job is funny“ you mean „the job is funny“. Sollte der Job hingegen Spaß machen, aber nicht irgendwie lustig oder komisch sein, sagt man: The job is fun!

Ich selbst nehme mich bei dieser Kritik nicht aus. Wie oft lag ich schon daneben? Zum Beispiel habe ich früher nice to see you (ab dem zweiten Treffen) mit nice to meet you (nur beim ersten Treffen!) verwechselt. Wenn ich dann beim fünften Mal noch immer „nice to meet you“ sagte, hat es mich vergesslich und auch ein bisschen arrogant wirken lassen. Oder ich habe gleich ganze Wörter und Wendungen aus der Luft gegriffen, die es gar nicht gibt. Ich erinnere mich an einen Vortrag in New York, den ich für einige Gedanken zur „Self inscenation“ nutzen wollte – ein Begriff, den kein Zuhörer kannte. Im amerikanischen Wörterbuch Merriam Webster ist unter „inscenation“ nicht ohne Grund vermerkt: intended as translation of German „inszenierung“. Kein Wunder, dass meine Gastgeber später grinsten und über self insemination alberten. Von wegen Selbstbesamung! 

Worauf ich hinaus will – und wofür ich in meinen Büchern und Kolumnen als „Denglischer Patient“ ein Bewusstsein schaffen möchte –, ist die Gefahr einer gewissen Selbstüberschätzung, wenn wir in den Englischbetrieb schalten. Die perfekt vorgetragene, englischsprachige Eröffnung einer Videokonferenz und ein paar auswendig gelernte Floskeln machen einen weder verhandlungssicher, wenn es darauf ankommt, noch erzeugen sie Rück- und Nachsicht. Der Tipp ist absolut ernst gemeint: Wer Zweifel hat und angemessen beurteilt werden möchte, sollte das nächste Zoom Meeting mit englischsprachigen Kollegen besser mit einem Denglisch Kracher a la „Hallo in the round!“ starten. Oder mit dem flotten Hinweis „Hello also from my side“. Danach liegt die Latte richtig – aber sie liegt definitiv nicht zu hoch.


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Manche Leute glauben, das alles sei ein Problem der typisch deutschen Aussprache. Doch ich versichere ihnen: „Zis is not ze problem!“ Meistens jedenfalls nicht. Henry Kissinger hat es mit einem relativ starken fränkischen Akzent geschafft, da werden wir es mit einem mittelmäßigen „Tie-äitsch“ auch schaffen! Nur manchmal möchte ich eingreifen: Wenn ich zum Beispiel „buddy wash“ höre, aber Body Wash gemeint sein soll. Schließlich will kaum jemand seine Buddys waschen. 

Denn darum geht es, wenn wir Englisch sprechen: Missverständnisse zu vermeiden! So auch am Ende aller Treffen, Meetings, Hangouts, Zoom Konferenzen – ganz gleich, wie Sie es nennen möchten und wie gut Sie bis dahin „performt“ haben. Wer dann ein „thank you for taking your time“ raushaut, dankt in Wahrheit fürs Trödeln. Das mache ich jetzt anders: Thank you for taking the time!

Peter Littger beschäftigt sich seit Langem mit deutsch-englischen Sprachverwirrungen und ist Autor unter anderem der Bestseller-Buchreihe „The Devil lies in the Detail – Lustiges und Lehrreiches über unsere Lieblingsfremdsprache“. Sie können Peter Littger auf Instagram und Twitter folgen.

Mehr zum Thema: Das sind die zehn häufigsten Fehler beim Business-Englisch

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