Ratgeber E-Learning Wie das Internet Weiterbildung flexibel macht

Wer sich heute weiterbilden will, dem stehen die Möglichkeiten des Internet zur Verfügung. Doch nicht jedes Angebot ist zu empfehlen. Was Kritiker sagen und worauf Interessenten achten sollten.

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Das Bildungsangebot im Netz ist stark angewachsen. Eine gute Alternative für Berufstätige, sich weiterzubilden. Quelle: dpa

Es ist früher Vormittag und Zamyat M. Klein ist gerade sehr entspannt. Sie sitzt auf der Terrasse eines Hotels an der Südküste der Türkei, hat gerade das Notebook hochgefahren und genießt die Aussicht in den Garten. Das Hotel hat natürlich WLAN. So kann Klein ihre Arbeit als Leiterin eines Onlinekurses da erledigen, wo andere Urlaub machen. Zuerst arbeitet sie alle Fragen und Beiträge der Seminarteilnehmer ab, dann gibt sie Übungen für die nächste Lektion frei. So oder so ähnlich muss man sich das vorstellen, wenn Zamyat M. Klein über ihren Job als Leiterin der Online-Akademie Oaze spricht. Neben Seminaren und Workshops für Kreative will Klein mit ihren Onlinekursen auch unerfahrenen Trainern im Seminargeschäft helfen, ihre Veranstaltungen spannend zu gestalten.

Nicht ganz so idyllisch ist vermutlich der Ausblick, den Erik Franz genießt. Sein Büro liegt in der Nähe des Münchner Ostbahnhofs. Von hier aus leitet er das Deutschland-Geschäft des österreichischen Videoanbieters Video2Brain. Das Unternehmen produziert hochwertige Lernvideos, mit denen die Kundschaft den Umgang mit Software wie Adobes Bildbearbeitung Photoshop oder Microsofts Office lernen. Aber auch Kurse zum Umgang mit Lifestyle-Gadgets wie E-Book-Reader oder Tablet-PCs finden sich unter den Hunderten von Videos. In letzter Zeit laufen vor allem die Webvideos und die auf Mobilgeräte wie Smartphones oder Tablet-PCs angepassten Versionen besonders gut.

Das digitale Lernen boomt

Auch wenn Zamyat M. Klein und Erik Franz einen sehr unterschiedlichen Ausblick von ihrem Arbeitsplatz haben, das Geschäft läuft gut. Beide arbeiten in einer Branche, die in den letzten Jahren schöne Zuwachsraten erlebt. Nach Schätzungen des Hightech-Verbands Bitkom setzt die deutsche "Learning Solutions-Branche" pro Jahr mehr als eine Milliarde Euro um. Mehr als zwei Drittel der Top 500 Unternehmen in Deutschland nutzen schon viele  E-Learning-Angebote, um ihre Mitarbeiter weiterzubilden.

Die fünf goldenen Regeln der betrieblichen Weiterbildung
Regel 1: Ziele definierenEhe Angebote gebucht oder erstellt werden, muss zuerst der Schulungsbedarf der Mitarbeiter ermittelt werden, um individuelle Ziele festzulegen. Ausgangspunkt sind hierbei die wirtschaftlichen Ziele des Unternehmens und die Qualifikationen, die dazu benötigt werden. Anschließend definiert die Geschäftsführung den übergeordneten Weiterbildungsbedarf, der dann auf Abteilungsebene konkretisiert und umgesetzt werden muss. „Bei der Planung sollten soweit möglich auch Ideen und Wünsche der Mitarbeiter berücksichtigt werden“, sagt Schuler. Das wirke sich positiv auf die Motivation aus. Quelle: Fotolia
Regel 2: Strategisch planenSchulung und Weiterbildung sind nur dann den erfolgreich, wenn sie ziel- und bedarfsgerecht sind. Das vermittelte Wissen muss für die Mitarbeiter wirklich relevant sein. Auch der richtige Zeitpunkt ist wichtig. „Eine Schulung zu einem Projekt, das erst in einem halben Jahr startet, sollte auch erst kurz vorher durchgeführt werden“, empfiehlt Schuler. Um gute Lernvoraussetzungen zu schaffen, muss auch die Vermittlungsform auf die Mitarbeiter abgestimmt sein. Nicht jeder sitzt gern in einem Kurs mit 30 Teilnehmern. „Manche Mitarbeiter ziehen das eigenständige Lernen vor, zum Beispiel mit E-Learning-Programmen.“ Quelle: Fotolia
Regel 3: Zentral steuernDamit Weiterbildungsmaßnahmen die größtmögliche Wirkung entfalten, müssen sie zentral koordiniert werden. In immer mehr Unternehmen übernehmen Personalentwickler diese Aufgabe. Sie stimmen den Weiterbildungsbedarf mit dem Management ab, definieren in regelmäßigen Abständen die Entwicklungsziele und unterstützen die Mitarbeiter in ihrer individuellen Entwicklung. Fehlt eine solche zentrale Steuerung, ist es schwierig, den Überblick zu behalten und Prozesse effizient zu strukturieren. Der Personalentwickler sollte in ständigem Kontakt mit den Mitarbeitern stehen. Wenn die sich zum Beispiel über mangelnde Kompetenz eines Kursleiters beschweren, sollte der vielleicht ersetzt werden. Quelle: Fotolia
Regel 4: Wissen archivierenDie meisten Unternehmen vergessen, Weiterbildungsunterlagen und Lerninhalte zu archivieren oder anderen Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen. Mitarbeiter, die eine Schulung oder ein Training absolviert haben, können ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die Kollegen weitergeben. Auch das fördert die Motivation und kann Zeit und Kosten sparen. Es sollte generell geprüft werden, welche Lerninhalte das Unternehmen wiederverwenden oder selbst bereitstellen kann, und an welchen Stellen ein externer Anbieter gebraucht wird. Quelle: Fotolia
Regel 5: Lernsysteme einführenUnternehmen können nur Schritt halten, wenn sie Schulung und Weiterbildung gezielt planen, Prozesse strukturieren und Inhalte zentral verwalten. Tabellen und Kalender reichen dafür nicht mehr aus. Immer mehr Unternehmen setzen deshalb auf IT-Lösungen, sogenannte „Learning Management-Systeme“, die für eine weitgehende Automatisierung des Weiterbildungsmanagements sorgen. So werden beispielsweise die hinterlegten individuellen Fähigkeiten der Mitarbeiter den Unternehmenszielen gegenübergestellt. Quelle: Fotolia

In der beruflichen Weiterbildung bieten beispielsweise die IHK in München und Karlsruhe eigene E-Learning-Formate an. Bei den Teilnehmern kommen die Online-Kurse offenbar gut an. "Vor ein paar Jahren noch haben nur sehr technikaffine Nutzer Webinare genutzt. Heute merkt man, dass auch Leute, die bisher nur wenig mit dem Internet am Hut hatten, Webinare besuchen", meint beispielsweise Stefan Loibl, Bereichsleiter Weiterbildung bei der IHK München.

Inzwischen ist das Digitale Lernen für alle Branchen, Berufe und Themenfelder verfügbar. Egal, ob es um die Ausbildung zum Industriekaufmann, Management-Fertigkeiten, das Know-how für den eigenen Weblog, Kreativitäts-Techniken oder Esoterik geht, E-Learning ist überall.

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