Die Glücksforschung hat sich darauf verständigt, dass es keine geborenen Optimisten oder Pessimisten gibt, genauso wenig wie Glückspilze und Pechvögel. Zu 50 Prozent bestimmt zwar die genetische Disposition, wie leicht oder schwer es uns fällt, glücklich zu sein und positiv zu denken. Von den restlichen 50 Prozent entfallen 10 Prozent auf die äußeren Umstände. 40 Prozent sind wir also selbst.
Dabei ist es allerdings wichtig zu betonen, dass Glück selten unglaublich intensiv und ekstatisch, sondern eher mittel angenehm ist. Es ist nicht der Millionengewinn im Lotto, sondern das entspannte Frühstück mit der ganzen Familie, bei dem mal keiner streitet oder quengelt. Der Urlaub im eigenen Garten macht nicht weniger glücklich als die teure Kreuzfahrt.
Und wir können das Glück noch verstärken, wenn wir uns mit ihm beschäftigen, wie Kai Ludwigs, Direktor der Happiness Research Organisation, nachgewiesen hat. Wer sich also jeden Tag an den ruhigen Stunden mit Buch und Kaffee im Garten freut, profitiert davon also mehr, als wenn er sich ausmalt, wie schön doch die Kreuzfahrt gewesen wäre.
Die Psychologin Sonja Lyubomirsky hat ein Experiment zur Wirkung von Wohlbefindenstrainings durchgeführt und nachgewiesen, dass man sich bewusst dafür entscheiden muss, sich wohl zu fühlen. Denn in jeder Suppe ist ein Haar – die Kunst ist es, nicht danach zu suchen.
Auch das muss man lernen. Oft erlebe ich, dass Menschen zu schnell aufgeben, wenn sie sich etwas vorgenommen haben und es nicht so schnell wie erhofft funktioniert. Von Violinisten und Schachspielern ist bekannt, dass in der Regel 10 Jahre bzw. 10.000 Stunden Übung nötig sind, um richtig gut zu sein. Spitzenleistungen gibt es nicht ohne Üben und tüchtige Unbegabte bringen keine Spitzenleistungen. So dürfte es auch mit dem Wohlbefinden sein.
Die Anlage entscheidet, ob es einfacher oder schwieriger ist, positiv zu denken, doch die tägliche Praxis entscheidet über den langfristigen Erfolg. Ein bemerkenswertes Nebenergebnis von Lyubomirskys Arbeit war übrigens, dass sowohl die Trainings- als auch die Kontrollgruppe den subjektiven Eindruck hatten, dass sie von der Teilnahme profitierten. Ich schlussfolgere daraus, dass schon allein die Absicht, etwas Gutes für sich zu tun, eine entsprechende Wirkung hat.