So erregen Sie Aufmerksamkeit Haaaaaaallloooooo! Bitte hier klicken!

Können alleine reicht nicht. Nur wer auf sich aufmerksam macht, hat auch Erfolg. Der Autor Ben Carr hat ein paar Ideen, wie das geht. Nur wer auch auffällt, hat Erfolg.

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Manager verraten: Das hat mich nach oben gebracht
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Die Vorstellung, dass Menschen allein aufgrund ihrer Kompetenz Karriere machen, ist ebenso verlockend wie naiv. Der Gründer braucht die Aufmerksamkeit der Investoren, um Geld zu bekommen; der Angestellte die seiner Chefs, um befördert zu werden. Und wer seinen eigenen Betrieb hat, sucht eben Kunden.

Bloß: Wie schafft man das? Zumal in einer Welt, in der es ständig blinkt, piept und klingelt? Darüber denkt Ben Parr schon lange nach. Der Amerikaner war Technik-Journalist, heute investiert er mit seinem DominateFund in Start-ups. Er beschäftigt sich also täglich damit, wessen Ideen funktionieren.

Die großen Karriere-Irrtümer

„Ohne Geld kann man nicht überleben“, sagt der Autor, „aber ohne Aufmerksamkeit macht man keine Geschäfte.“ In „Captivology“, was so viel heißen soll wie „Die Wissenschaft, Aufmerksamkeit zu erregen“, analysiert Parr verschiedene Studien von Psychologen, ausführliche Interviews mit Unternehmern und seine eigenen Erfahrungen. Daraus destilliert er folgende Schritte, mit denen es jeder schaffen soll, auf sich aufmerksam zu machen – ohne zu nerven.

Der richtige Rahmen

„Es ist wichtig, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen“, rät Parr. Der richtige Rahmen kann den Boden bereiten für alle weiteren Schritte in Richtung Aufmerksamkeit, der falsche Rahmen kann alle weiteren Bemühungen überflüssig machen. Das erlebte der amerikanische Kosmetikkonzern Revlon, der ein Parfüm auf den brasilianischen Markt bringen wollte, es roch nach Kamelien. Den Duft dieser Blume assoziieren viele Lateinamerikaner mit dem Tod, Kamelien sind dort Beerdingungsblumen.

Tief verwurzelte Traditionen anderer Kulturen lassen sich nur schwer verändern, andere Überzeugungen schon: Parr rät dazu, nur oft genug seine eigene Version zu wiederholen – ohne den anderen damit zu nerven. Darin seien vor allem Politiker große Meister.

Überraschen

Die Outdoor-Marke Patagonia warb 2011 mit ganzseitigen Zeitungsanzeigen: Kaufen Sie diese Jacke nicht! Die Strategie ging auf, wenn auch nicht so, wie in der Anzeige suggeriert: Die Umsatzzahlen stiegen, die Jacke fand viele Käufer. „Wenn eine Werbung überrascht oder gegen Erwartungen verstößt, wird man auf sie aufmerksam“, sagt Christian Rätsch, Deutschland-Chef der Werbeagentur Saatchi & Saatchi. Er macht sich diesen Überraschungsmoment regelmäßig zunutze – zum Beispiel mit der Kampagne für den Mittelständler Vorwerk: Darin verliebt sich ein Roboter in den neuen Saugroboter, läuft ihm nach, himmelt ihn an.

Sechs Tipps für Jobsucher

Wer immer nur das tut, was von ihm erwartet wird, macht nicht auf sich aufmerksam. Besser ist es, Erwartungen bisweilen zu brechen. Heißt konkret: Das Projekt beim nächsten Mal vor dem Abgabetag fertigstellen, den Kollegen nicht zum Mittagessen, sondern zum Spaziergang danach einladen. Oder sich Zeit für ein Telefonat nehmen, statt die nächste kurze E-Mail zu schreiben.

Belohnen

Auf Computern und Smartphones wartet ein weiterer Grund, der laut Parr immer Aufmerksamkeit bedeutet: die Belohnung. Deshalb gucken wir im Schnitt 110 Mal am Tag aufs Handy. Wir wollen herausfinden, ob uns jemand geschrieben hat, wir einen Kommentar verpasst haben oder die Nachrichtenseite eine neue Eilmeldung verschickt hat. Wenn ja, schüttet unser Gehirn Glückshormone aus. Besonders viele, wenn der Überraschungseffekt dazukommt.

