Rhetorik So gelingt die perfekte Rede

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Reden halten will geübt sein

Der Berufsverband für professionelle Redner, Trainer und Coaches, die German Speakers Association (GSA), hat vergangenen Freitag Menschen ausgezeichnet, die diese Tipps längst nicht mehr benötigen. Nach Hans-Dietrich Genscher, Margot Käßmann und Dieter Zetsche nahm der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog den Deutschen Rednerpreis für seine "herausragenden rhetorischen Leistungen" entgegen. "Die Ruck-Rede hat in die damalige Situation hinein gepasst", so Herzog. "Normalerweise hören die Menschen sehr viel lieber, wenn man ihnen nach dem Mund redet. Es geht aber nicht darum, gegen den Strom zu schwimmen, es geht um Kritik."

Erstmals in der Geschichte der GSA Convention wurde der German Speakers Global Award verliehen. Mit dieser internationalen Auszeichnung bedachte die GSA den Dalai Lama für seine außergewöhnliche Art, Menschen in der ganzen Welt mit Worten zu berühren. Worte der Erinnerung, Worte der Mahnung, Worte der Hoffnung und Versöhnung, Bescheidenheit, Frieden, Respekt: Das sind die Eigenschaften und Werte, weshalb die Wahl der GSA auf das geistige Oberhaupt der Tibeter fiel.

Sind Sie auch rhetorisch der Chef?
Mitarbeiter machen nicht, was sie sollenWenn Mitarbeiter nicht wissen, was es ihnen persönlich einbringt, dann machen sie in den seltensten Fällen, was ihnen gesagt wird. Deshalb sollten die Manager persönliche Anreize setzen und erklären, was der Vorteil für den individuellen Mitarbeiter ist: Ob er Fußballkarten, einen Bonus oder eben Karten für die Oper möchte, Sie sollten ihm den Wunsch erfüllen. Quelle: dpa/dpaweb
4. Effektiv kommunizierenIst erstmal ein Aktionsplan erstellt, sollten ihn auch alle Mitarbeiter verstehen. Konkret bedeutet das, dass Sie Ihre Pläne mit allen Kollegen teilen und diese um Ihre Meinung bitten sollten. Dank Chester Barnards Klassiker "The functions of the executive" ist bekannt, dass Organisationen in Wahrheit durch Informationen zusammengehalten werden, nicht durch gutes Management oder Besitzverhältnisse.Druckers Tipp: Sparen Sie nicht an Informationen, sondern kommunizieren Sie Ihre Pläne. Dabei sollten Sie auch untergebene Mitarbeiter nicht ausschließen. Quelle: dpa
Mit den Enttäuschten reden! Bei Umstrukturierungen wird immer jemand der Leidtragende sein: Damit der Enttäuschte nicht auf Rache sinnt, sollte mit ihm geredet werden. Persönliche Anerkennung in wenigen Sätzen kann manchmal dafür sorgen, dass er die Kröte besser schluckt. Und Sie und die Firma in Ruhe lässt. Quelle: REUTERS
5. Chancenorientiert denkenEs klingt wie eine Floskel, ist aber ein effektives Element guten Managements. Erfolgreiche Führungskräfte konzentrieren sich auf Chancen, nicht auf Probleme. Japan geht dabei als gutes Beispiel voran: Dort wird sichergestellt, dass vorhandene Chancen nicht von Problemen erdrückt werden. Dabei spielt auch die Stellenbesetzung eine wichtige Rolle. Japanische Führungskräfte lassen ihre besten Mitarbeiter an Chancen arbeiten, nicht an Problemen.Druckers Tipp: Probleme und Risiken gibt es überall – aber auch Chancen. Stellen Sie diese in Ihrem Unternehmen in den Mittelpunkt. Auch Probleme lassen sich in Chancen umwandeln, indem Sie sich fragen: Wie können wir diese Veränderung oder jenes Problem als Chance für unser Unternehmen nutzen? Quelle: dpa
Das Kündigungsgespräch: kurz und schmerzlosMachen Sie es sich und ihrem bald Ex-Mitarbeiter nicht schwerer als es ist: Zwei, drei Sätze reichen, um keine der beiden Seiten unnötig zu belasten. Und helfen Sie Ihrem ehemaligen Mitarbeiter dann noch, indem Sie ihm schnell und unbürokratisch seine Papiere geben und ihm ein Arbeitszeugnis schreiben. Quelle: dpa-tmn
Konsequenzen dramatisieren!Sie müssen unpopuläre Maßnahmen wie Kostensenkungen und Budgetkürzungen kommunizieren? Kein Problem, wenn Sie nur dramatisch und konsequent sind. Denn nur dann können die Mitarbeiter Ihre Maßnahmen nachvollziehen. Die meisten Manager schreiben Mails, weil sie die nicht beantworten müssen. Ein Gespräch mit dem Mitarbeiter könnte hingegen zu unbequemen Nachfragen führen. Quelle: dpa
Loben Sie die Mitarbeiter namentlich!Seien Sie kein eitler Hahn, sondern geben Sie etwas vom Erfolg auch an Ihre Mitarbeiter zurück. Ein rhetorisch guter Manager lobt sein Team namentlich - das führt auch bei gelobten Mitarbeiter zu einem kleinen Motivationsschub. Quelle: dpa

