Was nach einer faulen Ausrede klingt, ist inzwischen sogar wissenschaftlich erwiesen. Studien zeigen: Besitzer eines aufgeräumten Schreibtisches kramen kurioserweise bis zu 36 Prozent länger nach ihren Zetteln, behauptet Eric Abrahamson, Professor der Columbia Business School. „Wenn ich perfekt aufgeräumte Schreibtische sehe, dann frage ich mich: Wann arbeiten die Leute, wenn sie so viel aufräumen?“, sagt Abrahamson.
Das ist nur ein wenig übertrieben. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung fand in einer Studie vor einigen Jahren heraus: Etwa zehn Prozent der Arbeitszeit verdaddeln Menschen durch „überflüssige oder fehlende Arbeitsmaterialien“ oder „ständiges Suchen nach dem richtigen Dokument in chaotischen Dateiverzeichnissen“.
Kein Wunder. Wer ständig sämtliche Zettel, Notizen und Dokumente konserviert und archiviert, nummeriert und laminiert, blickt hinterher vielleicht zufrieden auf sein Werk. Er kann sich allerdings häufig nicht mehr erinnern, wo genau die Unterlagen stecken.
Diese Dinge auf der Arbeit können krank machen
Die Folgen von permanenten Überstunden können Angst, Depressionen, Schlafstörungen, Feindseligkeit, Irritation als auch Herz-Kreislauf-Schwäche sein. Vor allem Schichtarbeit erhöht laut Report das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall.
Die Initiative Gesund und Arbeit hat in ihrem Report untersucht, welche Faktoren auf der Arbeit möglicherweise krank machen können.
Wer wenig Handlungsspielraum bei der Arbeit hat, erkrankt laut Untersuchung mit höherer Wahrscheinlichkeit an Bluthochdruck. "Je geringer der Handlungsspielraum, desto höher der systolische Blutdruck", heißt es. Deshalb bewertet die IGA das Fehlen eines Handlungsspielraumes als Gesundheitsrisiko.
Wenn die Arbeitsbelastung über einen längeren Zeitraum enorm stark ausfällt, besteht laut Studie die Gefahr, dass Arbeitnehmer an psychischen Störungen oder Depressionen erkranken. Für somatische Erkrankungen sei kein Risikofaktor nachweisbar gewesen.
Mobbing, aber auch sexuelle Belästigungen führen möglicherweise zu Depressionen und Angstzuständen.
Mit sinkender sozialer Unterstützung steigt laut Report das Risiko für Depressionen.
Wer seine Rolle bei der Arbeit nicht genau kennt – oder aufgrund seiner Arbeitsrolle Konflikte austragen muss, hat laut Studie ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Angst und Anspannung.
Dieses Modell beruht auf der Annahme, dass beruflicher Stress insbesondere dann entsteht, wenn der Arbeitnehmer gleichzeitig hohen Anforderungen und geringem Kontroll- und Entscheidungsspielraum ausgesetzt ist.
Die Folgen können psychische Erkrankungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Diabetes sein.
Geforderte Verausgabung ohne Belohnung kann laut Report zu psychischen Beeinträchtigungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
Pendler neigen laut Studie eher dazu, gestresst zu sein.
Befristete Verträge sowie Leih- und Zeitarbeit können zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führen. Das liegt laut Report daran, dass diese Arbeitnehmer das Leben nicht vorausschauend planen können, sich dem Unternehmen nicht zugehörig fühlen und meistens geringer entlohnt werden als andere Mitarbeiter.
Arbeitsplatzunsicherheit kann laut Untersuchung zu einem signifikant erhöhten Risiko von psychischen Beeinträchtigungen wie Angst, Depressionen und Stresserleben führen sowie zu kardiovaskulären Erkrankungen.
Mehr noch: Es mag auf den ersten Blick sinnvoll sein, sofort alle neu eintreffenden Dokumente einzuordnen. Allerdings fehlt diese Zeit, um wirklich kreativ und produktiv zu sein.
Daher appellieren Experten daran, den Angestellten ihre Eigenarten zu gönnen. Wer im Chaos arbeiten kann und dabei trotzdem kreativ ist – vielleicht auch gerade deswegen –, den sollte man nicht zur Ordnung zwingen. Aus gutem Grund: „Mithilfe von Chaos oder Unordnung wird das Gehirn gefordert, und verkrustete Denkstrukturen werden aufgebrochen“, sagt Siegfried Preiser, Professor an der Psychologischen Hochschule Berlin, „man denkt plötzlich unkonventioneller.“
Das belegte vor einigen Jahren auch eine viel beachtete Studie. Kathleen Vohs von der Universität Minnesota forderte 48 Probanden zu einem Experiment heraus. Die eine Hälfte befand sich währenddessen in einem aufgeräumten Büro, die andere Hälfte an einem chaotischen Arbeitsplatz. Die Probanden sollten sich nun darüber Gedanken machen, wie man Tischtennisbälle nutzen könnte, abgesehen von ihrer sportlichen Funktion.
Und siehe da: Die Probanden im Messie-Büro waren wesentlich origineller und hatten kreativere Ideen. Vohs glaubt: Eine chaotische Umgebung regt zu unkonventionellen Gedanken an. Sterile, ordentliche Räume hingegen veranlassen Menschen eher dazu, in traditionellen Mustern zu denken – und zu handeln.
Wohlgemerkt: Äußere Unordnung garantiert noch lange keine Kreativität. Wichtig ist vielmehr, was währenddessen im Kopf passiert. „Um kreativ zu sein, hilft es nicht, kurzfristig sein Zimmer nicht mehr aufzuräumen oder seinen Schreibtisch zuzumüllen“, sagt Harford, „sondern vielmehr, ein natürliches Maß an Unordnung zuzulassen und manchmal auch spontan zu sein.“