Wie bei der Lauf-App von Kiip, einer Online-Plattform für mobile Belohnungen. Sie verlost etwa Jogging-Outfits oder Fitnessgetränke, wenn man seine persönliche Bestleistung schlägt. Wichtig sei, so Parr, dass sie diese Belohnungen aber nicht für einen bestimmten Erfolg ankündige, sodass man ihr hinterherlaufe wie ein Esel der Karotte. Ähnlich verhält es sich mit Boni, Gehaltserhöhungen, einem größeren Büro: alles schön und gut. Aber Belohnungen, die man kommen sieht, motivieren nur kurzfristig.

Der gute Ruf des Experten

Hören wir Experten zu, schalten wir unser Gehirn ab. Zu diesem überraschenden Schluss kam Greg Berns von der Emory-Universität, nachdem er Studenten gefragt hatte, ob sie lieber Geld direkt bekommen würden oder würfeln, um ihre Gewinnchancen zu steigern. Die eine Hälfte entschied darüber alleine, der anderen stellte er einen Ökonomen als Berater zur Seite. Unabhängig davon, wie gut die Chancen auf einen höheren Gewinn standen, der Experte riet seiner Gruppe immer davon ab, zu würfeln. Trotzdem folgten sie seinem Rat. Und Professor Berns konnte fast keine Aktivität in den Arealen des Gehirns mehr feststellen, die bei schwierigen Entscheidungen normalerweise gut durchblutet werden.

Zehn Karrieretipps, die Sie 2015 weiterbringen
Setzen Sie sich realistische ZieleDie Personalberatung Page Personnel rät Arbeitnehmern, die Tage zwischen den Jahren für eine sachliche Bestandsaufnahme zu nutzen: Was haben Sie in den vergangenen Jahren erreicht? Wo möchten Sie sich hin entwickeln? Und wie viele Schritte können Sie 2015 realistisch schaffen auf dem Weg zu Ihrer Wunschposition? Überlassen Sie Ihre Karriere nicht dem Zufall, sondern setzen Sie sich klare Ziele für 2015. Notieren Sie, was Ihnen im Berufsleben wichtig ist. So haben Sie den Blick auf das Wesentliche gerichtet und lassen sich nicht aus der Spur bringen. Quelle: Fotolia
Suchen Sie sich neue PerspektivenManchmal ist die Zeit reif für einen Jobwechsel. Nutzen Sie die Chance, um in alle Richtungen zu denken. Wollen Sie in Ihrem jetzigen Arbeitsfeld bleiben? Möchten Sie vielleicht in einer anderen Branche arbeiten? Oder gar ins Ausland gehen? Überlegen Sie, auf welche Branche sich Ihre Kompetenzen und Erfahrungen übertragen lassen. In ähnlichen Marktsegmenten stehen Ihre Chancen gut, eine neue Herausforderung zu finden. Oder vielleicht reizt Sie der Wechsel von Kunden auf Lieferantenseite? Egal wie Ihr Weg aussieht, jede Karriere hat ihr eigenes Profil. Quelle: Fotolia
Bringen Sie Ihren Lebenslauf auf VordermannBevor Sie sich jedoch irgendwo bewerben, bringen Sie erst einmal Ihren Lebenslauf auf den neuesten Stand: Was haben Sie geleistet, was waren Ihre größten Erfolge, was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Da die Jobsuche - wie alles andere auch - zunehmend mobiler wird, sollten auch die Lebensläufe auf die Smartphone-Bewerbung umgestellt werden. Was früher im Anschreiben erklärt wurde, geht verkürzt in den Lebenslauf über. Bewerber sollten unter den einzelnen Karrierestationen beschreiben, was sie dort gemacht haben und Erfolge hervorheben. Wichtig ist, dass der Lebenslauf dabei nicht ausartet – die Punkte sollten kurz, klar und übersichtlich aufgeführt werden. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Suchen Sie sich einen MentorViele Firmen bieten heute bereits Mentorenprogramme für Berufseinsteiger an. Aber auch auf dem weiteren beruflichen Weg ist es wertvoll, einen Karrierecoach im Unternehmen zu haben. Gehen Sie aktiv auf Ihren Wunschmentor zu, zum Beispiel mit konkreten Handlungsvorschlägen. Viele Manager nehmen solche Kontaktangebote dankbar an, um ihre Verbindung zur Belegschaft zu stärken. Überlegen Sie, wie Ihr Mentor von Ihnen profitieren kann und was Sie ihm anbieten können. Im Gegenzug wird er Sie bei Ihrer Karriereplanung unterstützen. Quelle: dpa Picture-Alliance
Bilden Sie sich weiterIn der heutigen Arbeitswelt ist kontinuierliches Lernen Pflicht. Hier gilt der Grundsatz: Wer rastet, der rostet. Selbst erfahrene Fach- und Führungskräfte bilden sich permanent weiter. Dabei kann eine richtig ausgewählte Weiterbildung den nächsten Schritt auf der Karriereleiter bedeuten: Sie signalisiert dem Arbeitgeber Leistungsbereitschaft und Erfolgswillen und kann je nach Branche neue Beschäftigungsmöglichkeiten oder ein höheres Gehalt eröffnen. Bei Ingenieuren beispielsweise profitieren diejenigen, die gleichzeitig technisches und betriebswirtschaftliches Know-how mitbringen. Für viele Ingenieure werden daher berufsbegleitende IHK- oder MBA-Lehrgänge immer interessanter, die in Rechnungswesen und Controlling, Management und Marketing schulen und gezielt auf Führungsaufgaben vorbereiten. Quelle: Fotolia
Verhandeln Sie Ihr Gehalt neuBereiten Sie das Gehaltsgespräch mit Ihrem Vorgesetzten fundiert vor. Arbeiten Sie im Vorfeld klar heraus, welchen Beitrag Sie zum Erfolg des Unternehmens leisten. Welche Argumente rechtfertigen Ihren Gehaltswunsch: Haben Sie mehr Personalverantwortung übernommen? Ihren Aufgabenbereich erweitert? Umsatzziele übertroffen oder Projekte erfolgreich abgeschlossen? Vor dem Gespräch sollte Sie für sich die Höhe Ihres Gehaltswunsches definieren. Bedenken Sie, dass die Zahl, die Sie nennen von Ihrem Gegenüber als Verhandlungsbasis aufgefasst wird. Prinzipiell gilt: je besser Sie vorbereitet sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ihr Vorgesetzter Ihnen eine Gehaltserhöhung bewilligt. Quelle: Fotolia
Bauen Sie Ihr Netzwerk ausMachen Sie sich zunächst Ihr vorhandenes Netzwerk bewusst. Dann überlegen Sie, wie und in welche Richtung Sie es ausbauen wollen. Networking ist allerdings deutlich mehr, als wahllos Kontakte zu horten. Richtiges Netzwerken ist ein konstantes Geben und Nehmen. Werden Sie sich daher über Ihre Stärken klar und vermarkten Sie diese gewinnbringend. Quelle: Fotolia

