In 60 Minuten kann man ausgiebig mit der Familie frühstücken, genug Sport fürs gute Gewissen machen – oder aus einem Zug- oder Autofenster starren. Letzteres trifft mittlerweile 59,4 Prozent der Beschäftigten. Sie pendeln zur Arbeit.
Diese Fahrten dauern nicht zwangsläufig 60 Minuten pro Weg, jedoch hält jeder zweite Berufspendler diese Dauer noch für akzeptabel. Das hat der Mobilitätsreport der Online-Jobplattform StepStone ergeben. Dafür wurden rund 24.000 Fach-und Führungskräfte befragt. Die Antworten zeichnen ein klares Bild: Lange Arbeitswege gehören zum Alltag deutscher Arbeitnehmer.
Jeder zweite Pendler ist pro Weg bis zu 30 Minuten unterwegs. 21 Prozent immerhin schon bis zu 45 Minuten. Und fast ein Drittel der Befragten verbringen täglich sogar mehr als 45 Minuten mit dem Weg zur Arbeit – und das Morgens und Abends. Beschweren tut sich allerdings nur jeder Fünfte. Für diese zwanzig Prozent ist die Fahrzeit einfach störend. Dennoch ist die Bereitschaft zu Pendeln nach wie vor hoch. Denn die naheliegende Lösung, den Job zu wechseln, dazu ist nur jeder zehnte von StepStone Befragte bereit.
Für diese Städte nehmen Pendler lange Wege in Kauf
München
69 Prozent der Fachkräfte, die in München arbeiten, wohnen auch dort. Die, die dort nicht wohnen, pendeln lange. Ganze 33 Prozent der in München Beschäftigten pendeln länger als 45 Minuten zur Arbeit.
Quelle: Stepstone Mobilitätsreport
Köln
Wer "in der Nähe von Köln" wohnt, hat es meist nicht weit bis in die Stadt am Rhein. Bergisch Gladbach, Leverkusen und Bonn sind nicht weit entfernt. Trotzdem brauchen 33 Prozent der in Köln Arbeitenden mehr als 45 Minuten für den Arbeitsweg. Die Hälfte der Berufstätigen in Köln wohnt vor Ort.
Frankfurt am Main
Banken, Börse, Zentralbank: Nach Frankfurt am Main pendelt zum Beispiel, wer Ahnung von Finanzen hat. Um unter anderem hohen Mieten zu entgehen, fahren 35 Prozent der Fachkräfte länger als 45 Minuten. Nur 37 Prozent der Fachkräfte, die in Frankfurt arbeiten, wohnen dort auch.
Stuttgart
Stuttgart belegt den zweiten Platz der Städte, die die längsten Arbeitswege verursachen. 35 Prozent derjenigen, die in Stuttgart arbeiten, benötigen mehr als 45 Minuten für einen Weg. 44 Prozent wohnen vor Ort.
Düsseldorf
Wer in Düsseldorf arbeitet, aber nicht wohnt, pendelt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit länger als 45 Minuten zur Arbeit. Das betrifft 41 Prozent der Berufstätigen in Düsseldorf. Nur 36 Prozent der in Beschäftigten wohnen auch in der nordrheinwestfälischen Landeshauptstadt. Der Anteil ist so gering wie in keiner anderen deutschen Stadt.
Pendeln ist allerdings auch nicht gleich Pendeln. Je nachdem in welche Stadt es geht, kann die Fahrzeit extrem unterschiedlich sein. Ganz vorne dabei ist die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Düsseldorf. Wer hier arbeitet, muss sich auf lange Wege einstellen, denn 41 Prozent der Düsseldorf-Pendler brauchen mehr als 45 Minuten pro Weg. In keiner anderen Stadt nehmen Fachkräfte mehr Zeit in Kauf. Wer in Frankfurt arbeitet, lässt aber auch noch sehr viel Zeit auf Autobahnen und Schienen: Mehr als 45 Minuten sind es dort immerhin bei 36 Prozent der Befragten.
Die Mehrheit der Pendler fährt übrigens mit dem Auto. Obwohl der ÖPNV immer weiter ausgebaut wird, ziehen zwei von drei Berufspendlern den Pkw vor. Ein Umstieg auf Bus und Bahn kann zwar günstiger sein, doch tatsächlich das Auto stehen zu lassen, können sich nur 18 Prozent vorstellen. An den Kosten kann das nicht liegen, denn die halten die wenigsten Pendler für zu hoch.
Übrigens: Auch für die Gesundheit ist Pendeln Studien zufolge alles andere als gut. Die langen Fahrzeiten zur Arbeit können Spuren hinterlassen. Wer eine längere Pendlerzeit auf sich nimmt, ist in der Regel erschöpfter und berichtet von Nervosität und Reizbarkeit. Das hat eine Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ergeben. Wer das ändern will, muss dem Pendeln entkommen. Ein Umzug eine Option sein. Dieser Vorschlag stößt bei den Befragten der StepStone-Umfrage auf mehr Zustimmung als der Jobwechsel. Jeder Vierte der 24.000 Teilnehmer würde seinen Wohnort für den Job wechseln. Aber nur unter einer Bedingung: Der Standort des Arbeitgebers darf nicht nur zum Arbeiten, sondern sollte auch zum Leben schön sein. Tatsächlich für den Job umgezogen ist in seiner beruflichen Laufbahn immerhin schon jeder Zweite der Befragten.