Pendeln „Autofahren ist wohl die anstrengendste Form, zur Arbeit zu kommen“

Fabiola Gerpott ist Professorin für Personalführung an der WHU - Otto Beisheim School of Management und leitet dort den dazugehörigen Lehrstuhl. Quelle: Presse

Mit dem Wegfall der Homeoffice-Pflicht dürfte es nun auf deutschen Autobahnen und in Zügen wieder voll werden. Was das für die Leistungsfähigkeit der Pendler bedeutet und wie Sie möglichst stressfrei in den Tag starten, erklärt Fabiola Gerpott, Professorin für Personalführung.

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Fabiola Gerpott ist Professorin für Personalführung an der WHU - Otto Beisheim School of Management und leitet dort den dazugehörigen Lehrstuhl.

WirtschaftsWoche: Frau Gerpott, wie kommen Sie morgens zur Arbeit?
Fabiola Gerpott: Zu Fuß. Ich wohne nur fünf Minuten vom Büro entfernt. Der Anreisestress bleibt mir also erspart.

Aus eigener Betroffenheit forschen Sie also nicht zum Pendeln?
Nein. Aber ich sehe natürlich auch, wie gestresst Menschen sind, die ständig pendeln. Autofahren ist wohl die anstrengendste Form, zur Arbeit zu kommen. Wie stressig das Bahnfahren wahrgenommen wird, hängt stark von der Pünktlichkeit der Züge ab. Während zum Beispiel Schweizer Zugpendler in der Tendenz recht entspannt an ihr Ziel kommen, sind Deutsche häufig von der Bahnfahrt gestresst.

Sie haben gerade eine neue Studie veröffentlicht. Zu welchen Erkenntnissen kommen Sie darin?
Wir können nachweisen, dass Störungen auf dem Weg zur Arbeit – also Stau, Verspätung, aber auch Ärger über andere Verkehrsteilnehmer – sich entscheidend auf das Energielevel der Pendler auswirken und das wiederum die Leistung bei der Arbeit beeinflusst.

Was bedeutet das konkret?
Stellen Sie sich Ihr Energielevel wie einen Eimer mit Wasser vor, der nach dem Aufstehen randvoll ist. Kommt es auf dem Weg zur Arbeit zu Störungen, ist schon ein großer Teil des Wassers rausgeschwappt. 

Und diese fehlende Energie führt dann zu schlechterer Leistung?
Genau. Allerdings sind die Auswirkungen nicht immer gleich dramatisch. Wir konnten durch unsere Befragungen der Pendler herausfinden, dass diejenigen, die sich ihre Arbeit selbst einteilen können und Spaß an der Arbeit haben, den Energieverlust einfacher ausgleichen können. Stand den Umfrageteilnehmern allerdings ein Tag mit engem Zeitkorsett oder anstrengenden Aufgaben, wie dem Treffen mit einem schwierigen Kunden, bevor, konnten sie den Energieverlust schlechter ausgleichen. Dann wirkte sich der Pendelstress besonders stark aus.

Wie zeigte sich dies?
Die Mitarbeiter waren weniger engagiert, konnten sich schlechter motivieren, schoben ihre Aufgaben häufiger vor sich her und waren auch ihren Kollegen gegenüber weniger hilfsbereit.

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Jetzt kann nicht jeder eine Wohnung direkt neben seinem Büro beziehen. Was raten Sie Pendlern, damit sie trotz stressigem Start in den Tag produktiv bleiben?
Zunächst sollten sie überlegen, ob sie das Pendeln vielleicht weniger stressig gestalten können, zum Beispiel häufiger mit dem Rad statt mit der Bahn zu fahren. Oder den Arbeitsbeginn zeitlich flexibel halten, damit sie nicht gerade während der Stoßzeiten auf der Autobahn hängen. Außerdem sollten sie bei der Arbeit nicht direkt mit der anstrengendsten Aufgabe des Tages anfangen. Vielleicht sogar erstmal einen Kaffee holen und kurz mit den Kollegen plaudern. Das lädt die Energie wieder auf.

Mehr zum Thema: Der stundenlange Weg zur Arbeit gefährdet die Gesundheit, trotzdem pendelt kaum jemand so viel wie die Deutschen – weil sie einer Illusion aufsitzen.

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