Um andere mit Worten zu bewegen, braucht es neben guter Ideen viel Training. Natürlich hat jeder seinen ganz persönlichen Stil, Reden unterscheiden sich je nach Anlass: Die Rede des Brautvaters auf einer Hochzeit ist anders als die auf der Hauptversammlung eines Konzerns oder einer Trauerfeier. Trotzdem gibt es wichtige Bausteine, die jede Rede beinhalten sollte.

Und die Struktur der guten Rede lässt sich - wie die Rede selbst auch - trainieren. "Die Leute unterschätzen, wie viel die Profis üben. Selbst Barack Obama übt seine Reden", weiß Michael Rossié. Er ist Vizepräsident der GSA und trainiert seit über 25 Jahren Menschen, die vor Gruppen oder in den Medien sprechen. Außerdem bildet er Radio- und Fernsehmoderatoren aus und tritt als Redner auf. "Die Zuhörer müssen das Gefühl haben, dass der Redner sich alles einfach so aus dem Ärmel schüttelt. Und das ist viel Arbeit", weiß er.

Botschaft, Stichwort, Witz

Das Üben vor dem Spiegel hält er allerdings für unnötig, weil man sich nicht beobachten und gleichzeitig so tun könne, als sei man unbeobachtet. Auch Freunden und Familie würde er es nicht unbedingt zumuten, sich wieder und wieder die Redeübungen anzutun. Er rät: "Erzählen Sie es ihrem Dackel oder dem Lenkrad." Hauptsache, der zukünftige Redner gewinnt an Sicherheit.

Die perfekte Rede basiert laut Rossié auf den drei Rhetorikgrundsätzen, die schon Cicero verwendete: delectare, movere, docere. Die Rede ist also unterhaltsam, berührt und informiert.

"Es muss nicht alles zutreffen", so Rossié. "Wenn ein Redner tolle Sachen erzählt, verzeihen Sie ihm alles." Wer allerdings eine Stimme wie Heidi Klum oder Kermit der Frosch habe, solle daran arbeiten. Gleiches gelte für einen starken Dialekt, Nuscheln oder Lispeln.

Wie man Debatten gewinnt
Zwei Personen sitzen an einem Rednerpult Quelle: Fotolia
Ein Schild weist auf einen Kreisverkehr hin Quelle: Fotolia
Eine Frau und ein Mann im Gespräch Quelle: Fotolia
Ein wütender Mann ballt die Fäuste Quelle: Fotolia
Zwei Männer betrachten ein Flip-Chart Quelle: Fotolia
Ein Mann hält den Daumen nach oben Quelle: Fotolia
Ein Mann hält die Hand als Stop-Symbol nach oben Quelle: Fotolia

Außerdem brauche der Redner eine klare Botschaft. "Die meisten erzählen einfach irgendwas" - und das gehe dann schief. Das bestätigt auch Gerriet Danz, Experte für kreative Präsentation. Er sagt: "Werden Sie sich immer zuerst klar, was Ihre Kernbotschaft ist. Welchen einen Satz soll sich das Publikum merken?" Dabei sei es wichtig, den relevanten Nutzen für das Publikum zu kommunizieren. "Was haben die Herrschaften in Euro, in Zeit, in Sicherheit davon, Ihnen zuzustimmen?"

Wenn die Botschaft der Rede klar ist, geht es an die Vorbereitung. Hier empfiehlt Rossié, Themen aufzuschreiben statt ganzer Sätze. Sonst laufe man Gefahr, die Rede abzulesen, statt sie zu halten. Und das sei der Tod für eine lebendige Rede. "Die Sätze müssen tanzen, nicht marschieren - und das tun sie beim Ablesen leider nicht", sagt er.

"Die beste Rede ist die, die gar keine ist", sagt auch Stefan Wachtel von ExpertExecutive in Frankfurt. Er coacht unter anderem Manager von Dax-Konzernen. Auch wenn eine Rede bei einer Bilanzpressekonferenz natürlich nie so locker sein könne, wie die auf einer fröhlichen Feier, empfiehlt er allen seinen Schützlingen, den Dialog statt des Monologs zu wählen. "Die Wichtigsten sind die auf der anderen Seite", sagt er. Deshalb solle man Reden in einer mündlichen Sprache schreiben. Gerade bei Hauptversammlungen falle auf, dass Manager zu korrekt und faktenlastig formulieren, ihre Reden im Schriftdeutsch texten und dann einfach ablesen werden. Er bearbeite die Reden deshalb mit den Vorständen so, dass es am Ende Stichwortkonzepte sind.

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