Eine Schwierigkeit in den Vereinigten Staaten ist auch der Mutterschutz. US-Präsident Barack Obama, der sich Sorgen macht, weil immer mehr Menschen arm sind in seinem Land, hat das Thema neulich in seiner wichtigen Rede zur Lage der Nation angesprochen. „Eine Volkswirtschaft im Interesse der Mittelklasse bedeutet, dass man Familien helfen muss, sich in einer Welt des ständigen Wandels sicherer zu fühlen“, sagte er. „Das bedeutet, dass man den Leuten helfen muss, dass sie sich Kinderbetreuung, College, Krankenversicherung, ein Eigenheim und Altersvorsorge leisten können.“
Ein besonderes Anliegen ist ihm die Unterstützung von Familien. „Wir sind heute das einzige entwickelte Land der Welt, das keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder bezahlte Elternzeit hat.” Es stimmt: Zwar haben Eltern nach dem Family Medical Leave Act das Recht, zwölf Wochen um die Geburt herum zu Hause zu bleiben. Das Gesetz garantiert aber nur, dass sie ihren Job behalten können, nicht auch ein Gehalt während dieser Zeit. Der Staat gibt keinen Dollar. Laut der UN-Behörde International Labor Organization geht es Müttern und Vätern nur in einem anderen Land in etwa genauso schlecht: Papua-Neuguinea. Und so kehren viele amerikanische Mütter gleich nach der Geburt wieder zur Arbeit zurück – besonders in ärmeren Familien.
Der Volkswirtschaft insgesamt bringt der amerikanische Fleiß nichts. Etliche Untersuchungen, zum Beispiel jüngst eine der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, haben ergeben, dass Menschen besser und produktiver arbeiten, wenn sie erholter sind. Laut einer Analyse der Weltgesundheitsorganisation aus dem Jahr 2012 kostet Stress am Arbeitsplatz amerikanische Unternehmen pro Jahr 300 Milliarden Dollar. Inzwischen gibt es mehr und mehr Unternehmen, die es ihren Mitarbeitern freistellen, so viel bezahlten Urlaub zu nehmen wie sie wollen, zum Beispiel der Streamingdienst Netflix, der Spielekonzern Zynga, das Rabattportal Groupon und die Virgin Group des Milliardärs Richard Branson, zu der zum Beispiel eine Fluggesellschaft gehört. Noch ist das aber nur ein Experiment für wenige Privilegierte.
Das Ganze ist auch ein Problem für das Volksglück. Eine Gallup-Studie hat kürzlich ergeben, dass es für die Lebenszufriedenheit wichtiger ist, mehr Urlaub zu nehmen, als mehr Geld zu verdienen. Der Unterschied ist extrem: Wer nur 24.000 Dollar Jahresgehalt hat, aber regelmäßig Urlaub nimmt, ist glücklicher als derjenige, der mehr als 120.000 Dollar verdient, aber keine Ferien hat. Besonders glücklich können Menschen wie de Blasio sein. Sie verdienen mehr als 120.000 Dollar, können Urlaub nehmen – müssen aber den Neid der Mitmenschen ertragen.