Wollen wir Aufmerksamkeit von denen, die uns noch nicht kennen, ist es ratsam, sie entweder mit dem eigenen guten Ruf zu beeindrucken oder andere Experten zu zitieren – also deren Kompetenz für sich zu nutzen.

Geheimnisse haben

Die russische Psychologin Bljuma Seigarnik beschäftigte sich Anfang des vergangenen Jahrhunderts mit der Faszination von Geheimnissen. Sie fand heraus, dass wir uns an unvollendete Aufgaben besser erinnern als an jene, die wir erfolgreich abgeschlossen haben. Deshalb beschreibt der Seigarnik-Effekt unsere Fähigkeit, uns die Geschichte besser zu merken, deren Ende offen ist, weil wir unbedingt wissen möchten, wie sie ausgeht. Regisseure nutzen das gnadenlos: Je besser der Cliffhanger, desto eher wollen wir die nächste Folge sehen. Stellen Sie zu Beginn einer Präsentation eine Frage, die Sie erst am Ende beantworten. Oder überzeugen Sie die Kundin von einem Folgetermin mit einer Geschichte, die Sie erst beim zweiten Treffen beenden. Sie wird garantiert wissen wollen, wie sie ausgeht.

Fazit

Für langfristige Aufmerksamkeit ist laut Parr entscheidend, anderen Anerkennung entgegenzubringen. Ihnen auf ihren Facebook-Seiten zu folgen, ihre Beiträge zu kommentieren, persönliche E-Mails zu schreiben ist die eine Seite. Die andere ist, selbst Empathie auszulösen. Wie es die Hilfsorganisation Make-A-Wish schaffte, die todkranken Kindern ihren Herzenswunsch erfüllt. Der des leukämiekranken Miles Scott lautete nach drei Jahren Chemotherapie: „Ich möchte Batkid sein.“

Miles sollte ein paar Stunden sein Heldenkostüm tragen dürfen und in San Francisco das Verbrechen bekämpfen. Doch die Organisation hatte das Potenzial sozialer Netzwerke unterschätzt: Es kamen nicht 300, sondern 12.000 Freiwillige, um ihm zuzujubeln. Und Präsident Barack Obama gratulierte ihm dazu, die Stadt gerettet zu haben.

Für Parr ist Aufmerksamkeit wie ein Feuer. Zuerst müsse man kleine Funken erzeugen und anfachen, bis daraus Flammen entstehen. Danach müsse man Zeit und Arbeit investieren – damit sie nicht ausgehen.

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