New Work So finden Sie den richtigen Coworking-Space

Beispiel für familiäres Co-Working: Die Bürogemeinschaft Bänschstraße 38 in Berlin. Quelle: Michael Schuler

Hippes Großprojekt oder familiäres Gemeinschaftsbüro: Die Bandbreite bei Coworking-Spaces ist enorm. Die Wahl kann für Selbstständige und Start-ups zum Erfolgsfaktor werden.

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Coworking ist mehr als ausgelagertes Homeoffice. Es schafft Gemeinschaft, fördert Ideenaustausch, gibt Gründern eine flexible Startplattform. Was früher eine günstige Notlösung war, ist mittlerweile fester Teil der wirtschaftlichen Infrastruktur. Das nutzen nicht nur Solo-Selbstständige und Start-ups. Auch Großkonzerne integrieren die angemieteten Arbeitsplätze in ihre zunehmend flexible Job-Welt.

Dementsprechend groß fällt die Bandbreite bei Coworking-Angeboten aus. Sie reicht vom bescheidenen Kellerbüro über Extraräume in Cafés bis zum Tech-Campus mit eingebautem Zugang zu Risikokapitalgebern. Jedes Modell erlaubt zudem meist verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. Vom stundenweise gemieteten Schreibtisch bis zu komplett ausgestatteten Büros samt Empfang und Konferenzraum ist beim Coworking alles dabei.

Mit der wachsenden Nachfrage wächst auch die Marktmacht der Coworking-Anbieter. Früher sind sie auf Flächen ausgewichen, die herkömmliche Gewerbetreibende verschmäht haben. Klassisches Beispiel: Die renovierungsbedürftige Industrieetage in einem Berliner Hinterhof. Mittlerweile aber konkurriert Coworking in Metropolen um die Filetstücke des ohnehin umkämpften Immobilienmarktes. Der Anbieter WeWork wurde 2018 nach eigenen Angaben zum größten privatwirtschaftlichen Mieter von Büroflächen in London und Manhattan. „Damit liegen wir vor den vier Bankenriesen, die den gewerblichen Immobilienmarkt seit Jahren dominiert haben“, beschrieb WeWork seinen Status in New York.

Coworking ist zunehmend populär, aber noch weitgehend auf Großstädte konzentriert. In London entfallen mittlerweile 10 bis 20 Prozent der Miettransaktionen auf Coworking-Spaces. Zu diesem Ergebnis kommt der „European Coworking Hotspot Index“ der Immobilienberatung Cushman & Wakefield. Weltweit ist laut der Studie aber bislang lediglich ein Prozent der verfügbaren Büroflächen von Coworking-Spaces belegt. Hier macht es weniger die Masse, sondern die Strahlkraft. Coworking-Spaces entwickeln sich immer stärker zum Trendbarometer, wenn es um die flexible Arbeitswelt von morgen geht. Die hat aber mehr als ein Gesicht.

Praxisbeispiel 1: Das Großprojekt

Coworking ist mittlerweile Teil der Stadtplanung und Quartiersentwicklung. Ende März 2019 hat in Berlin das B-Part am Gleisdreick eröffnet. Das temporäre Holzgebäude wird voraussichtlich vier bis fünf Jahre auf dem Grundstück eines geplanten Stadtquartiers zwischen Tiergarten und Tempelhofer Feld stehen. Es versteht sich als Think Tank für Leben und New Work in der urbanen Mitte Berlins. „Als Labor für das ideale Stadtquartier bietet B-Part auf circa 1000 Quadratmetern ein Experimentierfeld für alle, die die Lebens- und Arbeitswelten von morgen erforschen und mitgestalten möchten“, sagt Gründer Marc Kimmich.

Zum Konzept gehört neben Ateliers, öffentlichen Veranstaltungen und einem Café auch ein Coworking-Bereich. Er bietet rund 100 Plätze für Einzelpersonen oder Teams. Tagestickets gibt es ab 15 Euro, Monatsmitgliedschaften ab 99 Euro. „Je mehr Menschen aus allen möglichen Sphären und mit ganz verschiedenen Zielen und Projekten zusammenkommen, desto mehr wächst der Raum für zufällige, inspirierende Begegnungen“, heißt es auf der Projektseite. Hinter dem Angebot im Park am Gleisdreieck steckt ein Pionier der deutschen Coworking-Szene, St. Oberholz. Das gleichnamige Café mit angeschlossenem Coworking-Bereich in Berlin-Mitte war ab 2005 nach eigenen Angaben Geburtsort von Start-ups wie HelloFresh und SoundCloud.

Praxisbeispiel 2: Das Gemeinschaftsbüro

Etwa 20 Autominuten Richtung Osten findet sich ein völlig anderer Ansatz. Seit 2015 gibt es im Stadtteil Friedrichshain das Coworking-Projekt Bänsch38. Auf 107 Quadratmetern im Erdgeschoss eines Wohnhauses bieten vier Hauptmieter bis zu fünf Mitstreitern Arbeitsplätze an. Drei Monate Mindestmietdauer sind Pflicht. „Wir legen Wert auf ein familiäres Miteinander. Wir verstehen uns als Gemeinschaftsbüro mit beständigen Mietern, weniger als Coworking-Space mit stetiger Fluktuation“, erklären die Initiatoren Bensch Lüdiger (Designer), Georg Schuler (Kommunikationsdesigner) und Michael Schulter (IT-Berater).

Für 215 Euro pro Monat gibt es unter anderem Besprechungsraum, Kaffeemaschine, Briefkasten und Tischtennis im Innenhof. Wer ist hier genau richtig? „Leute aus jeglicher Branche, die nicht länger alleine im stillen Kämmerlein, aber konzentriert an ihren Projekten arbeiten wollen“, sagt das Team. Und wer ist bei Bänsch38 an der falschen Adresse? „Leute, die allein zum Netzwerken einen Arbeitsplatz suchen, Agenturen, die Büroplätze vermitteln und Firmen, die Personal beziehungsweise eine Abteilung auslagern möchten.“

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