Nur noch kurz Mails checken So schnell verstößt Homeoffice gegen den Arbeitsschutz

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Homeoffice & Arbeitszeit: Viele Widersprüche

Was aber kann ein Arbeitnehmer tun, wenn die Einführung des Homeoffice nicht ideal verlief? „Als Erstes sollte er sich mit seinem Vorgesetzten darüber unterhalten, wie die Arbeitszeiten besser zu gestalten sind“, rät Brenscheidt. Wenn vorhanden, sei der Betriebsrat ein guter Ansprechpartner, denn Arbeitszeitgestaltung sei mitbestimmungspflichtig. Sollte dies nicht zum gewünschten Ziel führen, könne Anzeige bei den Aufsichtsämtern der Länder erstattet werden. Die Überwachung der Einhaltung von Arbeitsschutzbestimmungen obliegt den Bundesländern.

Wie oft in Deutschland tatsächlich Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz geahndet werden, dazu lagen dem BAuA-Experten Brenscheidt keine Zahlen vor. Er verwies auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage zum Arbeitsschutz im Januar 2019. Demnach wurden 2017 bundesweit (mit Ausnahme von Baden-Württemberg) rund 352.000 Beanstandungen der Arbeitsschutzbehörden der Länder registriert. Das waren fast halb so viel wie noch 2007. Im Durchschnitt lagen knapp 23 Jahre zwischen zwei Kontrollen in einer Betriebsstätte.

Wie zukunftsträchtig ist Homeoffice wirklich?

Bei der Bedeutung von Homeoffice für den Arbeitsmarkt von morgen gehen die Meinungen auseinander. Laut Bitkom erlauben mittlerweile vier von zehn Unternehmen (39 Prozent) die Arbeit jenseits der Büroräume. 2014 hätte lediglich jede fünfte Firma Homeoffice gestattet. Der Trend werde sich vermutlich fortsetzen. „46 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass der Anteil ihrer Mitarbeiter, die im Homeoffice arbeiten, in den kommenden fünf Jahren steigen wird“, teilte der Digitalverband nach der jährlichen Befragung von mehr als 800 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen mit. Die Erhebung war den Angaben zufolge repräsentativ für die Gesamtwirtschaft.

Im Gegensatz dazu stehen Studien wie die BAuA-Arbeitszeitbefragung, laut denen Homeoffice trotz der öffentlichen Aufmerksamkeit eher ein Randthema bleibt. Anfang des Jahres ergab eine Umfrage im Auftrag von Xing E-Recruiting, dass Heimarbeit für die meisten Arbeitnehmer nebensächlich ist, wenn es um die Attraktivität einer Stelle geht.

Aber egal, ob die Mehrheit der Beschäftigten künftig morgens aus dem Haus geht oder nicht: Nur wer seine Rechte und Pflichten beim Arbeitsschutz kennt, kann das beste Arbeitszeitmodell wählen.

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