Thomas Domeyer hat indes erkannt, dass sich solche Programme nicht nur auf die Geldbeutel der Arbeitnehmer auswirken. „Kollegen, die Anteile halten, arbeiten sorgfältiger und machen einen Schlag mehr“, sagt der 53-Jährige, der die Finanzbuchhaltung beim Bauunternehmen Goldbeck aus Bielefeld leitet und Mitglied im Partnerschaftsausschuss ist, der die teilhabenden Mitarbeiter vertritt.
Mittelständler Goldbeck gibt seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, jedes Jahr bis zu fünf Anteile am Unternehmen zu kaufen – bezuschusst. Der Zinssatz variiert mit dem Gewinn – 18 Prozent jährlich erhalten die stillen Gesellschafter seit 2007. Für Mitarbeiter wie Domeyer, die von Anfang an dabei sind, macht das schnell ein Plus von 3500 Euro pro Jahr.
Vor 30 Jahren etablierte das Familienunternehmen das Modell vor allem, um Liquidität aufzubauen. Heute sieht der Sohn des Firmengründers und Geschäftsführer Jörg-Uwe Goldbeck andere Vorteile: „Die Mitarbeiterbeteiligung ist Ausdruck unserer Unternehmenskultur, die von Eigenverantwortung geprägt ist“, sagt der 46-Jährige. „Jeder trägt mit seinem Handeln zum Erfolg bei.“
Diese Motivation unterstreicht auch Joe Kaeser. Das Credo des Siemens-Chefs: „Mitarbeiter treten den Kunden mit Selbstbewusstsein und Stolz gegenüber, sie bringen mehr Ideen ein.“ Weltweit halten 140.000 Siemensianer Belegschaftsaktien – 50 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Damit sie ihre vergünstigten Aktien langfristig halten, setzt der Konzern auf einen sogenannten Share-Matching-Plan. Dabei bekommen Aktionäre für je drei Papiere, die sie drei Jahre halten, eine Gratisaktie dazu. „Mitarbeiter“, sagt der Siemens-Chef, „haben durch ihren Arbeitsplatz ein natürliches Interesse an nachhaltigem Erfolg.“
An eine Mehrheit bei Hauptversammlungen sei zwar nicht zu denken, so Vergütungsexperte Kramarsch. „Aber in kritischen Situationen, etwa einer feindlichen Übernahme, könnten die Belegschaftsaktionäre das Zünglein an der Waage sein.“
Oder Interessenten direkt abschrecken. „Ein hoher Anteil an Belegschaftsaktionären“, sagt BWL-Professor Wolff, „ist nicht nur Erfolgsmotor, sondern auch der beste Schutz vor feindlichen Übernahmen.“