Vielleicht muss die eine oder andere Frau einfach lernen, besser zu kämpfen?
Auch wenn sie selbst keine Intrigen spinnen wollen, müssen Frauen zumindest in der Lage sein, diese zu erkennen. Das gehört zur Sozialkompetenz von Führungskräften. Frauen müssen lernen, mit männlichen Methoden zu agieren. Ihre Intellektualität alleine trägt sie in der luftigen Höhe nicht. Sie müssen lernen, in einer nachhaltig vernetzten Welt zu agieren. Und Männer sollten Frauen Zeit geben, sich an diese Spielregeln zu gewöhnen – etwa durch Coaching.
Glauben Sie im Ernst, dass jemand wie die Schwedin Eva-Lotta Sjöstedt sich mit passenden Trainings gegen den Karstadt-Inhaber Berggruen durchgesetzt hätte?
Frau Sjöstedt ist ja auch kein Beispiel dafür, dass Frauen es nicht packen können – im Gegenteil. Mir imponiert die Haltung der Karstadt-Managerin, die ihren Job ja aus eigenen Stücken hingeworfen hat. Sie hat in ihrem bisherigen Berufsleben gezeigt, dass sie gut ist, und jetzt zeigt sie Unabhängigkeit. Wenn man dann zu dem Ergebnis kommt, es passt nicht, und aussteigt, ist das konsequent und hat Vorbildcharakter.
An wem sollen sich andere Frauen Ihrer Meinung nach noch orientieren?
Nehmen Sie nur Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Sie agieren beide sehr rational und arbeiten ihre Punkte systematisch ab. Die haben jede für sich die Männerdomänen um sich herum geknackt – und achten darauf, dass in ihrem Umfeld auch andere Frauen Chancen bekommen.
An wen denken Sie?
Etwa an die frühere McKinsey-Beraterin Katrin Suder, die von der Leyen der gesamten Generalität als Rüstungsstaatssekretärin vorgesetzt hat. Damit sind die alten männlichen Seilschaften empfindlich gestört.