Mehr Erfolg mit Englisch
Quelle: dpa

So werden Sie auch auf Englisch souverän

Manchmal verlangt das Leben von uns die Extraportion Selbstsicherheit: zum Beispiel in Verhandlungen, auf der öffentlichen Bühne oder im Wettkampf. Auf Deutsch nennen wir das „Souveränität“. Und auf Englisch?

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„Souverän gespielt“, „souverän gekontert“, „souverän gesiegt“ – wer sich selbst oder anderen die Bestnote für Kontrolle und Überlegenheit geben möchte, liegt mit „souverän“ immer richtig, jedenfalls in unserer Muttersprache. Auf Deutsch ist es sogar möglich, souverän zu schweigen. Schließlich ist es manchmal einfach besser, nichts zu sagen – etwa wenn einem angesichts einer Sensation oder eines Skandals die Worte fehlen.

Darüber hinaus zahlt sich selbstbewusstes Schweigen immer dann aus, wenn von Kontrolle oder Überlegenheit, kurz: wenn von Souveränität gar keine Rede sein kann. Es sind die Situationen, in denen einem schlicht das notwendige Wissen oder die erforderlichen Wörter fehlen, entweder, weil man sie nie gelernt oder weil man sie wieder vergessen hat. Auch im Umgang mit unserer Lieblingsfremdsprache Englisch fällt mir das immer wieder auf!

Wie oft kommt es vor, dass wir englische Sätze von uns geben, die zwar sinnvoll und zutreffend erscheinen, aber die in Wahrheit bloß denglisches Kauderwelsch sind? Manchmal sind sie dermaßen unsinnig, dass sie als bullshit durchgehen, um hier beim Englischen zu bleiben – to stick to/with English.

Ein treffendes Beispiel lieferte Anfang März das namhafte Fraunhofer Institut. Es ging um eine Personalie: die Bestellung eines neuen CTO (Chief Technical oder Technology Officer). Per Twitter wollte man ihm auf Englisch ganz flott „eine glückliche Hand“ wünschen. Verziert mit einem Kleeblatt war in dem Tweet zu lesen: „We wish the new #CTO a happy hand for his tasks!“

„A happy hand?“ Wer auch immer das verfasst hatte, es ist der Satz eines Denglischen Patienten. Und selbst wenn es keine kommunikative Katastrophe war – wirklich souverän war es auch nicht! Zum einen wegen der direkten Übersetzung einer deutschen Redewendung, die es im Englischen nicht gibt. Zum anderen, weil weniger viel mehr gewesen wäre, etwa so: Best of luck to our new CTO!

Möglicherweise lag noch ein ganz anderes Problem zugrunde, das entscheidend mit dem Glück – also mit luck – zu tun hat. Deutschsprachige Wissenschaftler und Profis in allen möglichen anderen Sparten verlassen sich darauf nämlich nur äußerst ungern. Weil sie überzeugt sind, dass es nicht für Überlegenheit und Kontrolle spricht – eben jene Souveränität, nach der bei uns alle streben – würden sie das Glück niemals als eine Voraussetzung ihrer Arbeit bezeichnen.

Daraus ergibt sich ein kleiner aber interessanter kultureller Unterschied, dessen Kenntnis nicht schadet, wenn man zwischen der deutsch- und der englischsprachigen Welt unterwegs und tätig ist. Während US-Präsidenten und britische Forscher, australische Entwickler oder neuseeländische Premierminister nichts dagegen haben, sich für ihre Arbeit Glück wünschen zu lassen, empfinden so manche deutsche, österreichische oder auch schweizerische Kollegen das Wort und die Vorstellung als fremd.

Umgekehrt hat man im englischen Sprachraum überhaupt keine Vorstellung davon, was im beruflichen Zusammenhang „Souveränität“ oder gar die direkte Übersetzung „sovereignty“ bedeuten soll. Das liegt daran, dass der englische Begriff ausschließlich staatsrechtliche Bedeutung hat. Sie lässt sich mit „Hoheitsgewalt“, „Oberhoheit“ oder „höchste Staatsgewalt“ erklären – und kann in einer Monarchie streng genommen nur der einen Person zugeschrieben werden, die an der Spitze steht. In 16 Staaten dieser Welt ist das seit knapp 70 Jahren alleine Queen Elizabeth II.

Man spricht auch vom Souverän, der seine souveränen Vorrechte in einer konstitutionellen Monarchie gewissermaßen an das demokratisch gewählte Parlament und an die Regierung verpachtet. In einer Republik wie Deutschland ist der Souverän hingegen das gesamte Volk … nur falls Sie das mal bei „Wer wird Millionär“ oder in einer anderen Fragerunde beantworten sollen.

Dass die englischen Begriffe „sovereign“ (gesprochen so-wa-rän) und „sovereignty“ (so-wa-rän-ti) in den vergangenen Jahren vor allem im Vereinigten Königreich ein wenig populärer geworden sind, ist auf den Brexit und die laute Forderung seiner Anhänger zurückzuführen: to regain sovereignty! Rein staatsrechtlich betrachtet, ist das Bullshit, weil die Regierung der Königin niemals ihre Oberhoheit verloren hatte – sie hatte sie während der Mitgliedschaft in der EU bloß auf andere Weise delegiert.

Darüber hinaus konnte auch die Brexit-Kampagne nicht dazu beitragen, den allgemeinen englischen Sprachgebrauch souveräner zu machen. Was also bleibt, wenn wir das nächste Mal gegenüber unseren englischsprachigen Zuhörern, Vorgesetzten und Kollegen oder gar Erzfeinden souverän auftreten, ist ein großes Schweigen – solange wir nicht die treffende Übersetzung kennen. Die besten Varianten finden Sie hier. Damit wird es Ihnen auch auf Englisch gelingt, souverän zu sein!

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Das war ein souveräner Sieg – it was a commanding victory.
Er hat es souverän gemacht – he did it brilliantly, superbly, masterfully/he mastered it (clearly, brilliantly, etc)
Sie hat ihren Vortrag gewohnt souverän gehalten – she delivered the presentation with her usual aplomb [wie bei bomb wird das b in aplomb nicht gesprochen]
Er ist eine souveräne Persönlichkeit – he is a (self-)confident character/person/personality
Wir haben die (volle) Souveränität im Projekt – we have (full) control over the project.

Mehr zum Thema: Peter Littger beschäftigt sich mit deutsch-englischen Sprachverwirrungen.

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