Präsentationen sind in Verruf geraten: Sie fressen viel Arbeitszeit bei denen, die sie erstellen, und erzeugen zu oft Müdigkeit bei denen, denen sie vorgeführt werden. Eine Umfrage ergab jüngst, dass Arbeitnehmer im Durchschnitt mehr als zwei Stunden pro Präsentation aufwenden, pro Jahr summiert sich das auf 100 Stunden. Das meistgenutzte Programm war dabei Microsoft Powerpoint, nur rund ein Viertel der Anwender verwendet auch mal oder stattdessen die Apple-Alternative Keynote. Jeder Fünfte arbeitet mit dem Programm Prezi.
Auch wenn es unbestritten ein Problem und inflationär viele ähnlich gestaltete Präsentationen in der Geschäftswelt gibt, so ist es nicht unbedingt nötig, darauf ganz zu verzichten. „Standard in Unternehmen heute ist, was ich 80er-Jahre-Powerpoint nenne. Das hat nichts mehr mit dem zu tun, was wir heute damit machen können“, sagt Jeannine Halene, Gründerin der Präsentationsagentur Vorzeige Helden. „Was Präsentationen alles können, wenn sie gut gemacht sind, wissen die wenigsten.“
Halenes Firma erstellt professionelle Präsentationen für Unternehmen, im Frühjahr wurde sie vom Branchenmedium DDW als „Innovator des Jahres“ ausgezeichnet. Kein Wunder also, dass sie es sehr befürwortet, wenn Firmen die Erstellung von Präsentationen outsourcen und sie beauftragen. Für alle, die sich das nicht leisten wollen oder können, hat die Düsseldorferin trotzdem einige Tipps. „Das erste, was man sich klarmachen muss: Wir leben in einer Ökonomie der Aufmerksamkeit. Wenn ich hervorstechen und Aufmerksamkeit bekommen will, reicht der Standard nicht aus.“
3 Vorüberlegungen, bevor Sie eine Präsentation anfangen
„Nicht jedes Vortragsthema eignet sich für eine Powerpoint-Präsentation“, sagt Jeannine Halene. Alternativen seien die Programme Keynote - das Apple-Pendant zu PowerPoint - und Prezi, ein unabhängiges Präsentationsprogramm. „Manchmal empfehle ich auch ein Dialogbild als Alternative“, sagt Halene. Dialogbilder sind große Poster, auf denen zum Beispiel Organisationsabläufe visualisiert sind. „Oder warum nicht auch mal ein Film?“
Es hängt entscheidend davon ab, was eigentlich den Zuhörern vermittelt werden soll, um die geeignete Form zu wählen. Auch hier ist zu überlegen, ob eine Präsentation mit wechselnden Folien und vielen Informationen darauf das Mittel der Wahl ist. „Es ist in Unternehmen so verankert, dass Vortrag gleichzeitig heißt, eine Präsentation zu erstellen, dass gar nicht mehr darüber nachgedacht wird“, sagt die Werbefachfrau.
„Es geht nicht nur um die Präsentation an sich, es geht um den Auftritt“, sagt die Expertin. Grundsätzlich steigen die Möglichkeiten einer Präsentation, wenn der Präsentator für solche Auftritte geeignet ist. Anders ausgedrückt: Bei einem schlechten Redner hilft die beste Präsentation wenig, ein begnadeter Redner kommt im Zweifel auch ganz ohne aus. „Der eine kann super gut frei vortragen, der andere muss sich an Folien festhalten“, sagt Jeannine Halene. Sie empfiehlt, entsprechende Trainings zu absolvieren, wenn man öfter Vorträge halten muss. Ein guter Redner kann mit der Darstellungsweise seines Vortrags leichter spielen und kommt mit einem Dialogbild vermutlich leichter zurecht als ein ungeübter Redner.
Emotionen statt Bulletpoints
Wenn nach diesen Vorüberlegungen die klassische Powerpoint-Präsentation den Zuschlag erhält, können auch Nicht-Profis mit einigen Regeln eine ordentliche Präsentation anfertigen. Erst einmal sollten die absoluten No-Gos beherzigt werden: „Viel Text auf Folien, die nur abgelesen werden, lange Listen von Stichpunkten, das Gesagte steht exakt so auf der Präsentation, das ganze gespickt mit irgendwelchen Bildern aus dem Internet, die im schlimmsten Fall gar nicht verwendet werden dürften... Dann sollte man es lieber lassen. Das führt nicht zum Erfolg“ urteilt Jeannine Halene.
5 Tipps für die gelungene Präsentation
Was ist die Kernbotschaft? Zu was möchte ich mein Gegenüber bewegen? Wie bringe ich das in die Köpfe der Zielgruppe? Und mit welchem Medium?
Wenn die Entscheidung für PowerPoint gefallen ist, dann muss die Präsentation bei den Zuhörern ein Erlebnis werden, um hängenzubleiben. Das funktioniert zum Beispiel mit Medienbrüchen, dem Einbinden von aktuellen Artikeln, einem Film – all das schafft Aufmerksamkeit.
Besonders gut überlegt sein wollen Anfang und Ende der Präsentation. Am Anfang sollte man mit einem Eisbrecher arbeiten, eine Anekdote, ein aktuelles Ereignis, ein Film. Das Ende sollte ein Cliffhanger sein oder ein call to action, der die Zuhörer aktivieren soll.
Informationen verkaufen sich über Emotionen, damit erreichen Sie Zuhörer leichter als mit nackten Fakten. Also weg mit den Texten und Bulletpoints, her mit den Videos und Bildern!
Ein Extratipp der Präsentationsexpertin Jeannine Halene: Nutzen Sie die Premium-Vorlagen von Powerpoint. "Da liegt der Fokus auf dem Design", so Halene.