Schuhe im Job Wenn der Absatz die Souveränität gefährdet

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Sneaker: Symbol der Digitalisierung

Je nach Branche verschwimmen die Grenzen zwischen Business- und Alltagskleidung. Was im Knigge steht, gilt insofern für viele Arbeitnehmer nicht mehr – oder sie müssen sich auf ihr eigenes Gespür verlassen, was in ihrer Firma noch okay ist und wo der schlechte Geschmack anfängt. Eine besondere Geschichte haben dabei die Sneaker – übersetzt „Schleicher“. Als der Grünen-Politiker Joschka Fischer mit Turnschuhen sein Ministeramt in Hessen antrat, fiel er damit noch auf. Heute sind die Sportschuhe, die gar nicht zum Sport getragen werden, bis in Vorstandsetagen beliebt.

Die Veränderungen in der Arbeitswelt – Flexibilisierung von Zeiten und Orten – zeigen sich auch in der Schuhmode während des Arbeitens. Wessen Tag nicht mehr klar strukturiert ist, der kann auch nicht mehr über sein Outfit zeigen, ob er gerade im Dienst ist oder Freizeit genießt. „Die Beliebtheit von Sneakern spiegelt die generelle Tendenz wider, dass durch die Digitalisierung Arbeit und Privates immer mehr verschwimmen“, sagt Katharina Starlay. Diese verschwimmenden Grenzen würden zum Beispiel durch das Tragen von Sportschuhen stilistisch ausgedrückt.

Wichtig sei bei Sneakern wie bei allen anderen Schuhen, dass sie richtig gepflegt würden. Die meist aus Synthetikmaterialien hergestellten Schuhe sind nun einmal nicht besonders atmungaktiv. Das zeigt sich spätestens abends. Menschen mit einem Hang zu Schweißfüßen seien gerade im Sommer mit leichten Lederschuhen besser beraten.

Für schwitzende wie auch von hohen Absätzen schmerzende Füße verrät die Stil-Expertin noch einen alten Verkäuferinnentrick: „Wenn der Fuß nicht so ermüden soll, lohnt es sich, zweimal täglich die Schuhe zu wechseln, sodass man über den Tag verteilt drei Paar Schuhe trägt. Gerade als Frau, die gerne einen Absatz tragen möchte.“ In einem Baumwollbeutel ließen sich ohne weiteres ein bis zwei Paar Schuhe mit zur Arbeit nehmen.

„Der Sneaker ist wie die Jeans, er wird nicht mehr verschwinden“, ist Claudia Schulz überzeugt. „Er macht jeden Look gleich jünger, das streben viele Leute heute an. Jeder möchte halt heute jung aussehen und sportlich, auch wenn er die letzte Couchpotato ist.“ Darin liegt vielleicht die Chance für alle Sneaker-Hasser: „Wenn alle nur noch Sneaker tragen, inklusive Oma und Opa, müssen sich die jungen Leute etwas Neues suchen, um anders auszusehen“, sagt Schulz.

Gut möglich also, dass die Vertreter der Generation Z eines Tages wieder mit rahmengenähten englischen Schuhen ins Büro kommen.

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