Stress Was hinter den bekanntesten Stress-Mythen steckt

Gut die Hälfte der Studenten in Deutschland hat großen Stress. Insgesamt leidet jeder fünfte Deutsche körperlich, hat Kopfschmerzen oder Schlafstörungen. Trotzdem ranken sich um das Phänomen viele Mythen.

Mythos 1: Stress macht schlank „Wenn ich stress habe, vergesse ich manchmal sogar zu essen“, sagen manche Menschen gerne. Grundsätzlich hat Stress aber einen gegenteiligen Effekt: Das Hormon Kortisol verändert den Stoffwechsel und führt zur vermehrten Fetteinlagerung, vor allem im Bauch- und Taillenbereich - und dort schadet es der Gesundheit besonders. Wer unter hoher Belastung leidet, ernährt sich außerdem häufig unausgewogen – Gestresste greifen vermehrt zu kohlenhydrat- und fettreichen Speisen. Da man auf der Arbeit wenig Zeit hat, vertilgt man sie schnell zwischendurch - oder isst am Abend die doppelte Portion. Quelle: dpa
Mythos 2: Stress ist immer schädlichGenauso falsch ist es, Stress zu verteufeln. Denn er ist eine natürliche Reaktion, die Menschen hellwach und reaktionsschnell macht. Der Körper ist auf Angriff gepolt. Damit bewältigen wir schwierige Situationen besser und fühlen uns zunächst leistungsfähiger. Positiver Stress, den man auch Eustress nennt, tut gut. Der Grund: Es kommt zur Ausschüttung bestimmter Hormone wie zum Beispiel Dopamin, Serotonin oder Endorphin. Diese biochemische Mixtur kann dafür sorgen, dass wir Stress als neutral oder angenehm empfinden. Das gilt jedoch nur für bestimmte Situationen. Chronischer Stress ("Distress ") wirkt sich hingegen schädlich auf die Gesundheit aus. Denn dann zirkulieren die Stresshormone im Körper und werden nicht abgebaut. Quelle: Fotolia
Mythos 3: Gegen Stress hilft nur Entspannung Die Arbeit stresst, Zuhause geht auch alles drunter und drüber – da hilft nur noch, sich ganz bewusst zu entspannen. Falsch! Denn wer viel Stress hat, steht unter Strom und kann nicht auf Knopfdruck entspannen. Der Grund: Das Hormon Kortisol macht gleichzeitig zappelig macht, steigert Aggression und Unruhe. Die lässt sich nicht einfach wegmeditieren oder wegbaden. In diesem Fall hilft Bewegung, etwa eine Runde joggen oder ein Spaziergang. Hinzu kommt: Wer beim Nichtstun ständig grübelt, hält sein Stresslevel trotz vermeintlicher Entspannung auf konstantem Niveau. Besser ist dann Ablenkung in Form von Spielen oder Gesprächen. Quelle: dpa
Mythos 4: Stress wirkt auf Männer und Frauen gleich Körperlich reagieren Männer und Frauen zwar prinzipiell gleich auf Stress – die Folgen unterscheiden sich aber je nach Geschlecht. Während bei Männer ein hoher Stressfaktor eher zu Herz-Kreislauf-Problemen führt, macht er Frauen anfällig für psychische Erkrankungen. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass sich Frauen grundsätzlich mehr Gedanken über ihre Gesundheit machen. Laut DAK-Gesundheitsbericht stehen psychische Erkrankungen bei Frauen mit einem Anteil von 12,2 Prozent an dritter Stelle der häufigsten Krankheiten. Typisch männliche Stressfolgen sind dagegen Herzinfarkt und Schlaganfall. Hinzu kommen Übergewicht, hoher Blutdruck sowie erhöhte Cholesterinwerte. Das Risiko, daran zu erkranken, steigt bei Managern, die wöchentlich mehr als 60 Stunden, rapide an. Quelle: Fotolia
Umfangreiche Aufgaben ganz klein machen Quelle: Fotolia
Soziale Vereinsamung Quelle: Fotolia
Mythos 7: Ältere Menschen sind schneller gestresst Das stimmt ebenfalls nicht - zumindest nicht generell. Zwar hat Stress bei Menschen höheren Alters schneller körperliche Folgen, weil sie weniger belastbar sind. Trotzdem ist die Zahl psychischer Erkrankungen durch Stress in der vergangenen Jahren in der Gruppe der 20- bis 35-Jährigen am stärksten angestiegen und hat den höchsten Anteil bei den 40- bis 44-Jährigen. Hier erreichen psychische Erkrankungen mit einem Anteil von 12,2 Prozent ihren Höchststand. Das liegt an den steigenden Leistungsanforderungen im Job - und zunehmend unsicheren Arbeitsverhältnissen. Quelle: dpa
Mythos 8: Stress entsteht durch die Arbeit Richtig ist, dass Stress häufig im Arbeitsumfeld entsteht. Aber die Arbeitsbelastung selbst ist nicht ausschlaggebend, wie Wissenschaftler der Universität Helsinki herausfanden. Vielmehr sind oft negative Beziehungen und Emotionen am Arbeitsplatz die eigentlichen Übeltäter. Wer sich ständig mit anderen vergleicht, löst eine dauerhafte Frustrationsspirale in Gang, wie sie etwa Michael Cohn von der Universität Michigan beschreibt. Wissenschaftler sprechen dabei von der „Gratifikationskrise“: Wer viel leistet, ohne dafür angemessen belohnt zu werden, hat ein doppelt so hohes Risiko an Depression oder Herzinfarkt zu erkranken. Gestresst ist außerdem, wer wenig Kontrolle über sein Handeln hat, zu wenig Anerkennung bekommt, nicht genug verdient oder nur geringe Aufstiegschancen hat. Quelle: dpa
Mythos 9: Stress lässt sich vermeiden Ein Leben ohne Belastung gibt es nicht, auch wenn viele Ratgeberbücher „Nie mehr Stress“ versprechen. Doch er entsteht automatisch und lässt sich nicht vermeiden. Bereits wenn wir morgens aufwachen, schüttet unser Körper Stresshormone aus, damit wir in Schwung kommen. Ebenso lösen Geräusche – Lärm, Babyschreien oder Straßenverkehr – unwillkürlich Stress aus. Sogar wenn wir leidenschaftlich Küssen, ist das Stress. Denn auf jeden Reiz reagiert das Gehirn mit Gedanken und Gefühlen – und der Ausschüttung von Stresshormonen. Entscheidend dafür, ob sich der Stress auf unsere Gesundheit auswirkt, ist daher nicht ob wir Stress haben, sondern wie viel und wie lange. Quelle: dpa-tmn
Arbeitsberge Quelle: Fotolia
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