Neue Arbeitswelt Macht uns das Homeoffice glücklicher?

Gekommen um zu bleiben: Homeoffice ist weiterhin beliebt. Quelle: imago images

Der Trend zum hybriden Arbeiten wird auch nach Corona anhalten. Eine noch unveröffentlichte Studie zeigt, wie sich Arbeitnehmer dabei fühlen.

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Wer immer noch glaubt, der Trend zum Homeoffice würde nach Corona abebben, der sollte eine einfache Google-Recherche starten. Ganze Heerschaaren von Experten sind mittlerweile im Netz unterwegs, um Ratschläge für die neue Arbeitswelt zu geben.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft gibt Tipps zum Energiesparen im heimischen Arbeitszimmer. Juristen diskutieren die Frage, ob kälteempfindliche Arbeitnehmer ein Recht auf Homeoffice haben, wenn der Arbeitgeber die Büros auf 18 Grad runterkühlt. Die Unternehmensberatung Kienbaum hat eine Studie zu „Remote Leadership“ vorgelegt, wonach sich zwei Drittel der Führungskräfte durch das Führen aus der Ferne überarbeiteter und erschöpfter fühlen als früher.

Doch wie halten es die Arbeitnehmer mit dem Homeoffice – und wie hat sich ihre Befindlichkeit im Vergleich zu den düsteren Coronajahren 2020 und 2021 verändert? Antworten darauf gibt eine noch unveröffentlichte repräsentative Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Ipsos im Juni 2022 unter 2000 Erwerbstätigen ab 18 Jahren durchgeführt hat. Die Umfrage, die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt, ist Teil des am 8. November herauskommenden „Glücksatlas 2022“ – einer von der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) herausgegebenen umfangreichen Studie zur Lebenszufriedenheit der Deutschen.

Homeoffice: „Ein wichtiges Überbleibsel der Pandemie“

Im von Corona geprägten März 2021 lag der Anteil der Befragten, die mehr als 50 Prozent ihrer Arbeitszeit im Homeoffice verbrachten, bei 29 Prozent. Im Juni 2022 waren die Corona-Auswirkungen auf den Alltag fast gänzlich verschwunden – aber immer noch arbeiteten 26 Prozent ganz oder teilweise von zu Hause aus. In absoluten Zahlen waren das laut Studie knapp zwölf Millionen Erwerbstätige. Vor der Pandemie lag die Zahl bei schätzungsweise 4,5 Millionen. „Ein wichtiges Überbleibsel der Pandemie wird der stark gestiegene Homeofficeanteil sein“, resümiert Bernd Raffelhüschen, Professor an der Universität Freiburg und wissenschaftlicher Leiter der Studie.



Wobei freilich nicht alle Berufsgruppen die Möglichkeit haben, von zu Hause zu arbeiten. In der Umfragerunde im Juni gab knapp die Hälfte der befragten Erwerbstätigen an, weder vor noch während der Pandemie aus dem Homeoffice gearbeitet zu haben.

Die Studie liefert auch Ergebnisse, wie zufrieden die Menschen mit dem hybridem Arbeitsalltag sind. Demnach sind aktuell jene am glücklichsten, die mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit im Homeoffice verbringen. Auf einer Skala von null bis zehn, also von „ganz und gar nicht zufrieden“ bis „völlig zufrieden“, kommt diese Gruppe im Durchschnitt auf 7,19 Punkte. Erwerbstätige mit weniger Homeoffice-Zeit liegen mit 7,15 nur knapp darunter. Auf dem letzten Platz im Zufriedenheitsranking liegt die Gruppe ganz ohne Homeoffice (7,07 Punkte).



Schulschließungen reduzierten die Zufriedenheit im Homeoffice

Interessanterweise gibt es hier aber eine Verschiebung im Vergleich zu vergangenen Lockdown-Zeiten: Im März 2021 waren die Arbeitnehmer mit einer Homeofficequote unter 50 Prozent am zufriedensten. Damals erschien es vielen offenbar als Segen, mal aus dem Haus zu kommen – auch weil Schulen und Kitas immer wieder geschlossen waren und viele Eltern angesichts der Dreiklangs aus Heimarbeit, Hausarbeit und Kinderbetreuung an ihre Grenzen stießen. 

Nun aber laufen Schulen und Kitas wieder im Normalbetrieb. Die Folge: „Vor allem Frauen, die 2021 in Remote arbeiteten und gleichzeitig Kinder betreuen mussten, haben 2022 signifikant an Lebensglück dazugewonnen“, berichtet Ökonom Raffelhüschen. Anders ausgedrückt: Die Arbeit im Homeoffice ist wieder vereinbarer mit dem Familienleben geworden.

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